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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vogesen; Vogesensandstein; Voggenhuber; Voghera; Vogl

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Vogesen - Vogl.

Bahn geht durch den Paß von Zabern, durch den auch in einem Tunnel in der Meereshöhe von 280 m der Rhein-Marnekanal geleitet worden ist. Nicht unbedeutende Eisenerzlager gibt es bei Niederbronn, große Waldungen, in denen Wölfe und Wildschweine noch zahlreich vorkommen, zwischen Pfalzburg und Bitsch. Längs des Ostrandes, der zwischen Wasselnheim und Weißenburg bogenartig weit gegen W. zurücktritt, breitet sich auch hier, wie weiter südlich, eine angenehme Hügellandschaft aus, die jedoch in Rheinbayern, am Fuß der Hardt, erst ihre ganzen Reize entwickelt. In dieser Hügelregion und am Fuß des Gebirges liegen in der ganzen Ausdehnung der V. von Belfort im S. bis Dürkheim im N. schöne und wohlhabende Dörfer und gewerbfleißige Städte, und gerade diese Gegend ist es, welche Elsaß und Rheinbayern zu den schönsten Ländern des Deutschen Reichs zählen läßt. Unter den Mineralwässern sind auf der deutschen Seite der V. die zu Niederbronn am wichtigsten (die zu Bad Sulz bei Molsheim befinden sich bereits außerhalb des Gebirges in der Hügelregion); auf französischer Seite, am äußersten Südwestfuß, liegt Plombières mit seinen warmen und kalten Mineralquellen, zur Römerzeit schon vielbesucht, für den Geologen interessant durch Neubildungen von Mineralien. Die Bevölkerung des Gebirges gehört dem deutschen und französischen Sprachstamm an. Die Sprachgrenze fällt vom Elsässer Belchen bis in die Gegend von Münster mit der Landesgrenze und Wasserscheide zusammen; hernach geht sie auf die deutsche Seite über und läuft in krummer Linie über St. Kreuz im Leberthal zum Donon. Trotz des Reichtums an landschaftlichen Schönheiten gehörten die V. zu den am wenigsten besuchten Gebirgen Deutschlands. Neuerdings hat sich der Vogesenklub im Verein mit der Forstverwaltung um die Erschließung sehr verdient gemacht und unter anderm das Gasthaus auf dem Großen Belchen und den Aussichtsturm auf dem Katzenstein erbaut. Vgl. die Reisehandbücher für die V. von Schricker (Straßb. 1873), Stieve (Lahr 1873), v. Seydlitz (2. Aufl., Metz 1886), Mündel (5. Aufl., Straßb. 1888) und Ehrenberg (das. 1888).

Vogesen (Vosges), franz. Departement, gebildet aus Teilen der ehemaligen Herzogtümer Lothringen und Bar, des Bistums Toul, der Landschaften Elsaß, Champagne und Franche-Comté sowie des Fürstentums Salm, infolge des Friedensschlusses von 1871 aber durch Abtrennung eines Areals von 20,340 Hektar im nordöstlichen Teil (dasselbe bildet jetzt den Kanton Schirmeck des Kreises Molsheim in Unterelsaß) etwas verkleinert, grenzt östlich an das deutsche Reichsland Elsaß, nördlich an die Departements Meurthe-et-Moselle und Maas, westlich an Obermarne, südlich an Obersaône und umfaßt gegenwärtig 5853 qkm (106,30 QM.). Das Land ist größtenteils gebirgig, im O. von den waldreichen Vogesen, weiterhin von deren Ausläufern, den Monts Faucilles, erfüllt, und wird von der Mosel (mit Moselotte, Vologne, Madon und Meurthe), der Maas (mit Mouzon und Vaire) sowie der Saône (mit Coney) bewässert. Unter den Seen ist der von Gérardmer zu erwähnen; auch gibt es mehrere Mineralquellen (darunter die berühmten von Plombières). Das Klima zeigt im Winter große Kälte, im Sommer Trockenheit und Hitze, im Herbst und Frühling große Veränderlichkeit. Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 413,707 Einw. Von der Gesamtfläche des Departements sind Ackerland 245,125 Hektar, Weinberge 5670, Wiesen 86,562, Wälder 208,086, Heiden 11,233 Hektar. Guter Getreideboden findet sich in der Ebene, während das Gebirgsland schöne Weiden und viel Wald enthält. Die wichtigsten Produkte sind: Weizen (durchschnittlich 800,000 hl), Hafer (1⅓ Mill hl), Roggen und Halbfrucht, sehr viel Kartoffeln (6 Mill. hl), dann Hülsenfrüchte, Futterrüben, etwas Hopfen und Tabak, Obst, insbesondere Kirschen, Wein sowie alle Arten Vieh, namentlich Pferde (1886: 33,910 Stück), Rinder (159,084), Schweine (91,620) und Ziegen (18,136). Das Mineralreich ist wirtschaftlich von geringer Bedeutung. Der wichtigste Erwerbszweig ist neben der Landwirtschaft die gewerbliche Industrie. Dieselbe umfaßt vor allem eine blühende Baumwollmanufaktur (1885: 19,500 Arbeiter, 505,050 Spindeln, 20,009 Kraftstühle), Schafwollspinnerei und -Weberei (750 Arb.), Seiden- und Chappespinnerei, Stickerei, Spitzenfabrikation; ferner Eisenindustrie (280 Arb.), Maschinenbau, Fabrikation von Glas (590 Arb.), Papier (1675 Arb.), Seife, Brettern etc. Entsprechend dem hohen Stande der Landwirtschaft und Industrie, ist auch der Handel sehr entwickelt. Er findet an den neuerdings aus strategischen Gründen außerordentlich entwickelten Eisenbahnen (die nordsüdlichen Linien Nancy-Epinal-Vesoul, Lunéville-Fraize, Lunéville-Gérardmer und Pagny-Neufchâteau nebst mehreren Verbindungs- und Zweiglinien, welche teilweise bis hoch in die Vogesen dringen) lebhaft benutzte Kommunikationsmittel. Das Departement zerfällt in fünf Arrondissements: Epinal, Mirecourt, Neufchâteau, Remiremont und St.-Dié; Hauptstadt ist Epinal. Vgl. Bailly u. a., Le département des Vosges (Epinal 1887, 2 Bde.).

Vogesensandstein, s. Triasformation, S. 828.

Voggenhuber, Vilma von, Bühnensängerin, geb. 1844 zu Pest, erhielt ihre Ausbildung von dem dortigen Tenoristen P. Stoll, debütierte 1863 in Bellinis »Romeo und Julie« auf dem ungarischen Nationaltheater und erhielt infolgedessen an demselben ein Engagement. Auf Veranlassung von Frau Artôt wandte sie sich dann der deutschen Oper zu, gastierte in Berlin und Hannover, später in Stettin, Köln und Bremen und trat 1869 am Wiener Hofoperntheater mit solchem Erfolg auf, daß ihr ein höchst vorteilhafter Antrag gemacht wurde. Sie entschied sich jedoch für ein gleichzeitig ihr gebotenes Engagement in Berlin, wo sie, seit 1868 mit dem Bassisten Franz Krolop verheiratet und später zur Kammersängerin ernannt, 11. Jan. 1888 starb. Frau v. V. gehörte nicht nur hinsichts ihrer stimmlichen Mittel, sondern auch ihrer reichen dramatischen Fähigkeiten zu den außerordentlichen Bühnenerscheinungen. Beide Eigenschaften bewährte sie namentlich bei den Berliner Aufführungen von Wagners »Tristan und Isolde« (1876), wo sie die Titelrolle mit glänzendem Erfolg vertrat.

Voghera, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Pavia, an der Staffora (mit prächtiger Brücke) und den Eisenbahnlinien Genua-Mailand und Turin-Piacenza, hat einen schönen, mit Arkaden umgebenen Marktplatz, auf dem die Hauptkirche und das Rathaus stehen, ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Nationalkonvikt, starke Seidenzucht, lebhafte Industrie, insbesondere Baumwolle und Schafwollweberei, Fabrikation von Ackerbaugeräten, Hüten etc., Produktenhandel und (1881) 12,794 Einw. Die von Galeazzo Visconti 1372 angelegten Festungswerke sind in schöne Alleen umgewandelt. V. ist das antike Iria Augusta.

Vogl, 1) Johann Nepomuk, Dichter, geb. 2. Nov. 1802 zu Wien, fand schon im 17. Jahr eine Stelle im