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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Thornbury; Thornhill; Thornton; Thorpe; Thorshavn; Thorstein; Thorsteuer; Thorwaldsen

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Thornbury - Thorwaldsen.

schinen- und Nudelfabrikation und (1885) 6826 Einw. sowie der Flecken Podgorz mit 1972 Einw. Zum Landgerichtsbezirk T. gehören die neun Amtsgerichte zu Briesen, Gollub, Kulm, Kulmsee, Lautenburg, Löbau, Neumark, Strasburg und T. - Den ersten Grund zu der Stadt legte der Hochmeister Hermann Balk 1231. Deutsche Einwanderer aus Westfalen bevölkerten die Stadt, die 28. Dez. 1232 das unter dem Namen der Kulmischen Handfeste bekannte Privilegium erhielt. T. trat später dem Hansabund bei. Hier wurde 1411 zwischen dem König Wladislaw II. von Polen und dem Deutschen Orden Friede geschlossen. 1454 ward das Schloß zu T. vom Preußischen Bund erobert und von den Bürgern zerstört. Am 19. Okt. 1466 ward hier ein zweiter Friede zwischen Polen und dem Deutschen Orden geschlossen. Der Waffenstillstand mit Polen zu T. 5. April 1521 gewährte dem Hochmeister Albrecht von Brandenburg vier Jahre Ruhe bis zum berühmten Krakauer Frieden. 1557 nahmen Rat und Bürgerschaft die Reformation an, und 1558 ward die Marienschule zu einem Gymnasium erhoben. Auf Veranlassung des polnischen Königs Wladislaw IV. ward hier 1645 unter Ossolinskis Vorsitz das sogen. Colloquium charitativum zur Versöhnung der Katholiken und Dissidenten, woran auch G. Calixt teilnahm, veranstaltet. Streitigkeiten, welche 16. Juli 1724 zwischen den Jesuitenzöglingen und den Schülern des protestantischen Gymnasiums bei Gelegenheit der Fronleichnamsprozession entstanden, hatten einen Tumult zur Folge, wobei das Jesuitenkloster gestürmt und verwüstet wurde. Die polnische Regierung ließ darauf auf Grund eines ganz ungesetzlichen Verfahrens 7. Dez. 1724 den Stadtpräsidenten Rößner nebst neun Bürgern enthaupten (Thorner Blutbad) und bestimmte, daß der Magistrat künftig zur Hälfte aus Katholiken bestehen und die Marienkirche den Katholiken übergeben werden sollte. Bei der zweiten Teilung Polens fiel T. zugleich mit Danzig 1793 an Preußen. Durch den Frieden von Tilsit 1807 kam es an das Großherzogtum Warschau, und 16. April 1813 mußte es, nachdem es von den Russen und Preußen eingeschlossen worden war, nach achttägiger Beschießung kapitulieren. Durch die Wiener Kongreßakte von 1815 kam es von Polen an Preußen zurück und ward seit 1818 mit Festungswerken versehen. Vgl. Wernicke, Geschichte Thorns (Thorn 1839-42, 2 Bde.); Hoburg, Die Belagerungen der Stadt und Festung T. (das. 1850); Steinbrecht, Die Baukunst des Deutschen Ritterordens, Bd. 1: T. im Mittelalter (Berl. 1884); Kestner, Beiträge zur Geschichte der Stadt T. (Thorn 1883); Steinmann, Der Kreis T. (das. 1866).

Thornbury (spr. thórnbörĭ), George Walter, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 1828 zu London, gest. daselbst 11. Juni 1876, begann seine Laufbahn 1845 mit Beiträgen zum "Bristol Journal" und schrieb später hauptsächlich für das "Athenaeum". Sein erstes größeres Werk war: "Lays and legends of the New World" (1851). Es folgten eine Geschichte der Bukanier ("Monarchs of the Main", 1855, neue Aufl. 1873), "Shakspere's England during the reign of Elisabeth" (1856, 2 Bde.) und "Art and nature at home and abroad" (1856, 2 Bde.). Als Dichter zeigte er sich in "Songs of Cavaliers and Roundheads" (1857), "Two centuries of song" (1867) und "Historical and legendary ballads and songs" (1875) sowie in seinen Romanen, von denen zu nennen: "Every man his own trumpeter" (1858); "Icebound" (1861); "True as steel" (1863, 3 Bde.); "Wildfire" (1864); "Tales for the marines" (1865); "Haunted London" (1865); "Greatheart" (1866); "The vicar's courtship" (1869) und "Old stories retold" (1869). Als Kunstschriftsteller hat sich T. hervorgethan in den Werken: "British artists from Hogarth to Turner" (1861, 2 Bde.) und "Life of J. M. W. Turner" (1861). Von seinen Reiseschilderungen sind anzuführen: "Life in Spain" (1859); "Turkish life and character" (1860); "Tour round England" (1870, 2 Bde.); "Criss cross journeys" (1873, 2 Bde.); "Old and new London" (1873-74, 2 Bde.).

Thornhill, Stadt im südwestlichen Yorkshire (England), am Calder, dicht bei Dewsbury, hat chemische Fabriken, Eisenhütten und (1881) 8843 Einw.

Thornhill, James, engl. Maler, geb. 1676 zu Melcombe Regis in Dorset, bildete sich bei Th. Highmore und war dann besonders auf dem Gebiet der dekorarativen ^[richtig: dekorativen] Malerei unter dem Einfluß der französischen Schule thätig. Er schmückte unter anderm die Kuppel der Paulskirche, die große Halle zu Blenheim, die Kapelle zu Wimpole, die große Halle zu Greenwich, ferner Hamptoncourt und Easton Neston mit Gemälden und malte auch Porträte und Landschaften. Er starb 13. Mai 1734 bei Weymouth.

Thornton, Stadt in Yorkshire (England), westlich von Bradford, hat Worstedweberei, Fabrikation von Weberschiffen und Holzschuhen und (1881) 6084 Einw.

Thorpe (spr. thorp), Benjamin, engl. Forscher auf dem Gebiet der angelsächsischen Sprache und Litteratur, geb. 1782, folgte in seinen Studien den Grundsätzen des Dänen Rask (s. d.), dessen angelsächsische Grammatik er ins Englische übertrug (Kopenh. 1830, 3. Aufl. 1879); starb 23. Juli 1870 in Chiswick. T. lieferte viele schätzbare Ausgaben und Übersetzungen angelsächsischer Sprachdenkmäler, unter denen hauptsächlich die folgenden hervorzuheben sind: "Anglo-Saxon version of the story of Apollonius" (Lond. 1836); "Codex Vercellensis" (1837); "Ancient laws and institutes of the Anglo-Saxon kings" (1840, 2 Bde.); "Codex Exoniensis, a collection of Anglo-Saxon poetry" (1842); "Analecta anglo-saxonica" (1846, neue Ausg. 1868); "Anglo-Saxon version of the four gospels" (1848); "Beowulf" (1855, 2. Aufl. 1875); "Libri psalmorum versio, latina et anglo-saxonica" (1857); "Anglo-Saxon chronicle" (1861, 2 Bde.) und "Diplomatarium anglicanum aevi saxonici" (1865). Außerdem schrieb er: "Northern mythology" (1852, 3 Bde.), eine kritische Übersicht der Volkssagen Skandinaviens, Norddeutschlands und der Niederlande, der sich "Yule tide tales" (1852) und eine Übersetzung der Edda (1866) anschlossen; auch übertrug er Lappenbergs "Geschichte Englands" sowie Paulis "Alfred d. Gr." u. a. ins Englische.

Thorshavn, Stadt auf Strömö, s. Färöer, S. 58.

Thorstein, Berg, s. Dachstein.

Thorsteuer (Thoraccise), eine Form der Aufwandsteuer, erhoben beim Eingang von Waren in bewohnte (geschlossene) Orte, kommt unter der Benennung Oktroi meist nur als Gemeindesteuer vor.

Thorwaldsen, Bertel (in Rom Alberto genannt), Bildhauer, geb. 19. Nov. 1770 auf der See zwischen Island und Kopenhagen, wohin sich sein Vater, ein Isländer, begab, um sich seinen Lebensunterhalt durch Schnitzen von Figuren für Schiffsvorderteile zu erwerben. T. war schon als Knabe in demselben Beruf thätig. Vom elften Jahr an besuchte er die Kunstakademie, wo er mit Erfolg studierte und mehrere Preise gewann. Unter anderm hatte T. damals die Büste des Staatsministers Peter Andreas v. Bernstorff modelliert, welche er später (1798) zu Rom in Marmor ausführte. Dadurch wurde der Staatsmi-^[folgende Seite]