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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Trescone - Tretrad.

stabschef bei den Zernierungstruppen an der polnischen Grenze, dann in das Militärkabinett berufen, 1865 Generalmajor und Chef der Abteilung für die persönlichen Angelegenheiten, dann des Militärkabinetts selbst. Auf seine Bitte ward ihm im November 1870 das Kommando der 17. Infanteriedivision übertragen, welche er in den Kämpfen bei Orléans und Le Mans befehligte. Ende Januar 1871 ward er zur Dienstleistung als Generaladjutant in das große Hauptquartier kommandiert, erhielt im Februar wieder die Leitung des Militärkabinetts und bald darauf das Kommando der 19. Division, im Januar 1873 das Kommando des 10. und im September d. J. das des 9. Armeekorps. Im Januar 1875 wurde er zum kommandierenden General, bald darauf zum General der Infanterie und im September 1875 zum Chef des 2. Magdeburgischen Infanterieregiments Nr. 27 ernannt. Im August 1888 nahm er seinen Abschied.

Trescone, ital. Nationaltanz in Toscana.

Trescore Balneario, Badeort in der ital. Provinz Bergamo, im Val Cavallina am Cherio gelegen, hat ein besuchtes Schwefelbad (16° C., auch Schlammbad), eine ganz von Lotto ausgemalte Kirche, Seidenindustrie und (1881) 1883 Einw.

Treseburg, Dorf im braunschweig. Kreis Braunschweig, in einer der schönsten Gegenden des Harzes, am Einfluß der Luppbode in die Bode, mit (1885) 191 Einw.; dabei der Wilhelmsblick.

Tresett (tre sette, ital., "drei Sieben"), ein aus Italien stammendes Spiel mit L'hombrekarte unter vieren, von denen wie im Whist die Gegenübersitzenden alliiert sind. Die Kartenfolge ist stets Drei, Zwei, As, König, Dame, Bube, Sieben, Sechs, Fünf, Vier. Es gelten die Whistregeln, doch gibt es kein Atout, und man spielt nicht um Stiche, sondern um Points. Jedes As in den Stichen zählt 1, je 3 Figuren (Drei bis Bube) zählen 3 (2 überbleibende nichts), der letzte Stich 1. Zum Spielen gesellt sich das Ansagen, welches vor dem ersten Stich nur der Vorhand erlaubt ist. 3 Dreien gelten 4, 4 Dreien 8, die übrigen gedritten Blätter 1, die gevierten 2. 21 Points machen eine Partie. Wer 3 oder 4 Sieben meldet, gewinnt die Partie sofort und legt noch außerdem 1, bez. 2 für die nächste an. Neapolitaine heißt die Sequenz von der Drei an; sie zählt so viel Points, wie sie Blätter stark ist.

Tres faciunt collegium (lat.), "drei machen ein Kollegium", d. h. drei gehören mindestens zu einem Verein, aus den Digesten stammender Rechtsspruch.

Treskow, Udo von, preuß. General, geb. 7. April 1808 zu Jerichow bei Magdeburg, trat 1824 in ein Jägerbataillon, kommandierte 1856-64 das sachsen-altenburgische Truppenkontingent, machte als Oberst u. Kommandeur des 53. Regiments den Mainfeldzug 1866 mit, ward im Juli zum Kommandeur der kombinierten Gardeinfanteriebrigade ernannt, formierte in Leipzig die preuß. Division des 2. Reservearmeekorps und zog mit derselben unter dem Oberbefehl des Großherzogs von Mecklenburg nach Bayern. Nach 1866 als Kommandeur der 33. Brigade mit Organisation der Militärverhältnisse der Hansestädte betraut, erhielt er im Anfang des Kriegs 1870 das Kommando der 1. Landwehrdivision, mit welcher er an der Belagerung von Straßburg teilnahm, und leitete dann die Belagerung von Belfort (s. d.), deren große Schwierigkeiten er jedoch nicht zu überwinden vermochte, so daß die Festung erst nach dem Waffenstillstand ehrenvoll kapitulierte. Im Januar 1871 zum Generalleutnant avanciert, erhielt er nach dem Friedensschluß die 2. Division, nahm 1875 seinen Abschied und starb 20. Jan. 1885 in Stünzhain bei Altenburg.

Tres Montes, Vorgebirge, s. Taytao.

Trésor (franz.), Schatz, Schatzkammer, Geldschrank.

Trésorscheine, s. v. w. Schatzscheine (s. d.). So hießen in Preußen die zuerst 4. Febr. 1806 ausgegebenen und 1824 durch Kassenanweisungen ersetzten Scheine, deren Annahme im Privatverkehr seit 1813 der freien Übereinkunft überlassen war. Ein Teil derselben (die gestempelten) dienten dem Zweck der Antizipation von Steuern. Vgl. Bon.

Trespe, Pflanzengattung, s. Bromus.

Tressan (spr. -ssang), Louis Elisabeth de la Vergne, Graf von, franz. Schriftsteller, geb. 4. Nov. 1705 zu Le Mans, wurde mit dem jungen Ludwig XV. gemeinsam unterrichtet, stieg dann bis zum Generalleutnant empor und bekleidete später beim König Stanislaus die Stelle eines Großmarschalls. Er starb 31. Nov. 1783. Mit Voltaire, Fontenelle und Raynard freundschaftlich verbunden und im Salon der Madame Tencin ein ständiger Gast, hatte T. die Litteratur und die Wissenschaften gepflegt und zahlreiche Gelegenheitsgedichte, ein philosophisches Werk: "Réflexions sommaires sur l'esprit", u. einen "Essai sur le fluide électrique" verfaßt. Als seine Hauptwerke aber sind seine Übersetzung des "Orlando furioso" von Ariost, die ihm die Aufnahme in die französische Akademie verschaffte (1781), und das "Corps d'extraits de romans de chevalerie" (1782, 4 Bde.) zu nennen. Seine "Oeuvres ^[Œuvres] complètes" gaben Campenon und A. Martin heraus (1822-23, 10 Bde.).

Tressen (franz.), aus Gold- u. Silberfäden oder auch mit Seide, Lahn und Kantille gewebte Bandstreifen oder Borten zum Besatz von Kleidungsstücken, Tapetenbeschlägen u. dgl. Die Kette ist in der Regel von gelber oder weißer Seide, der Schuß von Gold- oder Silbergespinst. Die besten T. sind auf beiden Seiten rechts. Nach den verschiedenen Mustern gibt es: Gaze-, Galonen- und Korallenarbeit und Massiv- oder Drahttressen, sämtlich durchsichtig und leicht, in der Kette von Seide und im Einschlag von dünnem Gold- oder Silberdraht; Bandtressenligaturen, rechts von Gold oder Silber, links ganz von Seide, und geschleifte T., bei welchen auf der rechten Seite nach zwei Einschlagfäden von reichem Gespinst nur ein Seidenfaden zu sehen ist.

Trester, s. v. w. Treber.

Tretgöpel, s. Göpel.

Tretrad (Tretmühle), Maschine zur Aufnahme von Tier- und Menschenkraft. Das gewöhnliche Tret- oder Laufrad ist aus Holz und ähnlich wie ein Wasserrad gebaut, aber an seinem äußern oder innern Umfang nicht mit Schaufeln oder Zellen, sondern mit Sprossen oder Leisten versehen, welche der arbeitende Mensch benutzt, um durch fortgesetztes Steigen sich selbst immer auf derselben Stelle zu behaupten, während das große hölzerne Rad unter seinen Füßen ausweicht, d. h. sich unter Abgabe von Arbeit umdreht. Die Räder können beliebig breit gemacht werden, so daß mehrere, selbst bis 20 Arbeiter nebeneinander Platz haben. Steigen nun diese 20 Mann jeder in der Stunde 3000 Stufen von 0,2 m Höhe, und wird täglich 7 Stunden gearbeitet, so beträgt die tägliche Leistung, wenn der Mensch 65 kg wiegt, 21,000.65.0,2 = 273,000 Meterkilogramm. Dieser bedeutenden Nutzleistung halber macht man auch heute noch unter gewissen Umständen von Lauf- und Treträdern Gebrauch. Durch Tiere betriebene Lauf- und Treträder sind wegen großer Reibungswiderstände, kolossalen Baues, bedeutender Herstellungs- und Unterhaltungskosten etc. fast ganz außer Gebrauch gekommen; nur für manche landwirtschaftliche Zwecke haben