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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Tunnelkrankheit - Turban.

(Fig. 2) hervorzuheben, welche New York mit Jersey City verbindet. Der 1670 m lange, unter dem Fluß befindliche Teil desselben besteht aus zwei 4,9 m breiten, 5,5 m hohen, dicht nebeneinander liegenden elliptischen Röhren mit je einem Geleise, während die beiden Zufahrtstunnel eine Weite von 7,5 m erhalten haben und die beiden Geleise aufnehmen. Unter den zur Zuleitung reinen Wassers dienenden Wassertunnels sind die zur Wasserversorgung der Stadt Chicago aus dem Michigansee und der Stadt Cleveland aus dem Eriesee bestimmten Tunnels hervorzuheben, wovon der erstere aus zwei 15 m voneinander entfernten, je 3200 m weit und 10 m tief unter dem Seegrund liegenden Tunnels von 1,52 und 2,1 m Weite bei 1,75 m Höhe, der letztere aus einem über 2 km langen, 1,5 m weiten, 1,6 m hohen und 12,5-21 m unter dem Seegrund liegenden elliptischen T. besteht. Der zur Entwässerung und Abführung der Fäkalien der Stadt Boston bestimmte, 45 m unter dem Wasserspiegel der Dorchesterbai, dem Hafen dieser Stadt, durchgeführte Wasserstollen besitzt eine Länge von 1860 m und eine Weite von 2,3 m.

Senktunnel. Bei geringen Wassertiefen läßt sich der T. zwischen wasserdichten Einschließungen, den sogen. Saugdämmen, aus welchen das Wasser durch Pumpen entfernt wird, fast ganz im Trocknen herstellen und erst dann unter Wasser setzen. Bei größern Wassertiefen und ungünstigem Meeresgrund hat man vorgeschlagen, die Tunnels mit Hilfe von unten offenen hölzernen oder eisernen Kasten, aus welchen das Wasser während des Baues durch verdichtete Luft von einem der Wassertiefe entsprechenden Druck hinausgepreßt wird, d. h. pneumatisch, zu versenken. In Bezug auf die Beschreibung einzelner besonders hervorragender Tunnelbauten der neuern Zeit verweisen wir auf die Spezialartikel (Themse, Mont Cenis, St. Gotthard, Arlberg etc.). Vgl. Lorenz, Praktischer Tunnelbau (Wien 1860); Schön, Der Tunnelbau (das. 1874); Rziha, Lehrbuch der gesamten Tunnelbaukunst (Berl. 1872); Zwick, Neuere Tunnelbauten (2. Aufl., Leipz. 1876); Mackensen u. Richard, Der Tunnelbau (das. 1880); Dolezalek, Der Tunnelbau (Hannov. 1888 ff.); Birnbaum, Das Tunnellängsträger-System, System Menne (Berl. 1878).

Tunnelkrankheit, s. v. w. Minenkrankheit.

Tunstall, Stadt in Staffordshire (England), in den sogen. Potteries, hat Töpfereien, Ziegelbrennerei, chemische Fabriken und (1881) 14,244 Einw.

Tupan (Tupana), Gewittergott und Stammvater brasilischer Indianerstämme, von dem die Tupistämme, -Sprachen und -Religionen ihren Namen herleiten.

Tupelostifte, aus einer in Maryland, Virginia, Carolina wachsenden Sumpfpflanze, Nyssa aquatica Mich., aus der Familie der Korneen geschnittene Stifte, welche bei ihrer großen Quellbarkeit ähnlich wie Laminaria in der Chirurgie zur Erweiterung von Kanälen und Öffnungen benutzt werden.

Tüpfelfarn, s. Polypodium.

Tupi (Tupinamba, Tupiniquim), eine mit den Guarani und Omagua (vgl. Brasilien, S. 336) nahe verwandte, jetzt sehr zusammengeschmolzene indianische Völkerfamilie in Südamerika, welche ursprünglich vom Amazonenstrom bis über den Uruguay hinaus wohnte, durch die Weißen aber vielfach zurückgedrängt worden ist. Wahrscheinlich gehören ihnen die Völkerstämme der brasilischen Ostküsten an, mit Ausnahme der Botokuden; die Bestimmung der Zugehörigkeit ist dadurch sehr erschwert, daß die Jesuiten überall in ihren Missionen die Tupisprache als Lingoa geral eingeführt und frühere Sprachen verdrängt haben. Wirklich herrschend ist die Tupisprache aber nur zwischen dem Tapajos und Xingu (Nebenflüssen des Amazonenstroms) und in der bolivianischen Provinz Chiquitos. Mit den ihnen nahestehenden Guarani bilden sie eine Gruppe, welche die Caracara, Albegua, Carios, Choras, Munnos, Bates, Gualaches, Apiacas, Bororos u. a. m. umfaßt. Vgl. Martius, Die Pflanzennamen und die Tiernamen in der Tupisprache (in den Berichten der bayrischen Akademie 1858 u. 1860); Porto Seguro, L'origine touranienne des Américains Tupis-Caribes (Wien 1876).

Tupinamba, Volksstamm, s. Tupi.

Tupiza, Stadt in der südamerikan. Republik Bolivia, Departement Potosi, unweit des San Juan, 3050 m ü. M., Grenzort gegen Jujuy, hat Landbau, ergiebige Silbergruben, lebhaften Verkehr u. 3000 Einw.

Tupy, Eugen, unter dem Pseudonym Boleslaw Jablonski bekannter tschech. Dichter, geb. 14. Jan. 1813 zu Kardasch Rjetschitz, studierte Theologie, wurde 1847 Propst des Prämonstratenserklosters in Krakau, wo er im März 1881 starb. T. ist einer der beliebtesten Lyriker Böhmens, dessen Liebeslieder ("Pisně milosti") namentlich weite Verbreitung fanden, auch vielfach komponiert wurden. Auch ein Lehrgedicht: "Die Weisheit des Vaters" ("Moudrost otcova"), schrieb T. Eine Gesamtausgabe seiner Gedichte ("Básně") erschien in 5. Auflage (Prag 1872).

Túquerres, Stadt im Staat Cáuca der südamerikan. Republik Kolumbien, am obern Patía, 3057 m ü. M., mit höherer Schule und (1870) 7195 Einw.

Tura, Fluß in Rußland, entspringt am östlichen Abhang des Urals im Gouvernement Perm, fließt südöstlich in das Gouvernement Tobolsk an den Städten Werchoturje, Turinsk und Tjumen vorbei und mündet links in den Tobol. Nebenflüsse sind: der Tagil (mit Solda), die Niza und die Pyschma (mit Gold- und Steinkohlenlagern an ihren Ufern).

Turacin, roter Farbstoff der Schwungfedern des Bananenfressers, enthält gegen 6 Proz. Kupfer, welches beim Verbrennen der roten Federn die Flamme grün färbt.

Turalinzen, Hauptstamm der eigentlichen Tataren (s. d.) am Irtisch und der Demjanka, meist Christen.

Turan, im Gegensatz zu dem persischen Tafelland Iran (s. d.) das im N. desselben gelegene, zur aralokaspischen Niederung sich abdachende Land, gleichbedeutend räumlich mit dem russischen Anteil an Turkistan (s. d.).

Turanische Sprache, s. Uralaltaische Sprachen.

Turanius, Kirchenschriftsteller, s. Rufinus 2).

Turbae (lat., "Haufen"), in den Passionen, geistlichen Schauspielen, Oratorien etc. die in die Handlung eingreifenden Chöre des Volkes (der Juden oder der Heiden) zum Unterschied von den betrachtenden Chören (Chorälen etc.).

Turbaco, Indianerdorf in der Republik Kolumbien (Südamerika), 15 km südöstlich von Cartagena, bekannt durch seine Luft- und Schlammvulkane sowie Fundort goldener und kupferner Gefäße. Ruinen einer alten Indianerstadt und indianischer Gräber.

Turban (pers. dulband, dulbend, "doppelt gebunden"), die bei den Mohammedanern, insbesondere den Türken, übliche Kopfbedeckung, eine bald höhere, bald niedrigere Kappe, künstlich umwunden mit einem Stück Musselin oder Seide; die Kappe gewöhnlich rot, die Umwindung weiß, ausgenommen bei den Emiren, denen ausschließlich eine grüne Umwindung zustand. Den sonstigen Schmuck des Turbans bilden Edelsteine, Perlschnüre, Reiherfedern etc.