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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Törzburg; Tosa; Tosca; Toscāna

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Törzburg - Toscana.

welche bis zur neuesten Zeit die beiden Hauptgegensätze in den politischen Ansichten derselben repräsentierten. Der Ursprung der beiden Namen geht in die ersten Zeiten der Stuarts zurück. Mit dem Namen Tories bezeichnete man ursprünglich katholische Räuberbanden, welche zur Zeit des Kampfes Karls I. gegen das Parlament unter dem Vorwand royalistischer Gesinnung Irland plündernd durchzogen, und diese Bezeichnung wurde etwa seit 1680 auf die Anhänger des Herzogs von York, der als der geheime Beschützer der irischen Rebellen galt, dann auf die Hofpartei überhaupt übertragen. Die Ableitung des Wortes ist nicht sicher. Der Name Whig (abgeleitet von whigamore, einer Bezeichnung der westschottischen Bauern wegen eines Instruments u. Rufs [whigam], mit dem sie ihre Pferde antrieben) galt seit dem Edinburger Aufstand von 1648, dem sogen. Whigamoreraid, für die schottischen Covenanters; dann wurden die Anhänger republikanischer Tendenzen in Schottland die "wilden Whigs" genannt, und seit 1680 begann die Partei des Hofs ihre für die Freiheiten der Nation kämpfenden Gegner als Whigs zu bezeichnen. Seit der Berufung Wilhelms III. von Oranien 1688, namentlich aber seit der Thronbesteigung des Hauses Hannover 1714 erlangten die Whigs das Übergewicht u. behaupteten es während der Regierungen Georgs I. und Georgs II. im Kabinett wie im Parlament. In dieser Zeit veränderte sich aber allmählich die Stellung der beiden Parteien. Die Tories hatten bisher noch immer an die Wiederherstellung der königlichen Rechte in dem von den Stuarts beanspruchten Umfang, viele von ihnen wohl auch an die Restauration der vertriebenen Dynastie gedacht. Als aber diese unmöglich geworden war, fügten sie sich in die Umstände und wurden die Vertreter des einmal Bestehenden, also der bischöflichen Kirche und der neuen Dynastie, der Sinekuren, der bisherigen parlamentarischen Formen und der Schutzzölle. Die eifrigsten Gegner aller Neuerungen nennt man Hochtories (high-tories). Die Whigs dagegen, dem Fortschritt huldigend, wirkten für Emanzipation der Dissenters, Katholiken und Juden und in staatlicher Hinsicht für freisinnigere Entwickelung der politischen Institutionen gegenüber der Unduldsamkeit des starren Aristokratismus. Seit 1782 wechselten fast stets Tory- und Whigministerien miteinander ab; zu erstern gehörten die Ministerien: Pitt, Portland, Castlereagh, Goderich, Wellington, Peel, Aberdeen, Derby, zu letztern: Fox, Canning, Grev, Melbourne, Russell und Palmerston. Infolge der neuern großen Reformen haben jedoch, zumal durch das Auftreten von neuen Parteibildungen, der Radikalen, Adullamiten, Homerulers etc., die Namen T. und W. ihre aktuelle Bedeutung eingebüßt. Als Liberale und Konservative werden auch in England jetzt die sich hauptsächlich bekämpfenden Parteien bezeichnet, so daß die Namen T. und W. nur noch historische Bedeutung haben. Vgl. Kebbel, History of torysm from the accession of Mr. Pitt to Beaconsfield (Lond. 1885).

Törzburg, Karpathenpaß im ungar. Komitat Fogaras, südwestlich von Kronstadt, an der Grenze von Siebenbürgen und Rumänien, der eine tiefe, breite Einsattelung zwischen den Felswänden des Königssteins und Bucsecs bildet; mit Grenzzollamt und Kontumazanstalt in Ober-T. Nordwestlich hiervon Dorf Unter-T. mit dem Felsenschloß T. (Dietrichsburg), das 1377 an Stelle der hölzernen Burg der Deutschen Ordensritter erbaut wurde.

Tosa, Fluß, s. Toce.

Tosca, trachytischer Tuff, s. Trachyte.

Toscāna, vormaliges ital. Großherzogtum, fast in der Mitte Italiens, jetzt Landschaft (compartimento) des Königreichs Italien, grenzt an die Landschaften Rom, Umbrien, die Marken, Emilia und Ligurien und umfaßt die Provinzen: Arezzo, Florenz, Grosseto, Livorno, Lucca, Massa-Carrara, Pisa und Siena mit 24,053, nach Strelbitsky 24,062 qkm (437,01 QM.) Areal und (1881) 2,208,869 Einw. (näheres s. unter den einzelnen Provinzen und Italien). -

T. ist das alte Tuscien oder Etrurien (s. d.). Nach dem Untergang des weströmischen Reichs (476 n. Chr.) herrschten in dem Land zwischen dem Macrafluß und dem Tiber Ostgoten, dann Griechen, endlich Langobarden. Während der Herrschaft der letztern stand es unter Lehnsherzögen, die zu Lucca residierten; Karl d. Gr. machte T. 774 zu einer fränkischen Provinz und setzte Markgrafen ein. Markgraf Bonifacius II., zugleich Graf von Modena, Reggio, Mantua und Ferrara, der reichste und mächtigste Fürst in Italien, hinterließ 1052 einen minderjährigen Sohn, Friedrich, für den seine Mutter Beatrix die Regierung führte, und als er 1055 starb, folgte ihm sein Stiefvater Georg der Bärtige von Niederlothringen. Beatrix und noch mehr ihre Tochter Mathilde, Markgräfin von Tuscien, waren eifrige Anhängerinnen des Papstes, und letztere vermachte nebst ihren übrigen Besitzungen 1115 auch T. dem römischen Stuhl. In dem hierauf entbrennenden Streit zwischen Kaiser und Papst um die Mathildische Erbschaft ging die politische Einheit und die fürstliche Macht unter, und die städtischen Gemeinwesen Florenz, Siena, Pisa, Lucca, Arezzo u. a. rissen alle Gewalt in T. an sich. Unter diesen erlangte Florenz die größte Macht und vereinigte im 14. und 15. Jahrh. den größten Teil von T. mit seinem Gebiet. Und als in Florenz die Familie Medici zur Herrschaft kam, gewann sie damit auch die Herrschaft von T. Am 1. Mai 1532 erhob der Kaiser Karl V. seinen spätern Eidam, Alexander von Medici, zum erblichen Herzog von Florenz. Dessen Nachfolger Cosimo I. (1537-74) vergrößerte sein Gebiet 1555 durch die Erwerbung Sienas und wurde 1569 von Papst Paul V. zum Großherzog von T. ernannt und in dieser Würde sein Nachfolger Franz (1574-87) vom Kaiser (1576) bestätigt. Derselbe hatte dann seinen Bruder Ferdinand, bisher Kardinal, zum Nachfolger. Unter den folgenden Herzögen, Cosimo II. (gest. 1621), Ferdinand II. (gest. 1670) und Cosimo III. (gest. 1723), sank der Staat schon sichtlich. Gemäß dem Wiener Frieden von 1735 fiel T. nach dem Tode des letzten Medici, Giovanni Gasto (1737), an den Herzog Franz Stephan von Lothringen, Gemahl Maria Theresias von Österreich und nachmaligen Kaiser Franz I. Ihm folgte 1765 sein zweiter Sohn, Großherzog Leopold, unter dessen aufgeklärter Regierung das zu einer österreichischen Sekundogenitur erklärte Land durch weise Reformen und vorzügliche Sorge um geistige und materielle Entwickelung zu hoher Blüte gelangte. Als Leopold 1790 Kaiser ward, folgte ihm in T. sein zweiter Sohn, Ferdinand III., der im Sinn seines Vaters regierte. 1793 trat er der Koalition gegen Frankreich bei, schon 1795 aber schloß er einen Neutralitätsvertrag mit letzterm. Dessenungeachtet besetzte Bonaparte 1796 Livorno. 1797 ward der Abzug der Franzosen mit 1 Mill. Frank erkauft; aber schon im März 1799 rückten dieselben, nachdem sie nochmals 2 Mill. Fr. erpreßt hatten, wieder in T. ein und nötigten den Großherzog, das Land zu verlassen. Im Frieden von Lüneville 1801 mußte derselbe T. gegen Salzburg abtreten; T. aber, das zu