Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Verzicht; Verzierungen; Verzinken

170

Verzicht - Verzinken.

Verzicht (Entsagung, Renunziation), die Erklärung, daß man ein Recht aufgeben wolle. In der Regel kann man allen Rechten entsagen, aber nicht seinen Pflichten, und wo eine solche entgegensteht, ist auch der V. ungültig. Der Verzichtende muß auch wissen, worauf er verzichtet, und es hat also keine Wirkung, wenn im allgemeinen auf Einreden, z. B. des Betrugs, V. geleistet wird, ohne daß dem Entsagenden bekannt ist, daß ihm ein Betrug gespielt worden sei. Daher wird ein allgemeiner V. (genereller, im Gegensatz zum speziellen V.) in der Regel wirkungslos sein. Ein V. bedarf nach gemeinem Recht keiner Annahme, sondern nur einer bestimmten und ernstlichen Willenserklärung, und es kann das einmal aufgegebene Recht nicht ohne neuen Erwerbsgrund wieder in Anspruch genommen werden. Der Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs (§ 290) stellt jedoch den Grundsatz auf: »Ein von dem Schuldner nicht angenommener V. des Gläubigers auf die Forderung ist unverbindlich«.

Verzierungen (Manieren, Ornamente, franz. Agréments, Broderies; engl. Graces; ital. Fiorette, Fioriture), in der Musik gemeinsamer Name für die durch besondere Zeichen oder kleinere Noten angedeuteten Ausschmückungen einer Melodie. Früher war es selbstverständlich, daß der Sänger oder Spieler eine einfache Melodie nach eignem Gutdünken und Geschmack auszierte, die Komponisten schrieben daher deren wenige vor; doch war z. B. schon J. S. Bach kein Freund von dieser Art der Aufbesserung der Kompositionen und zog es vor, selbst den Ausführenden vorzuschreiben, wo sie V. anzubringen haben, und was für welche. In gewissem Grad blieb jedoch und ist noch heute die Ausführung der vorgeschriebenen V. Sache des Geschmacks und künstlerischen Verständnisses. Dasselbe Zeichen fordert je nach dem Tempo, der Taktart und dem sonstigen Figurenwerk des Stücks eine verschiedenartige Ausführung, welche sich durch Regeln ohne Umständlichkeit nicht hinreichend bestimmen läßt. Darum hat es Beethoven vielfach vorgezogen, die V. in genau bestimmten Notenwerten auszuschreiben, besonders in den Klavierkonzerten. Die wichtigsten und noch heute üblichen, durch Zeichen angedeuteten V. sind: 1) der Triller, heute stets durch ^[img] oder tr oder t über der Note gefordert, früher durch ^[img] oder ^[img], auch durch + über der Note und, wenn er mit Vorschleife von oben oder unten oder mit Nachschleife ausgeführt werden sollte, durch ^[img] oder ^[img] oder ^[img], auch wohl ^[img]. 2) Der Pralltriller oder Schneller, gefordert durch ^[img] oder ^[img]. 3) Der Mordent oder Beißer ^[img] oder ^[img], früher auch ' (Pincé), auch als langer Mordent ^[img] vorkommend. 4) Der Doppelschlag ^[img], früher auch als umgekehrter Doppelschlag ^[img] und ^[img] sowie in Gesellschaft des Pralltrillers ^[img], in welchem Fall zuerst der Pralltriller ausgeführt wurde. Gänzlich veraltet sind: 5) die Bebung (Balancement), ein nur auf dem Klavichord möglicher Effekt, angedeutet durch ^[img] über der Note. 6) Der Vorschlag, Accent (Chute, Port de voix), angedeutet durch ^[img] oder ^[img]. 7) Der Schleifer (Coulé), angedeutet durch dieselben Zeichen vor zwei übereinander stehenden Noten. 8) Das Martellement ^[img], doppelt ^[img], dreifach ^[img], identisch mit Mordent und verlängertem Mordent. 9) Die Aspiration ^[img] (von oben) oder ^[img] (von unten); das Zeichen steht vor der Note in den Linien und bedeutet den vom Werte der vorausgehenden Note abgezogenen Vorschlag (Nachschlag) der Ober-, resp. Untersekunde. Von den durch kleine, in der Takteinteilung nicht in Rechnung gezogene Noten angedeuteten V. sind die wichtigsten: 10) der einfache Vorschlag (Appoggiatura), welcher entweder ein langer (Vorhalt) ist, oder ein durchaus kurzer. 11) Der Doppelvorschlag, auch Anschlag genannt, bestehend aus dem Vorschlag einer tiefern und einer höhern Note. 12) Der Schleifer (vgl. 7), bestehend aus zwei oder mehreren höhern oder tiefern Noten in Sekundfolge, früher auch verlangt durch ^[img]. 13) Das Battement (der Triller mit der Untersekunde), mit der Hilfsnote beginnend. 14) Der Zusammenschlag (Acciaccatura), eine Abart des Vorschlags, die nur für Tastinstrumente möglich ist. Über die Ausführung der einzelnen V. vgl. die Spezialartikel. Natürlich sind noch zahllose andre V. möglich, die durch kleine Noten angedeutet werden, aber keinen besondern Namen haben. Für deren Ausführung gelten die Grundsätze, welche für die hier namhaft gemachten V. entwickelt sind. Zu großer Bedeutung haben sich in der neuern Musik 15) die Nachschläge entwickelt, d. h. V., welche der Hauptnote folgen und daher ihre Dauer verkürzen, während die nächstfolgende Hauptnote von ihrem Wert nichts verliert.

Verzinken, Überziehen der Metalle mit Zink, wird fast nur auf Eisen angewandt, um dieses vor Rost zu schützen (galvanisiertes Eisen). Man beizt die Gegenstände mit verdünnter Schwefelsäure, die etwas Teer oder Zinnsalz und Kupfervitriol enthält, scheuert sie mit Sand, taucht sie in eine Salmiaklösung, trocknet sie in einem geheizten Raum und taucht sie dann noch heiß in das bedeutend über den Schmelzpunkt erhitzte Zink, welches zur Verhinderung der Oxydation mit Salmiak bedeckt ist. Die verzinkten Gegenstände werden in Wasser gelegt, mit einer Bürste abgerieben und in Sägespänen abgetrocknet. Kleinere Gegenstände wirft man haufenweise in das geschmolzene Zink, holt sie mit einem Schaumlöffel nach einer Minute heraus und glüht sie in einem Flammofen unter Holzkohlenpulver, bis der Überfluß von Zink abgeschmolzen ist. Zink schützt das Eisen viel besser vor Rost als Zinn. Wenn Weißblech an irgend einer Stelle von Zinn entblößt ist, so rostet das Eisen hier viel schneller, als wenn überhaupt kein Zinn vorhanden wäre; denn beide Metalle bilden eine Kette, in welcher das Eisen positiv, das Zinn negativ elektrisch ist; sie zersetzen das Wasser, dessen Sauerstoff sich mit dem positiven Element verbindet. Beim verzinkten Eisen ist das Verhältnis umgekehrt: hier ist das Zink positiv und wird allein oxydiert, während selbst das entblößte Eisen unversehrt bleibt. In der Luft erstreckt sich die schützende Kraft des Zinks auf Entfernungen von 4-6 mm, unter Wasser viel weiter. Wegen dieser Vorteile, welche das V. gewährt, wird es in sehr großem Maßstab ausgeführt, und man wendet besondere Vorrichtungen an, um Blech und Draht bequem handhaben zu können. Man schmelzt das Zink in eisernen Wannen, die innen mit Thon ausgekleidet sind, oder in gemauerten Bassins, legt den Draht in Ringen in das geschmolzene Metall oder leitet ihn mit passender Geschwindigkeit durch das Bad und läßt ihn an der Austrittsseite durch ein Zieheisen gehen. Große Blechtafeln führt man durch zwei in dem Zink liegende Walzenpaare. Telegraphendraht wird mit verdünnter Schwefelsäure gebeizt, ausgeglüht, gescheuert, nochmals gebeizt, gespült, in Kalkwasser, dann in schwache Chlorzinklösung getaucht, in 10proz. Kupfervitriollösung verkupfert, in Salmiaklösung getaucht und in das Zink gebracht. Verzinktes Eisen findet ausgedehnte Anwendung zu Dachdeckungen, Dachröhren, Rinnen, Bandeisen, Telegraphendraht, Ketten, Nägeln, Kanonenkugeln etc.