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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vögel

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Vogel - Vögel.

demie. 1868 war er Mitglied der norddeutschen nach Aden entsendeten Sonnenfinsternisexpedition und der oberägyptischen Expedition. 1870 ging er zum Photographenkongreß nach Cleveland (Ohio) und bereiste den Norden der Union und Kanada. Ende 1870 beteiligte er sich an der nach Sizilien gehenden englischen Sonnenfinsternisexpedition und 1875 an der Sonnenfinsternisexpedition nach den Nikobaren, und 1876 und 1883 bereiste er abermals Nordamerika. Seit 1872 ist er Vorsitzender des Vereins für deutsches Kunstgewerbe und seit 1884 Vorsteher des phototechnischen Laboratoriums der technischen Hochschule in Charlottenburg. Vogels Untersuchungen erstrecken sich über alle Gebiete der Photographie; besonders hervorzuheben sind die Untersuchungen über die Sensibilisatoren, die ihn 1873 zu der Entdeckung führten, Gegenstände in den richtigen Tonwerten aufnehmen zu können, ferner die Arbeiten über alkalische Entwickelung (Kollodium, Silberbäder, Pigmentdruck), die photographischen Studien über Perspektive und über die Prinzipien der Beleuchtung und Atelierkonstruktion (1869), die Versuche über Leistungsfähigkeit der Linsen, sein Photometer etc. Seit 1873 beschäftigte er sich spezieller mit Spektralphotographie und Spektralanalyse, auch konstruierte er 1877 ein Universalspektroskop. Er schrieb: »Lehrbuch der Photographie« (3. Aufl., Berl. 1878); »Praktische Spektralanalyse irdischer Stoffe« (2. Aufl., das. 1888 ff.); »Die chemischen Wirkungen des Lichts und die Photographie« (2. Aufl., Leipz. 1883); »Die Photographie farbiger Gegenstände in den richtigen Tonverhältnissen« (Berl. 1885); »Vom Indischen Ozean bis zum Goldland«, Reisebeobachtungen (das. 1878); »Lichtbilder nach der Natur« (das. 1879), über das Spiritistentreiben (das. 1880) u. a.

10) Hermann Karl, Astronom, Sohn von V. 3), geb. 3. April 1842 zu Leipzig, studierte auf dem Polytechnikum in Dresden, seit 1864 in Leipzig, wurde 1865 Hilfsarbeiter, später zweiter Observator an der dortigen Sternwarte, 1870 Direktor der Privatsternwarte des Kammerherrn v. Bülow zu Bothkamp bei Kiel und widmete sich hier mit großem Erfolg ausschließlich der Astrophysik. 1874 folgte er einem Ruf als Observator an dem astrophysikalischen Observatorium in Potsdam, und 1882 wurde er Direktor dieses Instituts. Er veröffentlichte: »Beobachtungen von Nebelflecken und Sternhaufen« (Leipz. 1867); »Bothkamper Beobachtungen« (das. 1872 u. 1873, 2 Bde.); »Untersuchungen über das Spektrum der Planeten« (das. 1874) sowie »Untersuchungen über das Sonnenspektrum«, eine »Spektroskopische Durchmusterung des nördlichen Himmels«, »Beobachtungen mit dem großen Wiener Refraktor« etc. in den Publikationen des Potsdamer Observatoriums seit 1879.

11) Sir Julius, englisch-austral. Staatsmann, wurde auf der London University School und der Royal School of Mines gebildet, ging 1861 nach Neuseeland und griff dort sogleich thätig in das politische Leben der Kolonie ein, zuerst als Mitglied der Provinzialregierung von Otago, nach Vereinigung aller Provinzen als Mitglied des Kolonialministeriums. Als solches begründete er 1870 die bis in die neueste Zeit in Neuseeland befolgte Politik, wonach durch Anleihen auf dem englischen Geldmarkt die Einwanderung ins Land gezogen und die Herstellung einer großen Zahl von Verkehrsmitteln ermöglicht wurde. Ist Neuseeland dadurch auch mit einer großen Schuldsumme belastet worden, so hat sich anderseits die Bevölkerung in wenigen Jahren verdoppelt, und der Aufschwung ist ein außerordentlicher gewesen. Der großartige Plan der Bildung eines englischen Polynesien ging ebenfalls von V. aus; doch billigte das englische Parlament das demselben 1874 vorgelegte Projekt der New Zealand and Polynesian Company, welches jenes Ziel erreichen wollte, nicht. Nachdem V. Mitglied und Führer mehrerer Ministerien gewesen, übernahm er 1876 den Posten eines Generalbevollmächtigten der neuseeländischen Regierung in London, den er bis 1881 bekleidete. Er kehrte dann nach Neuseeland zurück, wo er 1884-87 einen Ministerposten bekleidete. Auch trat er an die Spitze eines Unternehmens, welches den Bau von Eisenbahnen in Westaustralien nach dem amerikanischen System der Landbewilligungen bezweckt. Er schrieb »Official handbook of New Zealand« (Lond. 1875).

Vögel (Aves; hierzu Tafel »Körperteile der Vögel«), Klasse der Wirbeltiere, wird nach der neuern Klassifikation zu den Reptilien in verwandtschaftliche Beziehung gebracht und als letzter Ausläufer der Sauropsiden (s. Wirbeltiere) betrachtet. Charakteristisch für die V. ist das fast bei allen gut entwickelte Flugvermögen, welche durch eine Reihe von anatomischen Einrichtungen, vor allen das Hohlsein der Knochen (s. unten), ermöglicht wird.

[Körperbau.] Die allgemeine Form des Körpers entspricht den beiden Hauptarten der Bewegung: dem Flug und dem Gehen oder Hüpfen auf dem Erdboden. Der eiförmige Rumpf stützt sich in schräger Lage auf die beiden säulenartig erhobenen hintern Extremitäten, setzt sich nach hinten und unten in einen kurzen Schwanz fort und verlängert sich nach oben und vorn in einen langen, sehr beweglichen Hals, auf welchem ein leichter, rundlicher Kopf balanciert. Die vordern Extremitäten liegen, zu Flügeln umgebildet, mit zusammengefalteten Abschnitten an den Seiten des Rumpfes (Fig. 1). Die Haut der V. erreicht nie einen bedeutenden Grad von Dicke und Festigkeit; die charakteristischen Anhänge derselben, die Federn (s. d.), entsprechen in ihrer Bildungsweise den Haaren der Säugetiere, und wie diese eine zweifache Form zeigen, so bedecken auch bei den Vögeln kürzere, lockere Federn ohne oder mit nur sehr kurzer, weicher Spule (Dunen) die Haut unmittelbar, während die steifen, längern, die Färbung des Federkleids bedingenden Konturfedern darüber herausragen. Die Anordnung der Federn bezeichnet man als Pterylose. Die Konturfedern stehen meist in regelmäßig geordneten Gruppen (Fluren), zwischen denen federlose oder nur mit Dunen bedeckte Züge (Raine) liegen. Selten ist die Befiederung ununterbrochen. Von Wichtigkeit ist die Stellung der Federn an den Flügeln und am Schwanz, von denen die erstern gewissermaßen als Ruder fungieren, der letztere als Steuer wirkt. Der Flügel ist ein Doppelfächer, der sich im Ellbogen- und im Handgelenk einfalten läßt und seine große Fläche zum Teil durch zwei Hautsäume, besonders aber durch die Schwungfedern (Schwingen) erhält. Diese sind am Unterrand von Hand (Handschwingen oder Schwingen erster Ordnung, gewöhnlich zehn) und Vorderarm (Armschwingen oder Schwingen zweiter Ordnung, in wechselnder Zahl) befestigt und werden an ihren Wurzeln noch von den mehrfachen Reihen der kleinern Deckfedern überdeckt, so daß ein vollkommener Schluß des Flügels hergestellt wird. Die Schwungfedern fehlen übrigens denjenigen Vögeln, welche ihre vordern Gliedmaßen entweder als Ruder beim Schwimmen (Pinguine) oder zur Unterstützung des Laufs (Strauße) benutzen. Den zusammengefalteten Flügel bedeckt von obenher der sogen. Schulterfittich;