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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Viardot-Garcia - Viburnum.

unweit seiner Mündung, an der Eisenbahn Porto-Valença gelegen, eine der schönsten Städte Portugals, hat einen durch das Castello de Santiago verteidigten, aber ziemlich versandeten Hafen, Fischerei, lebhaften Handel und (1878) 8816 Einw.

Viardot-Garcia (spr. wiardo-), Pauline, Opernsängerin, geb. 18. Juli 1821 zu Paris, zweite Tochter von Manuel Garcia (s. d.) und Schwester der Malibran (s. d.), begleitete als Kind ihren Vater nach England, Nordamerika und Mexiko, bildete sich dann in Paris unter Leitung Liszts zur Pianistin, von 1837 an aber zur Sängerin aus und unternahm 1839 eine Kunstreise nach London, wo sie für die Italienische Oper engagiert wurde. 1840 verheiratete sie sich mit dem französischen Schriftsteller Viardot (s. unten), mit dem sie Italien, Spanien, Deutschland und Rußland durchzog, in allen Hauptstädten mit Erfolg auftretend. Später ward sie Mitglied des Théâtre lyrique zu Paris, wo sie unter anderm den Gluckschen »Orpheus« zu neuem Leben erweckte. Seit 1862 von der Bühne zurückgetreten, ließ sie sich in Baden-Baden nieder, wo sie sich vorzugsweise der Ausbildung jüngerer Gesangstalente widmete, eine Thätigkeit, welche sie nach dem Krieg von 1870/71 in Paris fortgesetzt hat. In ihrer Jugend besaß Frau V. eine der schönsten Mezzosopranstimmen, durch Umfang und Weichheit gleich ausgezeichnet, u. noch in spätern Jahren vereinigte sie in ihrem Gesang mit dem gefühlvollsten Vortrag eine vollendete Methode; namentlich aber übertrifft sie hinsichtlich der allgemeinen musikal. Bildung alle ihre Kunstgenossinnen, wie dies auch ihre Kompositionen beweisen, von denen zahlreiche, unter andern die Operetten: »Le dernier sorcier«, »L'Ogre« und »Trop de femmes« (aufgeführt in Baden-Baden 1867-68 und 1869), 12 russische Melodien und neuerdings ein Gesangsstudienwerk: »Une heure d'étude« (deutsche Ausg. von F. Gumbert, Berl. 1881), veröffentlicht sind. Von ihren Kindern haben sich zwei ebenfalls musikalisch ausgezeichnet: die älteste Tochter, Frau Louise Héritte-V. als Komponistin einer 1879 in Weimar aufgeführten komischen Oper, »Lindoro«, und andrer dramatischer Musikwerke, ein Sohn, Paul, als Violinvirtuose. - Ihr Gatte Louis V., geb. 31. Juli 1800 zu Dijon, studierte in Paris die Rechte, ging dann zur Journalistik über und wurde 1838 Direktor des Italienischen Theaters in Paris, gab aber diese Stellung bald auf, um seine Gattin auf ihren Kunstreisen zu begleiten; starb 5. Mai 1883 in Paris. Er hat eine große Reihe geschichtlicher und kunstgeschichtlicher Schriften veröffentlicht, von denen Hervorhebung verdienen: »Études sur l'histoire des institutions et de la littérature en Espagne« (1835); »Des origines traditionelles de la peinture moderne en Italie« (1840); »Histoire des Arabes et des Mores d'Espagne« (1851, 2 Bde.); »Espagne et beaux-arts; mélanges« (1866); »Apologie d'un incrédule« (1868; später u. d. T.: »Libre examen«, 6. Aufl. 1881); »Les merveilles de la peinture« (1868-69, 2 Bde.); »Les merveilles de la sculpture« (1869), mehrere Führer durch die Museen von Spanien, Italien, Frankreich, Belgien etc.

Viareggio (spr. wiareddscho), Stadt in der ital. Provinz Lucca, am Mittelmeer und an der Eisenbahn Pisa-Genua, in jetzt durch Kanalisierung entsumpfter und malariafreier Gegend, durch große Pinienwaldungen vor den Nordwinden geschützt, daher auch Winterkurort, hat eine nautische und eine technische Schule, einen kleinen Hafen, besuchte Seebäder, eine Heilanstalt für skrofulöse Kinder, bedeutenden Schiffbau und (1881) 10,190 Einw. In der Nähe Überreste römischer Bäder (Bagni di Nerone). Hier Zusammenkunft des Kaisers Karl V. mit dem Papst Paul III.

Viassolo, Giov. Battista, s. Federici.

Viatikum (lat.), bei den alten Römern Reisegeld, Zehrpfennig, auch das von den Soldaten ersparte Geld; bei den Katholiken das einem Sterbenden gereichte letzte Abendmahl.

Vibert (spr. wibär), Jehan Georges, franz. Maler, geb. 30. Sept. 1840 zu Paris, studierte daselbst auf der École des beaux-arts und bei Barrias und Picot und begann mit mythologischen Darstellungen, fand aber erst Ende der 60er Jahre in humoristischen Genrebildern, zum Teil mit Figuren aus dem 17. und 18. Jahrh., das eigentliche Feld seiner Thätigkeit. Seine durch elegante Zeichnung und ein lebhaftes, buntes Kolorit ausgezeichneten Hauptwerke sind: Zudringlichkeit, die Abreise der Neuvermählten, der Erstgeborne, die Ermahnung, die Grille und die Ameise, der neue Kommis, die Serenade, die Toilette der Madonna, eine Auktion und das Porträt des Schauspielers Coquelin in einer Rolle aus den »Précieuses ridicules«. Eine Ausnahmestellung unter seinen Werken nimmt das große figurenreiche Bild der Apotheose Thiers' (1878, im Museum des Luxembourg) ein, auf welcher der von dem trauernden Frankreich beweinte Leichnam des Verstorbenen von zwei visionenartigen Darstellungen umgeben ist, welche das brennende Paris zur Zeit der Kommune und Thiers' Leichenbegängnis in zahlreichen Figuren schildern. V. hat auch viele Aquarelle von geistvoller Charakteristik gemalt.

Viborg, 1) dän. Amt, den mittlern, meist westlichen Teil Jütlands umfassend, 3034 qkm (55,06 QM.) mit (1880) 93,369 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt, am Westufer des kleinen Viborgsees und an der Eisenbahn Lunderskov-Holstebro-Langaa, hat 2 Kirchen (eine Domkirche mit Krypte unter dem Chor, erbaut im 12. Jahrh., jetzt prachtvoll restauriert, und die ehemalige Kirche der Schwarzbrüder), eine Kathedralschule, ein Hospital, Zucht- u. Arbeitshaus etc. und (1880) 7653 Einw. Als Hafen und Stapelplatz gilt Hjarbäk. Von industriellen Anlagen sind mehrere Tuchfabriken und Eisengießereien, Brauereien u. a. vorhanden. V. ist Sitz eines Stiftsamtmanns, eines Bischofs und des Oberlandesgerichts von Jütland. - V., im Mittelalter Vebjerg (»heiliger Berg«) genannt, war schon in der heidnischen Zeit ein Hauptopfer- und Thingplatz, wo die Königswahl für Jütland und später für ganz Dänemark geschah, sowie auch bis 1655 die Jüten hier den Königen huldigten. Befestigt wurde V. 1151 von Svend Grathe, der in demselben Jahr hier zwei Siege über seinen Gegenkönig Knut Magnusson erfocht. Hans Tausen (1525-29), an den seine hier errichtete Statue erinnert, führte in V. die Reformation ein. Durch eine Feuersbrunst (25. u. 26. Jan. 1726) wurde die größere Hälfte der Stadt in Asche gelegt. Von 1836 bis 1848 war V. der Versammlungsort der Provinzialstände von Jütland, deren Zusammenkünfte in dem Domhaus gehalten wurden. -

2) Finn. Län, s. Wiborg.

Vibration (lat.), Schwingung (s. d.).

Vibrationstheorie, s. Licht.

Vibrationsmikroskop, s. Schall, S. 396.

Vibrionen, nach Ehrenberg eine Abteilung der Infusionstiere, gegenwärtig als Schizomyceten oder Bakterien ins Pflanzenreich gestellt (s. Pilze, S. 68).

Viburnum L. (Schlinge, Schlingbaum, Wasserholder), Gattung aus der Familie der Kaprifoliaceen, Sträucher, seltener Bäume mit gegen-, selten zu 3-4 wirtelständigen, ganzrandigen, ge-^[folgende Seite]