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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Thüringische Terrasse; Thürklopfer; Thurles

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Thüringische Terrasse - Thurles.

sind außer den kalk- und kohlensäurehaltigen Eisenquellen in Liebenstein die Solquellen von Salzungen und Schmalkalden zu nennen, während andre Orte, besonders Elgersburg, Ilmenau etc., sich eines fast chemisch reinen Wassers erfreuen und den dortigen Kaltwasserheilanstalten ihren guten Ruf verschafft haben. An nutzbaren Mineralien ist die Ausbeute von Braunstein, welcher aus Gängen im Porphyr vorkommt (Manganerz), bei Ilmenau, Elgersburg, Friedrichroda, Schmalkalden etc. von einiger Bedeutung. Außerdem liefert die Zechsteinformation Eisenerze (Stahlberg und Mommel bei Schmalkalden, Kamsdorf bei Saalfeld), Schwerspat, Kupfererz (Kupferschiefer bei Ilmenau, Schweina u. Fahlerz bei Kamsdorf), Gips (Kittelsthal, Friedrichroda etc.), Kobalt- und Nickelerze bei Saalfeld und Schweina. Alaun- und Vitriolschiefer sind bei Schmiedefeld im Silur bekannt. Gold fand sich im kambrischen Quarzit von Reichmannsdorf. Flußspat wird bei Steinbach und Öhrenstock, Kaolin bei Limbach etc. gewonnen. Besondere Erwähnung verdienen noch die Schieferbrüche im südöstlichen Teil des Gebirges, besonders bei Lehesten. Lebhaft ist die Industrie. Hervorragend sind besonders: die Bearbeitung des Eisens in allen Formen bis hinab zu den Produkten der Kleinschlosserei und den sogen. Schmalkaldener Waren, die Porzellan- und Steingutmanufakturen, die Spielwaren- und Papiermachéfabriken in Sonneberg und Waltershausen, die Meerschaumindustrie in Ruhla, die Glashütten, Glasinstrumenten- und Glasperlenfabrikation, die Farbenfabriken, die Gewinnung von Pechharz und Kienruß etc. Bedeutend ist der Fremdenverkehr während der Sommermonate, besonders in Eisenach, Thal, Ruhla, Friedrichroda, Tabarz, Georgenthal, Tambach, Elgersburg, Ilmenau. Zahlreiche, meist wohlgepflegte Straßen überschreiten das Gebirge. Ein Gürtel von Eisenbahnen umgibt den T. W., drei Linien durchschneiden denselben von N. nach S. zum Teil in langen Tunnels. Für noch größere Hebung des Fremdenverkehrs, namentlich auch für Aufschließung noch weniger bekannter Thäler und Aussichtspunkte, ist der Thüringerwaldverein sehr thätig. In politischer Beziehung bietet der T. W. noch heute das bunteste Bild dar: Preußen, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, Sachsen-Koburg-Gotha, die beiden Schwarzburg, Reuß und Bayern teilen sich in ihn. Vgl. Heim, Geologische Beschreibung des Thüringer Waldgebirges (Meining. 1796, 6 Bde.); Credner, Geognostische Verhältnisse Thüringens und des Harzes (Gotha 1843); Derselbe, Versuch einer Bildungsgeschichte der geognostischen Verhältnisse des Thüringer Waldes (das. 1855); Schwerdt und Ziegler, Thüringen (in "Meyers Reisebüchern", 3. Aufl., Leipz. 1879), und ebenda: Anding und Radefelds "Wegweiser" (9. Aufl., das. 1888); Trinius, Thüringer Wanderbuch (Mind. 1886-89, 3 Bde.); Vogel, Topographische Karte vom T. W., 1:150,000 (Gotha).

Thüringische Terrasse, die Berg- und Hügellandschaft zwischen dem Thüringer Wald und dem Harz, der Saale und der Werra, die vom Harz durch die Goldene Aue (das Thal der Helme) geschieden wird, bildet im allgemeinen eine allmählich gegen S. ansteigende Landschaft mit zahlreichen Bergzügen und Platten unter besondern Namen. Dahin gehören: das Plateau des Eichsfeldes (Goburg, am Westrand, 568 m) mit dem Ohmgebirge (522 m) und dem Dün (517 m), das zwischen Wipper und Helbe sich als Hainleite (Wetternburg 465, Possen 461 m) zur Unstrut zieht; das Kyffhäusergebirge (470 m) am südlichen Rande der Goldenen Aue; die Schmücke, Schrecke und Finne zwischen der Unstrut bei Sachsenburg und der Saale bei Kösen; der Göttinger Wald (440 m) östlich von der Leine und von Göttingen; der Hainich (473 m), Verbindungsglied zwischen dem Eichsfelder Plateau und den Bergen bei Eisenach; der Ettersberg (481 m) nördlich von Weimar und der Steigerwald bei Erfurt. In unmittelbarer Nähe des Thüringer Waldes bereits befinden sich Höhen zwischen der Saale und Gera (Singerberg bei Stadtilm 582 m, Reinsberg bei Plaue 614 m), die Drei Gleichen bei Wandersleben und die Hörselberge (485 m) bei Eisenach. Auch die ostwärts von der Saale sich erstreckenden Berglandschaften gehören teilweise noch hierher, so: der Kulm (482 m) bei Saalfeld, die Leuchtenburg (436 m), die Kunitzburg (353 m) und die Rudelsburg, alle drei unmittelbar an der Ostseite des Saalethals. Was den Bau der Terrasse betrifft, so besteht dieselbe, abgesehen von den Alluvionen in den Flußthälern, vorzugsweise aus Keuper, Muschelkalk und Buntsandstein. Älteres Gestein, Zechstein und Rotliegendes, Granit, Gneis und Hornblendefels bedeckend, findet sich im Kyffhäusergebirge.

Thürklopfer, ursprünglich eiserne Hämmer, dann Ringe aus Eisen oder Bronze, welche an den Hausthüren so angebracht waren, daß man sie bewegen und mit ihnen gegen einen eisernen Knopf schlagen konnte. Seit der gotischen Zeit wurden die T. phantastisch gestaltet und künstlerisch verziert (s. Tafel "Schmiedekunst", Fig. 3 u. 25), in der Renaissance zu Kunstwerken mit figürlichem Zierat ausgebildet (s. Abbild.). Bisweilen waren sie auch mit Fackelhaltern verbunden (s. Tafel "Schmiedekunst", Fig. 19). Jetzt nur noch in England gebräuchlich.

^[Abb.: Thürklopfer (Neptun am Palast Trevisan in Venedig).]

Thurles (spr. thörls), Stadt in der irischen Grafschaft Tipperary, am Suir, sehr alt, Sitz des Erzbischofs von Cashel und Emly, hat ein kath. Seminar, 2 Nonnenklöster, die Ruinen eines Schlosses der Tempelherren und (1881) 4850 Einw. 6 km davon die Ruinen der 1182 gestifteten Holy Croß Abbey.