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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Twain; Twalch; Twardowski; Tweed; Tweeddale; Tweedmouth; Twehle; Twelfth-cake; Twenthe; Twer

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Twain - Twer.

Twain (spr. twähn), Mark, Pseudon., s. Clemens 2).

Twalch, s. v. w. Taumellolch, s. Lolium.

Twardowski, in der poln. Volkssage ein Edelmann im 16. Jahrh., der, um sich übernatürliche Kenntnisse und Genüsse zu verschaffen, sich auf dem Berge Krzemionki bei Krakau dem Teufel verschrieb und eine Menge lustiger Abenteuer bestand. Als ihn schließlich der Teufel durch die Luft davonführte, rettete sich T. zwar durch Anstimmen eines geistlichen Liedes, muß aber bis zum jüngsten Tag zwischen Himmel und Erde in der Luft schweben. Das Ganze ist die polnische Version der Faustsage und wurde von polnischen Dichtern (z. B. von Kraszewski) vielfach bearbeitet. Vgl. Vogl, T., der polnische Faust (Wien 1861).

Tweed (spr. twihd), Fluß im südöstlichen Schottland, bildet in seinem untern Lauf die Grenze zwischen Schottland und England und fällt bei Berwick nach einem Laufe von 154 km in die Nordsee.

Tweed (spr. twihd), William Mercy, amerikan. Politiker, geb. 3. April 1823 zu New York, ward Handwerker, wandte sich bald den öffentlichen Angelegenheiten zu, wurde 1852 zum Alderman von New York und 1853 in den Kongreß gewählt, dem er bis 1855 angehörte. Er verwaltete darauf die städtischen Ämter eines Supervisors, eines Schulkommissars und eines Kommissars für die Straßen, war auch 1867-71 Mitglied des Senats des Staats New York und ward 1870 Kommissar des Departements für die öffentlichen Arbeiten der Stadt New York. Den großen Einfluß, den er im Tammany-Ring (s. d.) erlangt hatte, benutzte er zu schamloser Bereicherung, die ihm die Entfaltung eines ungeheuern Luxus gestattete. Mehrere Versuche, diesem frechen Raubwesen ein Ende zu machen, blieben erfolglos; T. ward im Oktober 1871 auf eine Anklage hin verhaftet, aber gegen eine Bürgschaft von 1 Mill. Doll., die sofort beschafft wurde, freigelassen und sogar wieder zum Staatssenator gewählt. Im Januar 1873 ward er zum zweitenmal verhaftet und vor Gericht gestellt, aber von den Geschwornen freigesprochen. Erst im November 1873 ward seine Verurteilung wegen Betrugs zu zwölf Jahren Gefängnis erreicht, dieses Urteil aber als ungesetzlich vom Appellhof umgestoßen und T. 1875 wieder freigelassen. Doch war er zu gleicher Zeit wegen Wiedererstattung von 6 Mill. Doll. nebst Zinsen angeklagt worden, und da er die Bürgschaft von 6 Mill., welche man verlangte, nicht leisten konnte, so ward er von neuem in Haft genommen, aus der er im Dezember entsprang, um nach Spanien zu gehen, dessen Regierung ihn aber 1876 wieder auslieferte. T. starb 12. April 1878 im Gefängnis zu New York.

Tweeddale (spr. twíhdehl), s. Peeblesshire.

Tweedmouth (spr. twihdmoth), nördliche Vorstadt von Berwick upon Tweed, in der engl. Grafschaft Northumberland, mit Maschinenbau, einem Hafen und (1881) 4819 Einw.

Twehle, s. Zwehle.

Twelfth-cake (spr. -kehk), nach engl. Sitte am Dreikönigstag verzehrter Kuchen; vgl. Bohnenfest.

Twenthe, eine den südöstlichen Teil der niederländ. Provinz Overyssel bildende Landschaft, Hauptsitz der niederländischen Baumwollindustrie, mit den Städten: Ryssen, Almelo, Goor, Enschede u. a. Die T. führt ihren Namen von dem alten Volk der Tubanten.

Twer, russ. Gouvernement, wird von den Gouvernements Nowgorod, Jaroslaw, Wladimir, Moskau, Smolensk und Pskow umschlossen, umfaßt 64,682 qkm (nach Strelbitsky 65,329,7 qkm = 1186,46 QM.). Der Wolchonskiwald, aus Kalksteinhügeln von 300 m Höhe bestehend und mit undurchdringlichen Waldungen bedeckt, durchzieht mit seinen Ausläufern zwischen Seen und Sümpfen fast das ganze Gouvernement. Der Boden besteht aus bläulichrotem Lehm, über welchem lehmiger Sand, häufig auch Kalkstein liegt; außerdem ist das devonische System entwickelt und zwar in der Form glimmerigen Sandsteins ohne Versteinerungen. Sieben Mineralquellen sind im Gouvernement. Der wichtigste Fluß ist die Wolga, welche innerhalb des Gouvernements eine Länge von beinahe 530 km hat und von rechts die Shukopa, Pesotschnja, Wasusa, Dersha, Schoschtscha, Dubna, von links die Selicharowka, die Große Koscha, Itomlja, Tma, Twerza, Medwjediza, Kaschinka und Mologa aufnimmt. Die Düna hat im SW. ihren obern Lauf, ferner die Flüsse Msta und Zna. Unter den Hunderten flachuferiger Seen sind der Seliger, Ochwat-Shadenje, Steresh, Wselug, Budbino, Mstino, Udomlja und Weristowo die größten. Das Areal setzt sich zusammen aus 32,2 Proz. Wald, 28,3 Wiese und Weide, nur 26,8 Acker- und 12,7 Proz. Unland. Die großen Wälder bestehen im N. vorzugsweise aus Tannen und Kiefern, im S. aus Birken und Erlen. Das kontinentale Klima wird ein wenig durch die Seen und Sümpfe gemäßigt. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt +5,3° C.; die Hitze des Sommers steigt bisweilen bis 35°, während im Winter schon Kälte von -45° C. herrschte. Unter den (1885) 1,681,790 Einw. des Gouvernements, 24 pro QKilometer (außer Großrussen auch Deutsche, Polen und Juden), sind 100,000 Karelen, Überreste der finnischen Urbevölkerung des Landes. Die Zahl der Eheschließungen war 1885: 11,199, der Gebornen 76,142, der Gestorbenen 67,200. Die Landwirtschaft wird bei der Unfruchtbarkeit des Bodens, der nur das zweite oder dritte Korn liefert, schwach betrieben. Die Ernte besteht (1887) vorzugsweise in Roggen (4,8 Mill. hl) und Hafer (5,7 Mill. hl), und es müssen aus den andern Gouvernements beträchtliche Zufuhren an Getreide stattfinden. Flachs wird in größerer Ausdehnung gebaut. Auch die Viehzucht ist von geringer Bedeutung. 1885 wurden 583,671 Stück Rindvieh, 351,632 Pferde, 373,779 grobwollige Schafe, 20,612 Schweine gezählt. Ansehnlicher ist die Fischerei, namentlich im See Seliger. Die Waldwirtschaft besteht einesteils im Aushauen und Flößen der Baumstämme, welche wolgaabwärts oder längs der Düna nach Riga geschafft werden, andernteils in der Gewinnung von Teer, Pech und Terpentinöl. Ein früherer Erwerbszweig, der Bau von Flußfahrzeugen, sinkt seit der Eröffnung der Eisenbahnen fortwährend. Sonst beschäftigen sich die Bauern mit dem Verfertigen von Holzgegenständen und Hausgeräten oder mit Schmiedearbeiten (Beile, Sensen, Nägel etc.). Torshok erfreut sich eines trefflichen Rufs durch seine Saffianarbeiten. Die Industrie wurde 1884 von 644 Anstalten mit 20,378 Arbeitern betrieben und bringt für 22,386,000 Rubel Waren hervor. Besonders entwickelt sind: Baumwollspinnerei (10 Mill. Rub.), Industrie in Hanf (1½ Mill.), Leder (1½ Mill.), Glas (1,2 Mill. Rub.). Außerdem sind bemerkenswert: die Fayenceindustrie, Getreidemüllerei, Baumwollweberei, Papierfabrikation, Ziegelei, Holzsägemühlen, Branntweinbrennerei. Die Industrie wird wesentlich angetroffen in den Städten Twer, Rshew, Wyschnij-Wolotschok, Ostaschkow und Koljäsin. Der Handel konzentriert sich hauptsächlich in Rshew, Torshok, Bjeshezk und Bologoje. Bildungszwecken dienen 1885: 1095 Elementar-^[folgende Seite]