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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vogel

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Vogel (Personenname).

Erzgebirge, ward 1804 Professor an der Dresdener Akademie u. starb 6. April 1816. Er war sowohl als Historien- wie als Porträtmaler thätig; namentlich gelangen ihm Darstellungen aus dem Kinderleben.

2) Ludwig, Maler, geb. 10. Juli 1788 zu Zürich, war anfangs Zuckerbäcker und trieb die Malerei nur in den Mußestunden. 1808 bezog er die Akademie in Wien, wo er jedoch keine Befriedigung fand. Er wanderte deshalb 1810 nach Rom und schloß sich dort an Thorwaldsen, Koch und Cornelius an. Hier entstand sein erstes größeres Bild: die Rückkehr der Schweizer aus der Schlacht bei Morgarten. Nachdem er sich noch eine Zeitlang in Florenz aufgehalten hatte, kehrte er in die Heimat zurück und führte dort bis in die Mitte der 60er Jahre eine Reihe von Darstellungen aus dem Volksleben und der Geschichte der Schweiz aus, denen man eine glückliche Komposition und dramatisches Leben nachrühmte. Eine der bekanntesten ist der von Gonzenbach gestochene Schweizerbund von 1307. Er starb 21. Aug. 1879.

3) Karl, ausgezeichneter Schulmann, geb. 19. Juli 1795 zu Stadtilm, studierte in Jena Philologie und Theologie, ward 1816 Lehrer, 1821 Mitdirektor eines Erziehungsinstituts in Tharant (später bei Dresden), 1824 Direktor der höhern Stadtschule zu Krefeld, 1832 Direktor der Bürgerschule in Leipzig, die er neu organisierte; starb 15. Nov. 1862. V. gab zahlreiche Schulschriften heraus, welche ihrer Zeit große Verbreitung gefunden haben. Er gab den Anstoß zu der ersten Versammlung der Lehrer an deutschen Real- und höhern Bürgerschulen (Meißen 1845) und zu verschiedenen wohlthätigen Stiftungen in Leipzig. Um den Elementarunterricht machte er sich verdient durch die Einführung und Empfehlung der verbesserten Jacototschen Methode des ersten Leseunterrichts, der sogen. Normalwörtermethode. Seit 1852 redigierte er mit Körner eine pädagogische Zeitschrift: »Die höhere Bürgerschule«.

4) Albert, Holzschneider, geb. 1814 zu Berlin, bildete sich anfangs auf der dortigen Akademie zum Maler, seit seinem 20. Jahr aber in Leipzig zum Holzschneider aus. Hier führte er unter anderm Schnitte nach Zeichnungen von Hübner und Bendemann zu einer Prachtausgabe des Nibelungenliedes und Schnitte nach Zeichnungen Menzels zu Kuglers »Geschichte Friedrichs d. Gr.« aus. Nachdem er wieder in Berlin seinen Wohnsitz genommen, beteiligte er sich an den Schnitten nach Menzels Illustrationen zu den Werken Friedrichs d. Gr. und fertigte dann zahlreiche Schnitte nach Kaulbach für die v. Deckersche Prachtbibel, nach Pfannschmidt u. a., wobei er sich zum Teil statt des Stichels des alten Schneidemessers bediente. Er war Lehrer der Holzschneidekunst in der Berliner Kunstakademie und königlicher Professor und starb 16. April 1886.

5) Jakob (gewöhnlich V. von Glarus), schweizer. Dichter, geb. 11. Dez. 1816 zu Glarus, arbeitete seit seinem achten Jahr in einer Fabrik, durchwanderte mit 21 Jahren die Schweiz und das südliche Frankreich und begründete nach seiner Rückkehr nach Glarus 1843 eine Buchdruckerei daselbst, mit der er später auch eine Verlagshandlung verband, der er noch heute vorsteht. V. ist einer der eifrigsten Sammler und gründlichsten Kenner der poetischen Litteratur seines Vaterlandes; seiner Begeisterung für dieselbe entstammt die Anregung zu dem von ihm verlegten Werk »Die poetische Nationallitteratur der Schweiz von Haller bis auf die Gegenwart« (von R. Weber und Honegger, 1866-76, 4 Bde.). Als Dichter veröffentlichte er: »Gedichte« (12. Aufl. 1886), »Lyrische Gedichte« (1868), »Neuere Gedichte« (1868), »Bilder aus den Alpen«, Gedichte (1874), »Stille Lieder« (1875), daneben auch Epigramme (»Raketen«, »Taranteln«, »Wilde Kastanien«, »Birkenzweige«, 1868 u. 1871), Werke, welche sich durch Wahrheit der Empfindung und Anmut der Form auszeichnen.

6) August, Agrikulturchemiker, geb. 4. Aug. 1817 zu München, studierte daselbst, in Göttingen und Berlin, habilitierte sich 1840 in München, wurde 1869 zum Professor der Agrikulturchemie an der dortigen Universität ernannt und starb 14. Aug. 1889 in Rosenheim. Er publizierte eine große Anzahl kleinerer Untersuchungen und Abhandlungen aus allen Gebieten der reinen und angewandten Chemie, viele technische Arbeiten und populäre Darstellungen. Auch schrieb er: »Naturstudien« (2. Aufl., Erfurt 1860); »Der Torf, seine Natur und Bedeutung« (Braunschw. 1859); »Die Untersuchung des Biers« (Berl. 1866); »Praktische Übungsbeispiele« (4. Aufl., Erfurt 1873); »J. v. Liebig als Begründer der Agrikulturchemie« (Münch. 1874) u. a.

7) Karl, namhafter Kartenzeichner, geb. 4. Mai 1828 zu Hersfeld, war 1846-51 bei der topographischen Landesaufnahme des ehemaligen Kurfürstentums Hessen beschäftigt, ging dann nach Gotha, um für den Herzog Ernst einen Atlas schleswig-holsteinischer Schlachtenpläne zu zeichnen, und arbeitet seit 1853 in J. ^[Justus] Perthes geographischer Anstalt, namentlich an den Europa (Spanien, Frankreich, Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Italien, Balkanhalbinsel) betreffenden Blättern des Stielerschen Atlas. 1880 erschien von ihm eine Karte des Thüringer Waldes.

8) Eduard, Afrikareisender, Sohn von V. 3), Bruder der Schriftstellerin Elise Polko (s. d.), geb. 7. März 1829 zu Krefeld, studierte seit 1848 in Leipzig und Berlin Mathematik und Naturwissenschaften und ward 1851 Assistent Hinds an Bishops Sternwarte in London. Hier wurde ihm 1853 auf Petermanns Rat von seiten der englischen Regierung der Antrag gemacht, an des verstorbenen Richardson Stelle sich als Astronom der Expedition anzuschließen, welche unter Beteiligung der Deutschen Barth und Overweg in Zentralafrika verweilte. Im Januar 1854 am Tsadsee angelangt, bestimmte V. die Lage desselben sowie die Höhe der großen Wüste, drang bis zum 9.° nördl. Br. nach Musgu vor, erforschte die Länder westlich vom Tsad, traf mit Barth in der Nähe von Sinder im Dezember 1854 zusammen, drang dann bis Jakoba vor, welches vor ihm noch kein Europäer betreten hatte, versuchte es, in Adamáua Eintritt zu gewinnen, mußte jedoch am Ufer des Binuë vor feindlichen Negerstämmen umkehren und wandte sich im Dezember 1855 nach Wadai. Im Anfang gut aufgenommen, wurde er bei Abeschr südlich von Wara auf Befehl des Sultans getötet. Von V. sind Briefe und Berichte in geographischen Fachschriften, namentlich in »Petermanns Mitteilungen«, veröffentlicht. Vgl. E. Polko, Erinnerungen an einen Verschollenen (Leipz. 1863).

9) Hermann Wilhelm, Photochemiker, geb. 26. März 1834 zu Dobrilugk, studierte Chemie und Physik an der Gewerbeakademie in Berlin und war seit 1858 Assistent von Rammelsberg und Dove und seit 1860 Assistent am mineralogischen Museum. 1863 gründete er den Berliner Photographenverein, aus dem 1869 der noch jetzt von ihm geleitete Verein zur Förderung der Photographie hervorging; auch gab er seit 1864 die »Photographischen Mitteilungen« (Berl.) heraus. Zugleich übernahm er 1864 den Lehrstuhl für Photochemie an der Berliner Gewerbeaka-^[folgende Seite]