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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Thorenburg; Thoresen; Thorheit; Thorild; Thorium; Thorn

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Thorenburg - Thorn.

achtung bei breiter malerischer Darstellung auszeichnet. Seine Hauptwerke sind: ungarische Ochsen, gegen den Wind nach Hause getrieben, ackernde Ochsen, Pflüger aus der Normandie, der herannahende Wolf, Ochsengruppe bei Sonnenuntergang. T. lebt in Paris.

Thorenburg, Stadt, s. Torda.

Thoresen, Anna Magdalena, geborne Kragh, norweg. Romanschriftstellerin, geb. 3. Juni 1819 zu Fridericia in Jütland als die Tochter eines Schiffszimmermanns, kam mit 20 Jahren nach Kopenhagen, um sich zur Lehrerin auszubilden, ward nach einigen Jahren Erzieherin im Haus des norwegischen Pfarrers Thoresen und zwei Jahre später (1844) dessen Frau. Ihr neuer Wohnort bot ihr in Fülle Gelegenheit, das Volk und die nordische Natur zu studieren, und beide, Land und Leute Norwegens, haben in ihr später die verständnisvollste Darstellerin gefunden. Als nach 18jähriger Ehe der Pfarrer starb, wandte sich die Witwe wieder nach Kopenhagen, um es nun mit der Schriftstellerei zu versuchen. Sie brachte zuerst kleinere Arbeiten ("Fortällinger" u. a.), sodann die ebenso eigentümliche wie schöne Erzählung "Signes Historie" (1864), die durchschlagenden Erfolg hatte. Es war damals die Blütezeit der Bauerngeschichten und die Strömung ihr sonach förderlich; gleichwohl verdankt sie vorzugsweise ihrem eignen Talent die Erfolge dieser und ihrer folgenden Erzählungen, die sich ebensosehr durch Originalität der Erfindung und Tiefe der Charakteristik wie durch Pracht der Schilderungen auszeichnen. Es sind: "Solen i Siljedalen" (1868); "Billeder fra Vestkysten af Norge" (1872); "Nyere Fortällinger" (1873); "Livsbilleder" (1877); "Herluf Nordal" (1879); "Billeder fra Midnatsolens Land" (1884-86, 2 Bde.). In ihren Bühnendichtungen ("Et rigt parti", 1870; "Inden Döre", 1877; "Kristoffer Valkendorf og Hanseaterne", 1878; "En opgaaende sol", 1882) zeigt sie sich weniger beanlagt. Der größte Teil ihrer Dorfgeschichten wurde von Reinmar ins Deutsche übersetzt (2. Aufl., Berl. 1884, 5 Bde.). Ihre neueste Veröffentlichung ist ein Band Gedichte (1887).

Thorheit unterscheidet sich von der Tugend, welche nur gute, wie von dem Laster, welches nur schlechte Zwecke verfolgt, durch moralische Gleichgültigkeit gegen die Beschaffenheit des Zwecks, von der Weisheit, welche zur Erreichung guter, wie von der Klugheit, welche zu solcher beliebiger Zwecke taugliche Mittel wählt, durch die gedankenlose Sorglosigkeit oder (logische) Verkehrtheit in der Wahl der Mittel.

Thorild, Thomas, schwed. Dichter und Denker, geb. 1759 zu Kongelf in Bohuslän, trat als leidenschaftlicher Gegner des herrschenden französischen Geschmacks auf und verschaffte, ein Verehrer Klopstocks und Ossians, der Romantik in Schweden Eingang, verweilte dann 1788-90 zur Ausführung seiner weltverbessernden Ideen in England, ohne Erfolg zu haben, wurde nach seiner Rückkehr wegen der freisinnigen politischen Schrift "Ärligheten" ("Die Ehrlichkeit") auf mehrere Jahre des Landes verwiesen, erhielt 1795 eine Anstellung als Professor der schwedischen Litteratur und Bibliothekar zu Greifswald und starb daselbst 1808. Weniger durch seine Poesien, von denen das didaktische Gedicht "Passionerna" ("Die Leidenschaften", Stockh. 1785) genannt sei, hat T. durch seine Streitschriften, die er zum Teil unter dem Titel: "Kritik öfver kritiker med utkast til en lagstiftning i snillets verld" ("Kritik über Kritiken nebst Entwurf zu einer Gesetzgebung im Reich des Genies", 1791) herausgab, Einfluß auf die Entwickelung der schwedischen Dichtkunst ausgeübt. Als origineller und paradoxer Denker aber erscheint er besonders in seinem Hauptwerk: "Maximum sive archimetria" (Berl. 1799), das eine Fundamentalphilosophie oder urwissenschaftliche Grundlehre, allgemeine Kritik "Tanti et Totius" sein sollte. Grundlage alles Wissens ist danach das Gefühl der Notwendigkeit, so zu denken, wie man denkt, und da bei einem echten Denker vorausgesetzt werden müsse, daß er überhaupt nichts, was ihm nicht denknotwendig scheine, denke, so sei überhaupt jedes Denken Erkenntnis, weil und insoweit es notwendiges Denken ist, und der Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum besteht in dem Wieviel (Tantum quantum), d. h. in dem Grade der Notwendigkeit, welche dasselbe besitzt. Ein philosophisches Glaubensbekenntnis, das T. drucken ließ, soll unterdrückt worden sein. Eine neue Ausgabe seiner "Samlade skrifter" besorgte Hanselli (Stockh. 1873-1874, 2 Bde.). Vgl. Geijer, Thorild (Upsala 1820).

Thorium (Donarium) Th, chem. Element, welches sich im Thorit, Orangit, Pyrochlor, Monazit und andern seltenen Mineralien findet und aus dem Chlorthorium gewonnen wird. Es bildet ein graues Pulver vom spez. Gew. 7,73, Atomgewicht 231,96, zersetzt nicht Wasser, ist leicht löslich in Salpetersäure, schwer in Salzsäure, verbrennt beim Erhitzen an der Luft zu farbloser Thorerde (Thoroxyd, Thorsäure) ThO2 ^[ThO_{2}]. Diese bildet mit farblosen Säuren farblose Salze, die etwas zusammenziehend schmecken und beim Erhitzen zersetzt werden.

Thorn (poln. Torun), Kreisstadt und seit dem Eingehen der Festung Graudenz durch Anlage zahlreicher detachierter Forts auf beiden Seiten der Weichsel Festung ersten Ranges, an der Weichsel, über die hier eine 1000 m lange Eisenbahnbrücke führt, Knotenpunkt der Linien Schneidemühl-T., T.-Allenstein, T.-Alexandrowo, T. Marienburg und Posen-T. der Preußischen Staatsbahn, 34 m ü. M., hat alte, vom Deutschen Orden erbaute Ringmauern, 2 evangelische und 3 kath. Kirchen (unter letztern die Johanniskirche mit dem Epitaphium des Kopernikus), eine Synagoge, ein altes Schloß (von 1260), ein schönes Rathaus (mit wichtigem Archiv und Museum), 2 Bahnhöfe, ein Schlachthaus, einen Marktplatz (in der Altstadt) mit der kolossalen Bronzestatue des Kopernikus, welche dem 1473 in T. gebornen großen Astronomen 1853 hier errichtet wurde, und (1885) mit der Garnison (2 Infanteriereg. Nr. 21 und 61, ein Pionierbat. Nr. 2, ein Ulanenreg. Nr. 4 und ein Fußartilleriereg. Nr. 11) 23,906 meist evang. Einwohner. Die Industrie besteht in Eisengießerei, Maschinen-, Dampfkessel-, Spiritus-, Seifen-, Tabaks- und berühmter Pfefferkuchenfabrikation, Tischlerei und Schlosserei, Bierbrauerei etc. Der lebhafte Handel, unterstützt durch eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle und andre Bankinstitute sowie durch die Stromschiffahrt, ist besonders bedeutend in Getreide und Holz, ferner in Wein, Kolonial-, Eisen- und Schnittwaren, Vieh, Steinkohlen etc. Besucht sind auch die dortigen alljährlichen Woll-, die allmonatlichen Pferde- und allwöchentlichen Viehmärkte. T. ist Sitz eines Landgerichts, eines Hauptzollamtes, des Stabes der 8. Infanteriebrigade und hat ein Gymnasium mit Realgymnasium u. ein Lehrerinnenseminar. Unmittelbar bei T. liegt das Dorf Mocker mit Eisengießerei, Ma-^[folgende Seite]

^[Abb.: Wappen von Thorn.]