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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Vulkān; Vulkāne

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Vulkan - Vulkane.

Die Richtigkeit der Lescarbaultschen Beobachtung wurde indessen vielfach bezweifelt, und als die Hoffnung, bei der totalen Sonnenfinsternis von 1860 den V. zu beobachten, sich nicht erfüllte, ruhte die Frage nach der Existenz intermerkurialer Planeten längere Zeit. Es existieren indessen zahlreiche Beobachtungen dunkler Körper vor der Sonne, die man auf solche Planeten gedeutet hat (vgl. Haase, Einige Zusammenstellungen als Beitrag zu der Frage, ob neben Merkur und Venus in dem Raum zwischen Sonne und Erde noch andre planetenartige Körper vorhanden sind, Hannov. 1864). Die Beobachtung eines solchen verdächtigen, später als Sonnenfleck erkannten Körpers durch Weber in Peckeloh im April 1876 veranlaßte Leverrier zu einer genauen Durchsicht aller dieser frühern Beobachtungen, die ihn zu dem Resultat führte, daß wahrscheinlich fünf Beobachtungen aus den Jahren 1802, 1839, 1849, 1859 und 1862 sich auf einen und denselben Körper beziehen. Während der am 29. Juli 1878 in den Vereinigten Staaten sichtbaren Sonnenfinsternis beobachteten endlich Watson in Rawlins und Swift in Rochester ungefähr 2½° südlich von der Sonne einen Stern 4.-5. Größe, in welchem ein intermerkurialer Planet vermutet wurde; doch stimmt der Ort nicht mit Leverriers Rechnung von 1876 überein, und es ist ziemlich gewiß, daß man es mit einem Stern im Krebs zu thun hatte.

Vulkān, Maschinenbau-Aktiengesellschaft in Bredow bei Stettin, 1856 hervorgegangen aus einer von Früchtenicht und Brock 1851 gegründeten Schiffs- und Maschinenbauanstalt, entwickelte sich zunächst am Lokomotivbau (bis 1888 über 1000 Stück), er hielt 1866 die ersten Aufträge für die Marine und begann 1870 den Bau des Panzerschiffs Preußen. Seitdem erreichte die Fabrik eine Bedeutung, welche sie den größten Werken des Auslandes an die Seite stellt. Es wurden gebaut die Kreuzerfregatten Prinz Adalbert, Leipzig, Stosch, Stein, die Panzerschiffe Sachsen, Württemberg, Oldenburg, die Kreuzerkorvetten Carola, Olga, Irene, fünf Panzerschiffe für die chinesische Marine und vier Dampfer für die Handelsmarine. Das Aktienkapital betrug 1888: 6 Mill. Mk., der Reservefonds 1,5 Mill. Mk.; der Wert der ganzen Fabrik ist auf 13,500,000 Mk. zu veranschlagen.

Vulkāne (feuerspeiende Berge, hierzu Tafel »Vulkane«), Berge, die durch einen Kanal mit dem Erdinnern in Verbindung stehen oder nachweisbar gestanden haben und durch diesen Kanal Gesteinsmaterial oder Gase von Zeit zu Zeit erumpieren oder früher erumpiert haben. Sind solche Eruptionen noch seit Menschengedenken erfolgt, so nennt man den betreffenden Vulkan einen thätigen im Gegensatz zu den erloschenen (ausgebrannten), deren vulkanische Natur nur durch ihre Struktur und das sie bildende Material nachweisbar ist. Daß diese Unterscheidung eine unsichere ist, lehrt die Geschichte vieler V., welche nach sehr langer Zeit der Ruhe neue Thätigkeit entwickelten. So wurde der Vesuv vor seiner Eruption 79 n Chr. als erloschen betrachtet, da ungeachtet der weit zurückreichenden Geschichte seiner Umgebung kein früherer Ausbruch bekannt war, und eine zweite große Pause, welche als Ersterben der vulkanischen Thätigkeit hätte gedeutet werden können, trat später ein, beendet durch den furchtbaren Ausbruch des Jahrs 1631. Die V. zeigen meist die Form eines abgestumpften Kegels, auf dessen Gipfel die trichterförmige Mündung des Kanals, der Krater, eingesenkt ist. Dieser Krater ist meist der eigentliche Schauplatz der vulkanischen Thätigkeit, so zwar, daß sich bald an der einen, bald an der andern Stelle desselben Eruptionsspalten bilden, um die herum das erumpierende Material kleinere Kegel, oft von nur kurzer Dauer der Existenz, aufhäuft (s. Tafel, Fig. 2 u. 4). Die Dimensionen der Berge selbst und der Krater bewegen sich in den weitesten Grenzen: man kennt V. von kaum 30 m Höhe, andre (wie der Cotopaxi) zählen zu den höchsten Gipfeln der Erde, und die Durchmesser der Krater schwanken von wenigen Metern bis zu mehreren Kilometern. Die V. besitzen entweder nur einen Krater, oder es sind neben dem zentralen an den Abhängen noch eine Reihe parasitischer Eruptionsstellen (s. Tafel, Fig. 3) vorhanden (am Ätna gegen 700, am Vesuv etwa 30). Aufgebaut sind die Vulkankegel aus dem Eruptionsmaterial, das sich lagenweise anordnet und zu immer höhern Dimensionen anwächst, wenn nicht durch Explosionserscheinungen bei spätern Ausbrüchen ein Teil wiederum zerstäubt und fortgeführt wird. Die Konturen eines Vulkans ändern sich deshalb durch jede Eruption. Je nach dem vorherrschenden Gesteinsmaterial unterscheidet man Lava-, Tuff-, Schutt- und gemischte Kegel; die letztgenannten sind die häufigsten und aus wechselnden Schichten dieses verschiedenartigen Materials aufgebaut. Aufgesetzt sind diese Kegel bald auf sedimentäre, bald auf altvulkanische Gesteine, so daß die vulkanische Thätigkeit von der Beschaffenheit dieses tiefsten Untergrundes unabhängig erscheint. Abweichend von der einfachen Form eines Kegels, zeigen viele V. eine vollkommene oder doch teilweise hervortretende Umwallung, so daß zwischen dieser und einem zentralen Kegel ein tief eingeschnittenes kreisförmiges Thal verläuft. Ein bekanntes Beispiel bietet der Vesuv mit dem Monte Somma (vgl. Karte bei Artikel Vesuv) als dem Rest einer Umwallung dar. Eine ältere Geologenschule (Elie de Beaumont, Buch, Humboldt, Klöden) nannte diese Ringwälle Erhebungskrater und nahm an, die vulkanische Thätigkeit habe den Untergrund, besonders das vulkanische Material früherer Ausbrüche, gehoben und blasenartig aufgetrieben. Gestützt wurde diese Ansicht durch den Hinweis auf die starke Neigung der zusammensetzenden Lavenbänke und durch die Beschaffenheit der strahlenförmig vom Rande des Walles nach außen verlaufenden Thälchen (Barrancos, vergl. Fig. 1, »Karte der Insel Palma«), welche nicht am untern, sondern am obern Ende am weitesten sein sollten. Diese Theorie der Erhebungskrater ist besonders von Lyell, Scrope, Hartung und Reiß erfolgreich bekämpft worden, namentlich durch die Beobachtung, daß die Lavenströme selbst auf sehr geneigter Unterlage erhärten können, so daß also die geneigte Lage derselben auch eine ursprüngliche, nicht durch spätere Hebung veranlaßte sein kann; ferner durch den Nachweis, daß die sogen. Barrancos ganz nach Art der

^[Abb.: Fig. 1. Insel Palma (Caldera-Bildung).]