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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Traktorie - Transbaikalien.

Traktorie (neulat., Zuglinie), eine ebene Kurve, bei welcher alle Tangenten vom Berührungspunkt bis zum Schnittpunkt mit einer gegebenen geraden oder krummen Linie, der Direktrix, gleich lang sind. Die einfache T. mit geradliniger Direktrix ist schon von Huygens ("Hugenii Opera varia", Teil 2, Seite 617) untersucht worden.

Traktur (lat.), in der Orgel die innern Teile des Regierwerkes, besonders der Abstrakten.

Tralee (spr. tralih), Hauptstadt der irischen Grafschaft Kerry, an der Mündung des Lee in die Traleebai des Atlantischen Ozeans und mit seinem Außenhafen Blennerville durch einen Schiffskanal verbunden, hat ein Dominikanerseminar, Fischerei (442 Boote), lebhaften Handel und (1881) 9910 Einw.

Tralje (holl.), Gitterstab an Fenstern.

Tralles, Johann Georg, Physiker, geb. 15. Okt. 1763 zu Hamburg, studierte seit 1782 in Göttingen, ward 1785 Professor der Mathematik und Physik zu Bern, 1810 Professor der Mathematik in Berlin, starb 19. Nov. 1822 in London. Er erfand das nach ihm benannte Alkoholometer (s. d.) und schrieb "Untersuchungen über die spezifischen Gewichte der Mischungen aus Alkohol und Wasser" (Leipz. 1812).

Trambahnen, s. v. w. Straßeneisenbahnen.

Trametes Fr., Pilzgattung aus der Unterordnung der Hymenomyceten, von der Gattung Polyporus nur darin verschieden, daß die Röhren keine von der Substanz des Huts verschiedene Schicht bilden, sondern gleichfalls in dieselbe eingesenkt sind, weil letztere zwischen die Röhren hinabsteigt. Es sind holzbewohnende Schwämme mit stiellosem, halbiertem Hute. T. pini Fr. (Kiefernschwamm), mit polsterförmigen, 7-14 cm breiten, bis 11 cm dicken, sehr harten, korkig-holzigen, schmutzig braunschwarzen, tief gefurchten, meist dachziegelförmig übereinander wachsenden Hüten mit rötlichgelben Röhren, wächst an Kiefernstämmen und verursacht die Rotfäule und Ringschäle der Kiefern. Letztere Krankheit zeigt sich an den obern Stammteilen und stärkern Ästen und besteht darin, daß das dunkler gefärbte Kernholz mürbe wird und ringförmige Zonen von weißen Flecken bekommt, welche aus dem Pilzmycelium bestehen, dessen Fäden die Holzzellen nach und nach verzehren. Nur an alten Aststümpfen bildet der Pilz die oft über 50 Jahre alt werdenden Fruchtkörper. Die Infektion des Baums findet nur von abgebrochenen oder abgesägten Ästen aus und erst bei 40-50jährigen Bäumen statt, da der Pilz mit seinem Mycelium nur im Kernholz wuchert.

Tramieren (franz.), anzetteln.

Tramin, Marktflecken in Südtirol, Bezirkshauptmannschaft Bozen, am Abhang des Mendelgebirges, hat eine alte Pfarrkirche, berühmten Weinbau und Weinhandel (von hier stammt die Traminer Rebe), Seidenfilande und (1880) 1798 Einw.

Tramontane (ital.), jenseit der Berge, d. h. in Italien von Norden her wehender Wind, Nordwind; auch s. v. w. Polarstern.

Trampeltier, s. Kamel, S. 420.

Trampoline (it.), Schwungbrett für Kunstspringer.

Tramrecht, s. Balkenrecht und Baurecht.

Tramseide (Trama), s. Seide, S. 825.

Tramway (engl., spr. -ueh), s. Straßeneisenbahnen.

Tramwaylokomotive, s. Lokomotive, S. 890.

Trance (engl., spr. tränns), Verzückung, Entrückung (bei den Spiritisten gebräuchlicher Ausdruck).

Trancheekatze (Trancheekavalier), s. Kavalier.

Trancheen (franz., spr. trangsch-), s. Laufgräben.

Tranchen (franz., spr. trangschen), die "Schnitte" beim Tranchieren von Fleisch und Fisch.

Tranchieren (franz., spr. trangsch-), zerschneiden, besonders das Zerlegen der Fleischspeisen (Braten) in einzelne Stücke mit dem Tranchiermesser und der zweizinkigen Tranchiergabel, am besten auf einer hölzernen Platte. Vgl. Grimod de la Reynière, Manuel des amphitryons (Par. 1808); Bernardi, L'écuyer tranchant (das. 1845); Klein, Die Tranchierkunst (2. Aufl., Hildburgh. 1886).

Trani, Stadt in der ital. Provinz Bari, Kreis Barletta, am Adriatischen Meer und an der Eisenbahn Ancona-Brindisi, ist Sitz eines Erzbistums, eines Appellhofs und eines Zivil- und Korrektionstribunals, hat ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Seminar, eine schöne Kathedrale (aus dem Anfang des 12. Jahrh., mit großer Unterkirche, einem fünfgeschossigen normännischen Turm und bronzenen Thürflügeln von 1175), alte Basteien, einen stark versandeten Hafen, bedeutenden Handel mit Landesprodukten, starke Fischerei u. (1881) 25,173 Einw. T. hatte im Mittelalter große Bedeutung als Handelsplatz nach dem Orient, verlor dieselbe aber infolge Verschüttung des Hafeneinganges durch die Venezianer.

Trankebar (Tarangambadi), kleine Hafenstadt der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, an der Koromandelküste, mit (1881) 6189 Einw., ist jetzt ein verfallener Platz, war aber unter dänischer Herrschaft (1616-1845) Hauptort der dänischen Kolonien in Indien; 1845 wurde es für 20,000 Pfd. Sterl. an die Britisch-Ostindische Kompanie verkauft. In T. wurde 1706 die erste protestantische Mission in Indien angelegt, die noch heute besteht und eine Schule und Druckerei besitzt; in letzterer werden Werke in Tamil gedruckt. Die Europäer wohnen in dem alten dänischen Fort am Strand.

Tranksteuer, s. v. w. Getränkesteuer (s. d.).

Tranquillität (lat.), Ruhe, Gelassenheit.

Tranquillo (ital., auch Tranquillamente), ruhig.

Trans (lat.), über, jenseit, kommt häufig in Zusammensetzungen vor, bei geographischen Namen dem Cis entgegengesetzt.

Transactions (engl., spr. tränsäcksch'ns), Abhandlungen, besonders Titel für die periodischen Publikationen der gelehrten Gesellschaften in England.

Transaktion (lat.), Verhandlung; Unterhandlung zur Beilegung von Streitigkeiten; Vergleich, Übereinkunft; auch Handelsunternehmung.

Transalpinisch (lat.), jenseit der Alpen gelegen.

Transanimation (neulat.), Seelenwanderung.

Transatlantisch (lat.), jenseit des Atlantischen Meers gelegen.

Transbaikalien, russ. Gebiet im Generalgouvernement Ostsibirien, zwischen dem Baikalsee, China, der Amurprovinz und dem Gebiet Jakutsk, 603,228 qkm (10,955 QM.) mit (1885) 530,896 Einw., zur Hälfte Russen und Sibiriaken, außerdem 122,000 Buräten, 5600 Tungusen, 2000 Polen, ferner Chinesen, Juden u. a. Das Land ist vorwiegend gebirgig und wird vom Jablonowoigebirge mitten durchzogen, im NW. breitet sich das große, unwirtliche Witimplateau aus. Unter den zahlreichen Flüssen sind die namhaftesten Selenga mit der Uda, Ingoda und Schilka, der Witim bildet die Nordgrenze. Die mittlere Jahrestemperatur schwankt zwischen -1,7° und +4° C., die Niederschläge zwischen 300 und 762 mm. Daher ist vielfach künstliche Bewässerung zur Erzeugung von Pflanzenwuchs nötig, und dichter Wald wechselt mit nackten Steppen. Der Ackerbau hat durch die Förderung der Regierung neuerdings zugenommen, viel bedeutender ist aber die Viehzucht; man zählt 400,000 Pferde, ½ Mill. Rinder, 1 Mill. Schafe, in der Steppe