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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Verny; Verŏla nuōva; Verŏli; Véron; Verōna

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Verny - Verona.

Par. 1881, 2 Bde); Pescatore, La logica del diritto (Turin 1884).

Verny, Dorf und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Lothringen, Landkreis Metz, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 255 Einw.

Verŏla nuōva, Kreishauptort in der ital. Provinz Brescia, am Strone und der Eisenbahn Brescia-Cremona, mit Tribunal, Seidenindustrie, Handel und (1881) 4224 Einw. Nordwestlich davon Verola vecchia, mit Schloßruinen und 2186 Einw.

Verŏli (das antike Verulä), Stadt in der ital. Provinz Rom, Kreis Frosinone, Bischofsitz, mit (1881) 3835 Einw.

Véron (spr. weróng), 1) Louis Désiré, franz. Journalist, geb. 5. April 1798 zu Paris, studierte Medizin und wurde 1824 zum Oberarzt bei den königlichen Museen ernannt. Um 1829 gründete er die »Revue de Paris«, gab aber diese Zeitschrift 1831 auf, um Direktor der Großen Oper zu werden. In dieser Stellung erwarb er sich namentlich durch die Ausführung von »Robert der Teufel« von Meyerbeer, »Der Maskenball« von Auber, »Die Jüdin« von Halévy und dem Ballett »Die Sylphide« ein enormes Vermögen, legte aber 1835 die Direktion wieder nieder und übernahm die Leitung des »Constitutionnel«, welches Journal er durch die Mitteilung des »Ewigen Juden« von Eugen Sue im Feuilleton rasch in die Höhe brachte. Dasselbe, seit 1844 Vérons Eigentum, war bis 1848 das offizielle Organ Thiers' und verteidigte hierauf die bonapartistische Politik. 1852 trat V. als Abgeordneter des Seinedepartements in den Gesetzgebenden Körper. Seine »Mémoires d'un bourgeois de Paris« (1854, 6 Bde.) und die Fortsetzung: »Nouveaux mémoires, etc.« (1866), zwei Sittenromane, ferner der Roman »Cinq cent mille francs de rente« (1855, 2 Bde.) sind für die Charakteristik jener Zeit interessant. V. starb 27. Sept. 1867. Der »Societé des gens de lettres«, deren Mitglied er war, schenkte er 20,000 Frank zur Stiftung eines Preises für hervorragende litterarische Leistungen.

2) Eugène, franz. Schriftsteller, geb. 29. Mai 1825 zu Paris, besuchte die Normalschule daselbst, war mehrere Jahre als Lehrer angestellt und widmete sich sodann dem freien Unterricht. Seit mehreren Jahren als Mitarbeiter an Journalen thätig, übernahm er 1868 die Chefredaktion des »Progrès de Lyon«, gründete 1871 in Lyon das Blatt »La France républicaine«, das indes bald von dem Präfekten Ducros unterdrückt wurde, und leitete seit 1875 die Wochenschrift »Courrier de l'art«. V. starb im Juni 1889 in Sables d'Olonne. Er schrieb: »Du progrès intellectuel dans l'humanité« (1862); »Les institutions ouvrières de Mulhouse« (1866); »Histoire de la Prusse depuis Frédéric II jusqu'à Sadowa« (1867, 4. Aufl. 1886); »Histoire de l'Allemagne depuis Sadowa« (1874); den Text zu dem Stahlstichwerk »La troisième invasion« (1876-77); »L'esthétique« (1878); »La mythologie dans l'art ancien et moderne« (1878); »Histoire naturelle des religions« (1884, 2 Bde.); »La morale« (1884); »Eugène Delacroix« (1887) u. a.

3) Pierre, franz. Schriftsteller und Journalist, geb. 1833 zu Paris, machte sich 1854 durch einen Band Gedichte: »Réalités humaines«, bekannt, trat dann in die Redaktion der »Revue de Paris«, wurde 1859 Mitarbeiter, dann Chefredakteur des »Charivari« und lieferte Beiträge fast zu allen Witzblättern Frankreichs. Neben seiner journalistischen Thätigkeit fand er Zeit, Jahr für Jahr humoristische Studien zur Sittengeschichte erscheinen zu lassen. Wir nennen davon: »Paris s'amuse« (1861); »Les Souffre-plaisir« (1863); »Monsieur et Madame Tout-le-monde« (1867); »La mythologie parisienne« (1867); »L'âge de fer blanc« (1868); »Paris à tous les diables« (1874); »Le nouvel art d'aimer« (1877); »Les mangeuses d'hommes« (1878); »En 1900« (1878); »La comédie du voyage« (1878); »Ohé! Vitrier« (1879); »Visages sans masques« (1879); »Paris vicieux« (1880-86, 4 Bde.) u. a. Außerdem brachte er ein Lustspiel: »Sauvé, mon Dieu« (1865), mit H. Rochefort zur Aufführung.

Verōna, Provinz in der ital. Landschaft Venetien, grenzt im O. an die Provinzen Vicenza und Padua, im S. an Rovigo und Mantua, im W. an Brescia (teilweise durch den Gardasee), im N. an Tirol und hat einen Flächenraum von 2747, nach Strelbitsky 3181 qkm (57,77 QM.) mit (1881) 394,065 Einw. Die Provinz ist im nördlichen Teil Gebirgsland (Monte Baldo 2198 m und Lessinische Alpen), im südlichen Teil Ebene und wird von der Etsch, dem Tartaro und Mincio (Abfluß des Gardasees) bewässert. Produkte sind: Getreide (1887: 449,600 hl Weizen, 609,700 hl Mais, 222,100 hl Reis), Kartoffeln, Wein (328,200 hl), Obst, Seide (2,7 Mill. kg Kokons), etwas Öl, Pferde (10,538), Vieh (76,301 Rinder) und Marmor. Die Waldungen umfassen nur 21,134 Hektar. Mineralquellen finden sich insbesondere zu Caldiero. Unter den Industriezweigen sind die Seidenspinnerei, Erzeugung von Nähseide, Färberei, Baumwollmanufaktur, Gerberei, Fabrikation von Wachswaren, Rizinusöl, Glas, Schafwollwaren etc. zu erwähnen. Die Provinz zerfällt in elf Distrikte.

Verōna, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz, Festung ersten Ranges, liegt 71 m ü. M. an der Etsch, welche die Stadt in großem Bogen durchströmt und den größern westlichen Stadtteil von dem Fünfeck am linken Ufer trennt, an der Eisenbahn Mailand-Venedig, von welcher hier nördlich die Linie nach Tirol über den Brenner, südlich die Linien nach Mantua-Modena und nach Rovigo abzweigen. Die breiteste und schönste Straße ist der Corso Vittorio Emanuele, welcher von der Porta nuova, einem der berühmten Thore von Sanmicheli (von 1540), bis zum Portone della Brà führt. Unter den Plätzen sind hervorzuheben: die Piazza d'Erbe, mit einer Marmorsäule, die einst den venezianischen Löwen trug, einem Brunnen mit der antiken Statue Veronas und dem 94 m hohen Rathausturm; die mittelalterliche Piazza dei Signori, mit dem Denkmal Dantes (von Zannoni), und die Piazza Vittorio Emanuele (ehemals Brà), durch das zweibogige Stadtthor Portone della Brà von dem gleichnamigen Corso geschieden. Unter den Kirchen der Stadt verdienen Auszeichnung: der Dom Santa Maria (im 8. Jahrh. errichtet, mehrfach umgebaut), mit Fresken von 1500, Altargemälde von Tizian und romanischer Taufkapelle (1122-35 erbaut); San Zeno, ein romanischer Bau aus dem 11. und 12. Jahrh., mit prächtigem Portal, einem Turm aus dem 11. Jahrh., im Innern mit einer antiken Porphyrvase, Gemälden von Mantegna u. a.; San Bernardino (neuerdings restauriert), mit der berühmten Cappella Pellegrini, einem ausgezeichneten Renaissancebau v. Sanmicheli; San Fermo Maggiore, eine gotische Kirche mit schöner Holzdecke u.

^[Abb.: Wappen von Verona.]