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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vereinigte Staaten von N.-A.

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Vereinigte Staaten von N.-A. (Klima, Vegetation).

von Neubraunschweig an bis zum Hudsonfluß aus den Verflachungen des anarchischen Systems (s. Alleghanygebirge), welche einen vorherrschend plateauartigen Charakter haben und an vielen Punkten in ansehnlicher Erhebung bis an die Küste herantreten. Daher die durch kleinere Busen und Fjorde zerschnittenen Steilküsten, zahlreichen Landseen und wenig entwickelten Ströme dieser Strecke. Die bedeutendsten Flüsse sind: der St. Croix (Grenzfluß gegen Neubraunschweig), Penobscot, Kennebec, Merrimac, Connecticut und Hudson. Von New York an besteht das atlantische Küstengebiet aus einer niedrigen Küstenebene, welche ganz allmählich bis zum Fuß der hier Blue Ridge und Blue Mountains (Blaue Berge) genannten Alleghanies ansteigt, in ihrem nördlichen Teil nur 100 km breit ist, weiter gegen S. allmählich an Breite zunimmt und sich in Florida bis zur Breite der ganzen Halbinsel ausdehnt. Die größern Flüsse dieser Küstenebene haben das Gemeinsame, daß sie da, wo die Alleghanies in das Flachland abfallen, mit Fällen und Stromschnellen in letzteres eintreten, in ihrem untern Lauf aber sehr wenig Gefälle haben. Eine andre Eigentümlichkeit dieser atlantischen Küstenebene bilden die sogen. Pine Barrens (Föhrenwälder auf Sandboden) und Sumpfwaldungen, unter welchen der 60 km lange Dismal Swamp, auf der Grenze von Virginia und Nordcarolina, der bekannteste ist. Die bedeutendsten Flüsse dieses Flachlandes sind: der Delaware, Susquehanna, Potomac, Rappahannock, York River, James River, Roanoke, Neuse, Cape Fear River, Yadkin, Santee, Edisto, Savannah, Altamaha, St. Mary und St. John. Das Mittelgebiet der Vereinigten Staaten begreift nicht nur die ungeheure Thalebene des Mississippi (s. d.), sondern auch die Region der nördlichen Binnenseen. Ein Steigen des Meers um 300 m würde diese ganzen Gebiete überfluten, den Golf von Mexiko mit dem Arktischen Ozean in Verbindung setzen und Nordamerika in zwei ungleich große Inseln trennen. In diesem Gebiet kann man südlich vier Regionen unterscheiden, deren erste das untere, großen Überschwemmungen ausgesetzte Thal des Mississippi umfaßt. Nördlich wird dieses Tiefland von Hügeln begrenzt, doch so, daß sich zwischen den niedern Ausläufern der Alleghanies und den westlich vom Mississippi gelegenen Ozarkhügeln eine 80 km breite, teilweise aus Sumpfwaldungen bestehende Alluvialebene ausbreitet. Im N. dieser Hügelregion liegt die weit ausgedehntere der Grasfluren oder Prärien, welche sich von den Kanadischen Seen westwärts bis weit jenseit des Mississippi erstreckt, weiterhin aber in mit dünnem Gras oder Gestrüppe bewachsene Steppen und stellenweise in eigentliche Wüsten übergeht. Diese Region enthält keine Gebirgszüge, sondern nur zahlreiche, zum Teil weit ausgedehnte Erdanschwellungen, zwischen denen weite Strecken mit vollkommen ebener, kaum leicht gewellter Oberfläche vorkommen. Ausgedehntere Waldungen kommen hier nur im O. und westlich bis etwa zum 95. Längengrad v. Gr. vor. Die Steppen sind ganz und gar baumlos; im SW. gehen sie in das wüste Sandsteinplateau des Llano estacado über. Allmählich bis zum Fuß der Rocky Mountains ansteigend, erreichen diese unfruchtbaren, den Ackerbau kaum lohnenden Steppengebiete eine Höhe von 1500 m, gehen aber dann in üppige Wälder über. Außer dem Mississippi und seinen mächtigen Zuflüssen bewässern dieses Gebiet die dem Golf von Mexiko zuströmenden Flüsse Mobile, Brazos und Colorado, die zahlreichen den Kanadischen Seen tributären kleinern Gewässer und der nach N. in den Winnipegsee sich ergießende Red River. Das Kordillerengebiet wird umschlossen von den reichlich bewaldeten Höhen der Rocky Mountains im O., der Sierra Nevada und dem Kaskadengebirge im W. und gehört drei verschiedenen Becken an, nämlich denen des Snake oder Schlangenflusses im N., des Colorado mit dem Gila im S. und dem sogen. Großen Becken, dessen Gewässer sich in Seen ohne Abfluß ergießen, unter welchen der Grosse Salzsee der bedeutendste ist. In diesem ganzen Gebiet herrscht die Steppenbildung vor; aber auch ausgedehnte Wüsten, teilweise von einer Salzkruste bedeckt, treten auf, wie namentlich in Utah. Die ausgedehnteste derselben ist die Mohavewüste (s. d.) im W. des untern Colorado. Merkwürdig sind im südlichen Teil dieses Gebiets die horizontalen, Mesa genannten Terrassen und Hochebenen, durchschnitten von bis 1000 m tiefen Schluchten oder Cañons, durch welche sich die Gewässer einen Abfluß zum Meer gewühlt haben. Das pacifische Gebiet endlich kontrastiert durch reiche Bewaldung und Fruchtbarkeit ungemein günstig mit diesem wüsten Binnengebiet. Sein charakteristischter Zug ist das ungeheure Längenthal von Kalifornien, zwischen der Sierra Nevada und dem Küstengebirge, welches in die Bai von San Francisco einmündet. Gannet hat die mittlere Höhe der Vereinigten Staaten zu 792 m berechnet; 39 Proz. liegen unter 305, 17 Proz. über 1524 m. Die größten Erhebungen sind: Mount Washington in den White Mountains (1900 m), Clingman's Mountain oder Black Dome in den Alleghanies (2277 m), Mount Harvard (4381 m) in den Rocky Mountains, Mount Whitney (4404 m) und Shasta (4401 m) in der Sierra Nevada und Mount Rainier (4402 m) im Kaskadengebirge.

Hinsichtlich der geognostischen Verhältnisse verweisen wir auf den Artikel Amerika, S. 463 f.

Klima, Vegetation.

Das Gebiet der Vereinigten Staaten liegt zwischen den Juli-Isothermen von 16 und 34° C. und den Januar-Isothermen von -16 und +20° C., woraus hervorgeht, daß die Sommer heiß, die Winter aber streng sind. Die größte Kälte herrscht im Januar im Binnenland, wo das Becken des Saskatchewan mit dem Red River des Nordens in sein Gebiet herübergreifen, während sich zu gleicher Zeit Florida, die Golfküste und das südliche Kalifornien einer sommerlichen Wärme erfreuen. Dahingegen ist der Juli im Gebiet der Kanadischen Seen und längs der pacifischen Küste am kühlsten, im südwestlichen Binnenland aber am wärmsten. Im Vergleich mit Europa zeichnen sich die Vereinigten Staaten außerdem durch ihre Trockenheit aus, und die geringe relative Feuchtigkeit hat viel dazu beigetragen, den europäischen Typus zu einem »amerikanischen« umzugestalten. Die Regenmenge bewegt sich zwischen 0 und 380 cm und beträgt im Mittel 74 cm. Sie ist am bedeutendsten an der Golfküste, während das Große Becken, bis zum Golf von Kalifornien, sowie die sogen. Llano estacado im westlichen Texas fast regenlos sind. Tropische Regen erstrecken sich über Florida und längs des Golfs von Mexiko bis nach dem obern Colorado und fallen meist im Hoch- und Spätsommer. Der Osten, bis zum Mississippi, hat Regen in allen Monaten, im Gebiet der Prärien fällt der meiste Regen im Frühsommer, die Winter sind trübe, und ein sekundäres Maximum des Regens kommt im Vorwinter vor. Längs der pacifischen Küste herrschen Winterregen. Schnee kommt überall vor, aber südlich von Washington, am Golf von Mexiko und an der pacifischen Küste nur selten. Was die Vegetation betrifft, so teilt