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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Trendelburg; Trendelenburg; Trennen, sich; Trense; Trent; Trentaffaire; Trente et quarante

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Trendelburg - Trente et quarante.

liche Gefangenschaft auf den Spielberg bei Brünn gebracht wurde, wo er 14. Okt. 1749 starb. Vgl. seine Autobiographie (Leipz. 1748 u. Wien 1807, 2 Bde., reicht bis 1747); "Franz von der T., dargestellt von einem Unparteiischen" (Hübner), mit einer Vorrede von Schubart (Stuttg. 1788, 3 Bde.); Wahrmann, Leben, Thaten, Abenteuer, Gefängnis und Tod des Franz Freih. v. d. T. (Leipz. 1837) und "Freiherr Franz v. d. T." (3. Aufl., Celle 1868, 3 Bde.).

2) Friedrich, Freiherr von der, Abenteurer, geb. 16. Febr. 1726 zu Königsberg i. Pr., Vetter des vorigen, nahm 1740 preußische Kriegsdienste und wurde beim Ausbruch des zweiten Schlesischen Kriegs 1744 Ordonnanzoffizier Friedrichs d. Gr. Bald hernach fiel er in Ungnade, angeblich wegen einer Liebesintrige mit der Schwester des Königs, der Prinzessin Amalia, und die Entdeckung seines an sich unschuldigen Briefwechsels mit seinem Vetter gab dem König erwünschten Anlaß, ihn auf die Festung Glatz bringen zu lassen. Von hier im Januar 1747 entkommen, erhielt T. 1749 in Wien eine Anstellung als Rittmeister bei einem kaiserlichen Kürassierregiment in Ungarn. Als er aber 1753 in Familienangelegenheiten nach Danzig reiste, ward er hier auf Friedrichs II. Befehl verhaftet, nach Magdeburg in die Sternschanze abgeführt und nach einem vereitelten Fluchtversuch an Händen, Füßen und Leib mit schweren Fesseln angeschmiedet. Im Dezember 1763 endlich in Freiheit gesetzt, begab er sich nach Aachen, beschäftigte sich daselbst mit litterarischen Arbeiten und trieb nebenbei einen Weinhandel. Von 1774 bis 1777 bereiste er England und Frankreich und wurde dann von der Kaiserin Maria Theresia zu mehreren geheimen Sendungen gebraucht. Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms II. erhielt er seine in Preußen eingezogenen Güter zurück. Sein unruhiger Geist trieb ihn beim Ausbruch der französischen Revolution nach Paris, wo ihn Robespierre 1794 als angeblichen Geschäftsträger fremder Mächte guillotinieren ließ. Seine Selbstbiographie (Berl. u. Wien 1787, 3 Bde.) ist wohl nicht frei von Übertreibungen. Seine übrigen Schriften sind enthalten in "Trencks sämtliche Gedichte u. Schriften" (Leipz. 1786, 8 Bde.). Vgl. Wahrmann, Friedr. Freih. v. d. T. Leben, Kerker und Tod (Leipz. 1837); "Freiherr Friedrich v. d. T." (3. Aufl., Celle 1868, 3 Bde.) und "Kollektion Spemann", Bd. 44.

Trendelburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar, an der Diemel und der Linie Hümme-Karlshafen der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein altes Schloß und (1885) 772 Einw.

Trendelenburg, Friedrich Adolf, Philosoph, geb. 30. Nov. 1802 zu Eutin, studierte in Kiel, wo Joh. Erich v. Berger nachhaltigen Einfluß auf ihn übte, Leipzig und Berlin Philosophie und Philologie, habilitierte sich an der Berliner Universität, wurde 1833 außerordentlicher, 1837 ordentlicher Professor, 1846 Mitglied der Akademie und war seit 1847 beständiger Sekretär der historisch-philosophischen Klasse. Kurze Zeit war er in konservativem Sinn auch politisch thätig und auf die Gestaltung des preußischen Universitätswesens sehr einflußreich. Er starb 24. Jan. 1872 in Berlin. Die Leistungen Trendelenburgs teilen sich in philologisch-historische und philosophische. Zu den erstern gehören seine für den ersten Unterricht in der Logik sehr verdienstlichen "Elementa logices Aristotelicae" (Berl. 1837, 8. Aufl. 1878), zu welcher Schrift er eine deutsche Bearbeitung und Ergänzung: "Erläuterungen zu den Elementen der aristotelischen Logik" (das. 1842, 3. Aufl. 1876), lieferte. Für das tiefere Studium des Aristoteles ging er den philosophierenden Philologen bahnbrechend voran mit seiner Ausgabe der Aristotelischen Schrift über die Seele ("Aristotelis de anima etc.", Jena 1833, mit Kommentar). 1840 trat er mit seinen "Logischen Untersuchungen" (Berl. 1840, 2 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1870) hervor, in welchen er die formale Logik der Kantianer und die dialektische Methode Hegels treffend kritisierte, selbst aber ein logisch-metaphysisches System aufstellte, in welchem unter Anklang an Aristotelische Denkweise die Bewegung als das dem Denken und dem Sein Gemeinsame zum Ausgangspunkt einer spekulativen Erkenntnistheorie und zum Mittel einer Ableitung der Grundbegriffe und Grundanschauungen (namentlich von Raum und Zeit) gemacht wird. Die ethische Seite seiner Philosophie entwickelte er in dem Aufsatz: "Die sittliche Idee des Rechts" (Berl. 1849), die ästhetische in den Vorträgen: "Niobe" (das. 1846) und "Der Kölner Dom" (Köln 1853). Gegen das Ende seines Lebens geriet er in einen durch seinen Tod unterbrochenen litterarischen Streit mit Kuno Fischer (s. d. 10) über die Auffassung der Kantschen Lehre, als dessen Frucht die Schrift "Kuno Fischer und sein Kant" (Leipz. 1869) zu betrachten ist. Ein andres systematisches Werk Trendelenburgs ist: "Das Naturrecht auf dem Grunde der Ethik" (Leipz. 1860, 2. Aufl. 1868). Seine "Historischen Beiträge zur Philosophie" enthalten im 1. Band (Berl. 1846) eine Geschichte der Kategorienlehre, im 2. und 3. (das. 1855 und 1867) vermischte Aufsätze, unter denen besonders die Abhandlungen über Spinoza und Herbart hervorzuheben sind. Seine geist- und gehaltvollen akademischen Reden sind größtenteils gesammelt in den "Kleinen Schriften" (Leipz. 1870, 2 Bde.), welche auch die 1843 anonym erschienene Schrift "Das Turnen und die deutsche Volkserziehung" enthalten. Vgl. Bonitz, Zur Erinnerung an T. (Berl. 1872); Bratuscheck, Adolf T. (das. 1873).

Trennen, sich, in der Turfsprache Euphemismus für Herabfallen vom Pferd.

Trense, s. Zaum.

Trent, Fluß in England, entspringt im nördlichen Staffordshire, fließt bei Stoke und Rugeley vorbei, wird bei Burton (193 km oberhalb seiner Mündung) schiffbar und ergießt sich, nachdem er noch Nottingham, Newark und Gainsborough berührt hat, nach einem Laufe von 269 km in den Humber. Der Grand-Trunkkanal (s. d.) verbindet den T. mit dem Mersey und somit die Nordsee mit dem Irischen Meer. Wichtigere Nebenflüsse sind links: Dove, Derwent (s. d.) und Idle; rechts: Stow, Tame und Soar.

Trentaffaire, Streitsache zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Nordamerika, veranlaßt durch die Verhaftung der südstaatlichen Agenten Mason und Slidell, welche sich 1861 in Havana auf dem englischen Postdampfer Trent nach Europa einschifften, um dort für die Sache der Südstaaten zu wirken, aber 8. Nov. im Bahamakanal von dem amerikanischen Kreuzer San Jacinto unter Kapitän Ch. Wilkes (s. d.), der den Trent anhielt, mit Gewalt nach Nordamerika gebracht wurden. Die englische Regierung drohte mit Abbruch des diplomatischen Verkehrs, wenn die Unionsregierung nicht binnen sieben Tagen das Verhalten des Kapitän Wilkes mißbillige und die Verhafteten freilasse. Die Unionsregierung erfüllte dies Verlangen 26. Dez. 1861, obwohl die öffentliche Meinung in Amerika gegen England sehr aufgeregt und zum Krieg mit demselben geneigt war.

Trente et quarante (franz., spr. trangt e karangt,