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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vaucorbeil; Vaucouleurs; Vaudeville; Vaudoncourt; Vaudoyer; Vaud, Pays de; Vaugirard; Vaurien; Vautier

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Vaucorbeil - Vautier.

seille zieht sich längs der Westgrenze des Departements hin und sendet Abzweigungen von Sorgues nach Carpentras und von Avignon nach Apt und Pertuis. Das Departement wird eingeteilt in die vier Arrondissements: Apt, Avignon, Carpentras und Orange. Hauptstadt ist Avignon. - Das Dorf V. (lat. Vallis clausa), Arrondissement Avignon, in romantischem Felsenthal der gleichnamigen Gebirgskette, hat eine Burgruine, eine Papierfabrik und 500 Einw. und ist namentlich berühmt durch den Aufenthalt Petrarcas, der die Reize der Umgebung in seinen Sonetten feierte. Das Dorf und das Departement sind nach der bei ersterm gelegenen wasserreichen Fontaine de V., der Quelle der Sorgues, benannt. In der Nähe derselben, am Lieblingsplatz Petrarcas, hat man 1809 eine Denksäule errichtet; auch die Stelle, wo sein Haus gestanden hat, wird noch gezeigt.

Vaucorbeil (spr. wokorbäj) Auguste Emanuel, Komponist, geboren im Dezember 1821 zu Rouen, erhielt seine Ausbildung am Pariser Konservatorium durch Marmontel (Klavier), Dourlen und Cherubini (Komposition) und erwarb sich in der Folge durch eine Anzahl von Kammerkompositionen (darunter zwei Streichquartette), die 1863 aufgeführte komische Oper »Bataille d'amour« und die in einem Konzert der Konservatoriumsgesellschaft mit Beifall aufgenommene Kantate »La mort de Diane« eine geachtete Stellung in der Pariser Künstlerwelt. Außerdem schrieb er zahlreiche Lieder, dreistimmige Kirchenstücke und eine große Oper: »Mahomet«. 1879 wurde ihm die Leitung der Großen Oper in Paris auf sieben Jahre übertragen, nachdem er bereits seit 1872 als Regierungskommissar bei den vom Staat subventionierten Theatern thätig gewesen war. Er starb 2. Nov. 1884.

Vaucouleurs (spr. wokulör), Stadt im franz. Departement Maas, Arrondissement Commercy, an der Maas und der Linie Pagny-Neufchâteau der Ostbahn, hat Fabrikation von Baumwollenzeugen, Wirkerei, Gerberei und (1881) 2519 Einw. Von hier aus trat 1429 die Jungfrau von Orléans ihre siegreiche Laufbahn an. In der Nähe Schloß Thusey (mit Gießerei).

Vaud, Pays de (spr. pe-ih d'woh), s. Waadt.

Vaudeville (franz., spr. wohd'wil), Gattung von Schauspielen mit Gesang und Instrumentalbegleitung, die in Paris zu Anfang des 18. Jahrh. entstand und ihren Namen von den leichtfertigen Liedern ableitete, die ursprünglich darin gesungen wurden und dem Vau de Vire entstammten (s. Basselin). Das V. hat mit dem Liederspiel (s. d.) gemein, daß bei beiden im Gegensatz zur Operette (s. d.) die mit der dargestellten Handlung verwebten Gesangstücke entweder aus allgemein bekannten Liedern mit untergelegtem Text oder doch aus leichtfaßlichen Melodien bestehen, unterscheidet sich aber von diesem dadurch, daß das V., seiner französischen Heimat entsprechend, vorzugsweise frivol, witzig, ja satirisch, das Liederspiel dagegen (seinem deutschen Ursprung gemäß) vorzugsweise sentimental, ja gefühlvoll und rührend auftritt (z. B. Himmels »Fanchon«). Je nach der mehr rein komischen oder mehr possenhaften Färbung unterscheidet man Drame-Vaudeville, Comédie-Vaudeville, Folie-Vaudeville. In Paris bestehen zur Zeit mehrere Vaudevilletheater, z. B. das Gymnase, das Vaudeville, die Variétés, das Théâtre du Palais-Royal u. a. Epochemachend ist in der Vaudevilledichtung besonders Scribe, der in seiner Antrittsrede in der französischen Akademie 1836 die Berechtigung dieses Genres nachzuweisen versuchte und auch noch als Akademiker die Pariser Bühnen mit Vaudevilles versorgt.

Vaudoncourt (spr. wodongkuhr), Guillaume de, franz. General und Kriegshistoriker, geb. 24. Sept. 1772 zu Wien von französischen Eltern, erhielt seine Bildung in Berlin und Paris, trat hier 1791 in ein Infanteriebataillon ein und ward 1797 von Bonaparte zum Befehlshaber über die Artillerie der Cisalpinischen Republik ernannt, nach der Revolution vom 18. Brumaire in den französischen Generalstab versetzt und 1800 zum Obersten befördert. 1801 erhielt er den Oberbefehl über die Artillerie der Italienischen Republik, und 1805 half er Masséna die Erfolge an der Brenta und dem Tagliamento erringen. 1809 erhielt er ein Kommando in Tirol, 1812 machte er unter dem Vizekönig Eugen den russischen Feldzug mit, erkrankte aber auf dem Rückzug zu Wilna und fiel in russische Gefangenschaft. 1814 kehrte er nach Frankreich zurück und trat in die Dienste der Bourbonen. Während der Hundert Tage ernannte ihn Napoleon I. zum Inspektor der Nationalgarden im Elsaß, weshalb er nach des Kaisers zweiter Abdankung flüchtete. Von München aus, wo er ein Asyl gefunden, begab er sich 1821 nach Piemont und war kurze Zeit Befehlshaber der konstitutionellen Armee daselbst, worauf er über Spanien nach England ging. 1825 nach Frankreich zurückgekehrt, aber im Militärdienst nicht wieder verwandt, starb er 2. Mai 1845 in Passy bei Paris. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Histoire des campagnes d'Annibal en Italie« (Mail. 1812, 3 Bde. mit Atlas); »Mémoires pour servir à l'histoire de la campagne de Russie en 1812« (Par. 1815, mit Atlas); »Histoire des campagnes d'Italie en 1803 et 1804« (Münch. u. Lond. 1817, mit Atlas); »Histoire de la guerre de Français en Allemagne en 1813« (Par. 1819, mit Atlas); »Histoire des campagnes de 1814 et 1815 en France« (das. 1826, 5 Bde.); »Histoire politique et militaire du prince Eugène, vice-roi d'Italie« (das. 1827, 3 Bde.).

Vaudoyer (spr. wodŏajeh), Léon, franz. Architekt, geb. 1803 in Paris, Schüler von Lebas, erhielt 1826 den römischen Preis und studierte die römischen Baudenkmäler, folgte in seinen Hauptwerken aber nicht dem römischen, sondern dem byzantinischen Stil. Er erbaute in demselben das Oratorium von Notre Dame de la Garde und die imposante Kathedrale in Marseille. V. starb 1872 in Paris.

Vaugirard (spr. wohschirār), südwestlicher Stadtteil (15. Arrondissement) von Paris, mit zahlreichen Villen, aber auch Fabriken, dem Bahnhof und den Werkstätten der Westbahn.

Vaurien (franz., spr. worĭäng), Taugenichts.

Vautier (spr. wohtjeh) Benjamin, Maler, geb. 4. April 1829 zu Morges am Genfer See, begann seine Kunststudien in Genf, war dann zwei Jahre als Emailmaler für Schmucksachen thätig und ging 1849 in das Atelier des Historienmalers Lugardon daselbst. 1850 begab er sich nach Düsseldorf, wo er im Atelier von R. Jordan ein Jahr lang arbeitete und dann durch das Beispiel von Knaus bestimmt wurde, sich der Schilderung des Bauernlebens zu widmen, welches er in den folgenden Jahren im Berner Oberland studierte. 1856 begab er sich nach Paris, kehrte aber bald wieder nach Düsseldorf zurück, wo als erstes seiner Bilder aus dem Volksleben das Innere einer schweizerischen Dorfkirche mit Andächtigen entstand. Zu den zunächst folgenden Bildern nahm er noch seine Motive aus der Schweiz, versenkte sich aber dann mit Vorliebe in das Studium des Lebens der schwäbischen, besonders der Schwarzwälder, Bauern und schuf in rascher Folge eine Reihe von fesselnden Bildern