Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Twerza; Twesten; Twickenham; Twilled Sackings; Twiß; Twist; Tworog; Tyana

952

Twerza - Tyana.

schulen mit 57,392 Schülern, 16 Mittelschulen mit 2720 Schülern und 4 Fachschulen mit 842 Schülern. T. zerfällt in zwölf Kreise: Bjeshezk, Koljäsin, Kaschin, Kortschewa, Nowotorshok, Ostaschkow, Rshew, Stariza, Subzow, T., Wessegonsk, Wyschnij-Wolotschok. - Das Land war einst vom finnischen Stamm der Wessen bewohnt; mit dem Erscheinen der Slawen wurden die Finnen meistens nach N. gedrängt. Ob die Kurgane (Grabhügel) an der Mologa finnischen oder slawischen Stämmen angehörten, ist unentschieden. Nach der Teilung Rußlands unter die Söhne Jaroslaws im 12. Jahrh. wurde das Land unter die Fürsten von Nowgorod, Smolensk und Susdal geteilt. Während der innern Fehden im 12. Jahrh. entstand das Fürstentum T.; 1484 ward dasselbe mit dem Moskowiterreich vereinigt.

Die gleichnamige Hauptstadt liegt an der Petersburg-Moskauer Eisenbahn, zu beiden Seiten der hier 213 m breiten Wolga, welche hier die Twerza und Tmaka aufnimmt, und deren Ufer durch eine Schiffbrücke verbunden sind, hat schöne Plätze, Straßen und Anlagen, ein kaiserliches Palais, eine Kathedrale und 33 andre Kirchen (darunter eine evangelische), mehrere Klöster, ein geistliches Seminar, ein klassisches Gymnasium, eine Realschule, eine Kavallerie-Junkerschule, ein Lehrerseminar, weibliches Gymnasium, ein Theater, ein Denkmal Katharinas II., eine Abteilung der Reichsbank, eine Stadtbank, einen Bazar, 28 Fabriken (darunter 2 Baumwollspinnereien, 2 Baumwollwebereien und eine Zitzfabrik) und (1885) 39,280 Einw. Als Eisenbahnstation und Wolgahafen hat T. sehr bedeutenden Zwischenhandel, dessen wichtigste Gegenstände Getreide und Metallfabrikate bilden. T. ist Sitz eines griechisch-orthodoxen Erzbischofs. Unweit der Stadt befinden sich 2 eisenhaltige Mineralquellen, das Sheltikow-Kloster und das Mönchskloster des heil. Nikolaus. T. wurde 1182 als fester Platz gegen den Freistaat Nowgorod angelegt; 1763 zerstörte eine Feuersbrunst die ganze Stadt, die aber unter der Kaiserin Katharina II. bald wieder aufgebaut wurde.

Twerza, schiffbarer linker Nebenfluß der Wolga im russ. Gouvernement Twer, entspringt in der Nähe von Wyschnij-Wolotschok, ist 185 km lang und 45-90 m breit, fließt bis zur Stadt Torshok in südlicher Richtung, später in südöstlicher und ergießt sich bei der Stadt Twer in die Wolga. Die T. bildet einen Teil des Wyschnij-Wolotschokschen Kanalsystems.

Twesten, 1) August Detlev Christian, protest. Theolog, geb. 11. April 1789 zu Glückstadt, ward Gymnasiallehrer in Berlin, 1814 außerordentlicher Professor der Theologie zu Kiel, 1819 daselbst Ordinarius und 1835 Professor in Berlin an Schleiermachers Stelle, dessen theologische Richtung er im Sinn der lutherischen Rechtgläubigkeit umbildete. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Logik, insbesondere die Analytik" (Schlesw. 1825); "Vorlesungen über die Dogmatik der evangelisch-lutherischen Kirche" (Bd. 1, Hamb. 1826, 4. Aufl. 1838; Bd. 2, 1. Abt., 1837); "Grundriß der analytischen Logik" (Kiel 1834); "Matthias Flacius Illyricus" (Berl. 1844). Er starb 8. Jan. 1876 als Oberkonsistorialrat und (bis 1874) Mitglied des evangelischen Oberkirchenrats. Vgl. Heinrici, A. T. nach Tagebüchern und Briefen (Berl. 1889).

2) Karl, Politiker, Sohn des vorigen, geb. 22. April 1820 zu Kiel, studierte 1838-41 in Berlin und Heidelberg die Rechte, trat 1845 in den preußischen Justizdienst und ward Stadtgerichtsrat in Berlin. Er schrieb 1861 eine Broschüre: "Was uns retten kann", in welcher er den General Manteuffel als Chef des Militärkabinetts verderblichen Einflusses beschuldigte, und hatte deshalb mit diesem ein Duell, in welchem er am Arm verwundet wurde. Er ward 1861 Mitglied des Abgeordnetenhauses, in welchem er zu den hervorragendsten Rednern der Fortschrittspartei gehörte, schied aber 1866 aus derselben aus und wurde Mitbegründer der nationalliberalen Fraktion. Außer im preußischen Abgeordnetenhaus, saß T. auch in dem Reichstag des Norddeutschen Bundes. Wegen mehrerer seiner Reden im Abgeordnetenhaus (namentlich 20. Mai 1865 über die Justizpflege unter Lippes Leitung und 10. Febr. 1866 über den bekannten Obertribunalsbeschluß) ward er in langwierige gerichtliche und disziplinarische Untersuchungen verwickelt. War auch der schließliche Ausgang derselben ein ziemlich glimpflicher (T. erhielt 1868 eine Geldstrafe), so fand sich T. doch 1868 veranlaßt, aus dem preußischen Justizdienst auszuscheiden, um eine Stelle in der Berliner Stadtverwaltung zu übernehmen. Er starb 14. Okt. 1870. T. schrieb noch: "Schiller in seinem Verhältnis zur Wissenschaft" (Berl. 1863); "Macchiavelli" (das. 1868) und "Die religiösen, politischen und sozialen Ideen der asiatischen Kulturvölker und der Ägypter" (hrsg. von Lazarus, das. 1873, 2 Bde.).

Twickenham (spr. -häm), Dorf in der engl. Grafschaft Middlesex, an der Themse, oberhalb London, Richmond gegenüber, Lieblingsaufenthalt litterarischer Berühmtheiten (Essex, Bacon, Hyde, Pope und Fielding), mit zahlreichen Landsitzen und (1881) 12,479 Einw. Dabei Strawberry Hall, 1747 von Richard Walpole erbaut, und Orléans-Haus, 1852-71 vom Herzog von Aumale bewohnt, jetzt Klubhaus.

Twilled Sackings, s. Jute, S. 341.

Twiß, Sir Travers, engl. Rechtsgelehrter, geb. 1810 zu Westminster, studierte in Oxford, wirkte 1842-47 als Professor der Nationalökonomie daselbst und ward 1852 zum Professor des internationalen Rechts am King's College zu London ernannt, kehrte aber 1855 als Professor des bürgerlichen Rechts nach Oxford zurück. Er war außerdem 1852 Generalvikar des Erzbischofs von Canterbury geworden und erhielt 1858 die Stelle eines Kanzlers der Diözese London. Später wurde er zum königlichen Rat, 1867 zum Generaladvokaten befördert und zugleich geadelt. Unter seinen politischen, historischen und rechtswissenschaftlichen Schriften sind zu nennen: "Epitome of Niebuhr's History of Rome" (Oxf. 1837, 2 Bde.); "The Oregon question examined" (Lond. 1846); "View of the progress of political economy in Europe since the XVI. century" (das. 1847); "On the relations of the duchies of Schleswig and Holstein to the crown of Denmark" (das. 1848; deutsch, Leipz. 1848); "The letters apostolic of pope Pius IX. considered" (Lond. 1851); "Lectures on the science of international law" (das. 1856); "The law of nations considered as independent political communities" (Oxf. 1861-63, 2 Bde.; 3. Aufl. 1884); "The black book of the admiralty" (Lond. 1871-76, 4 Bde.).

Twist, s. v. w. Baumwollgarn, s. Garn, S. 911.

Tworog, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Tost-Gleiwitz, zur Herrschaft des Prinzen zu Hohenlohe-Ingelfingen gehörig, an der Stola und der Linie Kreuzburg-Tarnowitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine kath. Kirche, ein Schloß, eine Oberförsterei und (1885) 1150 Einw.

Tyana, im Altertum Stadt im südlichen Kappadokien, in der Nähe der Kilikischen Pässe, angeblich Gründung der Assyrer, wurde unter Caracalla römische Kolonie, dann, da sie zum Reich der Zenobia