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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Vulkanglas - W, w.

1875); Fuchs, V. und Erdbeben (Leipz. 1875) und dessen jährliche Zusammenstellungen der wichtigsten Eruptionen (seit 1865 im »Jahrbuch der Mineralogie«, später in Tschermaks »Mitteilungen«); Beyer, Physik der Eruptionen (Wien 1877); Streng, Beitrag zur Kenntnis des Plutonismus (das. 1878); Pilar, Grundzüge der Abyssodynamik (Agram 1881).

Vulkanglas, s. Glas, S. 393.

Vulkanische Gesteine, im engern Sinn gleichbedeutend mit Laven (s. Lava), die als zusammengesetzte kristallinische Gesteine und deren glasige Modifikationen oder als loses klastisches Material (Bomben, Lapilli, Sand und Asche) oder verkittet als Tuff vorkommen; im weitern Sinn auch die Gesteine ältern Datums der Entstehung (vom Diluvium rückwärts), welche durch die chemische und mineralogische Zusammensetzung oder durch die Art des Vorkommens oder durch beide Merkmale Analogien mit den Laven darbieten. Je weiter zeitlich rückwärts diese Analogien zur Konstatierung vulkanischer Gesteine in frühern geologischen Perioden dienen sollen, desto schwächer werden sie. Die chemische Zusammensetzung des gesamten Gesteins (die Resultate der sogen. Pauschanalyse) zeigt zwar für gewisse Gesteine selbst sehr alter Perioden mit derjenigen von Laven die größte Übereinstimmung (Quarzporphyr mit Trachyt, Diabas mit Basalt); aber die mineralogische Zusammensetzung ist durch das Auftreten andrer Mineralien oder doch andrer Mineralvarietäten, durch das Zurücktreten oder gänzliche Fehlen der Glassubstanz unter den Bestandteilen eine wesentlich andre. Auch die Lagerungsform ist nur in seltenen Fällen mit der der Laven ähnlich oder gar übereinstimmend. Wo die Grenze zulässiger Analogie liegt, hängt wesentlich von den sonstigen Ansichten der verschiedenen Geologenschulen ab. Vgl. Eruptiv.

Vulkanisieren, s. Kautschuk, S. 642.

Vulkanismus, der Inbegriff der gesamten vulkanischen Erscheinungen; auch s. v. w. Plutonismus (s. d.). Vulkanisten, Anhänger des letztern.

Vulkanöl, s. Erdöl, S. 768.

Vulkanpaß, Paß in den Transsylvanischen Alpen, 850 m hoch, führt von Petrozseni, dem Endpunkt der Ungar. Staatsbahnlinie Piski-Petrozseni, durch das Thal des Shiul nach Krajowa in Rumänien.

Vullers, Johann August, namhafter Orientalist, geb. 23. Okt. 1803 zu Bonn, studierte daselbst Theologie und morgenländische Sprachen, setzte das Studium der letztern in Paris (bis 1830), dann in Berlin und Bonn fort und habilitierte sich 1831 als Privatdozent in letzterer Stadt, von wo er 1833 als Professor der orientalischen Sprachen an die Universität zu Gießen berufen ward. Er starb hier 21. Jan. 1880. Seine Hauptwerke, der grammatischen und lexikalischen Bearbeitung der neupersischen Sprache gewidmet, sind: »Institutiones linguae persicae cum sanscrita et zendica lingua comparata« (Gieß. 1840, 2. Aufl. 1870); »Syntaxis et ars metrica Persarum« (das. 1850); »Lexicon persico-latinum etymologicum« (Bonn 1855-64, Supplement 1868), ein ausgezeichnetes Werk, das sowohl vom Institut de France als von der Akademie der Inschriften in Paris mit einem Preis gekrönt ward. Ferner veröffentlichte er eine Chrestomathie aus dem großen persischen Nationalepos (Bonn 1833) und eine vollständige Handausgabe desselben (»Firdusii liber regum etc.«, Leid. 1876-84, 3 Bde.); außerdem Ausgaben zweier arabischer Moallakâts (Bonn 1827 u. 1829); »Fragmente über die Religion des Zoroaster« (Übersetzung aus dem Persischen, das. 1831); »Grammaticae arabicae elementa« (das. 1832); Mirchondis »Geschichte der Seldschukken« (pers. Text und Übersetzung, das. 1838); »Vitae poetarum persicorum« (das. 1839-1868, 2 Hefte) u. a.

Vulliemin (spr. wüllimäng), Louis, schweizer. Historiker, geb. 1797 zu Yverdon im Kanton Waadt, evangelischer Geistlicher in Chexbres und Nyon, resignierte 1826 auf das Predigtamt, wurde Professor der Geschichte an der Akademie zu Lausanne und starb 10. Aug. 1879. In der mit Ch. Monnard gemeinsam unternommenen Übersetzung und Vollendung von J. ^[Johannes] v. Müllers »Geschichte der Eidgenossenschaft« (Par. u. Genf 1837-51, 18 Bde.) bearbeitete er die von Hottinger herrührenden Bände und setzte das Werk selbständig fort von 1532 bis 1712 (deutsch, Zür. 1841-45, Bd. 8-10 des ganzen Werkes). Außerdem schrieb er: »Le canton de Vaud« (3. Aufl., Laus. 1885; deutsch bearbeitet von Wehrli, St. Gallen 1847-1849, 2 Bde.); »Chillon, étude historique« (3. Aufl., Laus. 1863); »Histoire de la Confédération suisse« (2. Aufl., das. 1881; deutsch, Aarau 1877-78, 2 Bde.) sowie Beiträge in die »Mémoires et documents« der Gesellschaft für die Geschichte der romanischen Schweiz, deren Gründer er war.

Vulnerabel (lat.), verwundbar; Vulneration, Verwundung.

Vulpes, Fuchs.

Vulpinit (Volpinit), Mineral, eine körnige, etwas quarzhaltige Varietät des Anhydrits (s. d.), von Vulpino bei Bergamo, wird, wie Alabaster, zu Ornamenten verarbeitet.

Vulpius, Christian August, Schriftsteller, geb. 23. Jan. 1762 zu Weimar, studierte in Jena und Erlangen, lebte dann als federfertiger Litterat an verschiedenen Orten, bis er 1797 zu Weimar am Hoftheater die Stelle eines Theatersekretärs erhielt. Hier schrieb er den Roman »Rinaldo Rinaldini« (Leipz. 1799, 3 Bde.), der in fast alle neuern Sprachen übersetzt und das Vorbild unzähliger Räuberromane wurde; außerdem zahlreiche komische und mittelalterliche Romane, unbedeutende Dramen und Opern. 1806 ward er durch seine Schwester Christiane V. Goethes Schwager. Mit Beibehaltung seiner Stelle als Theatersekretär wurde er später Bibliothekar. Er starb 26. Juni 1827 in Weimar.

Vultur, der Geier; Vulturidae (Geier), Familie aus der Ordnung der Raubvögel, s. Geier.

Vuna, Insel, s. Taviuni.

W.

W (we), w, lat. W, w, der tönende labiale Reibelaut, wird dadurch gebildet, daß der in der Stimmritze mit Stimmton versehene Atem entweder zwischen den obern Schneidezähnen und der Unterlippe hindurchgetrieben wird (labiodentales w) oder zwischen den beiden Lippen (bilabiales w). Die erstere Aussprache herrscht in Norddeutschland und in dem v der romanischen Sprachen und des Englischen, die letztere in Süd- und Mitteldeutschland, wo aber häufig die Mitwirkung des Stimmtons stark reduziert