Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

310

Wachtmeister - Wadai.

Wachtmeister, die dem Feldwebel entsprechende Charge, im deutschen Heer bei der Kavallerie, dem Train und der Feldartillerie, im österreichischen bei der Kavallerie und dem Train; bei der Artillerie heißt dort die entsprechende Charge Feuerwerker. Die Bezeichnung W. kommt in Söldnerheeren, entsprechend der Dreiteilung des Befehls, im Generalbefehl als Generalwachtmeister (General-Feldwachtmeister, jetzt Generalmajor), im Regimentsbefehl als Oberstwachtmeister, jetzt Major, und in dem Kompaniebefehl als W. vor.

Wachtparade, s. Parade.

Wachtposten, s. Posten.

Wacke, s. Basaltwacke.

Wackelpeter, provinzielle Bezeichnung eines kalten Puddings oder Flammeri.

Wackelsteine, s. Granit.

Wackemandelstein, s. Basaltwacke.

Wackenroder, Wilhelm Heinrich, deutscher Romantiker, geb. 1773 zu Berlin, mußte nach väterlichem Willen sich dem Rechtsstudium widmen, während er, schon auf dem Gymnasium innig mit Ludwig Tieck befreundet, mit ganzer Seele der Kunst zugewendet war. Durch Fasch und Reichardt der Musik, durch K. Ph. Moritz der bildenden Kunst, durch E. J. ^[Erduin Julius] Koch der altdeutschen Litteratur zugeführt, beschäftigte sich W. auch während seiner Universitätsjahre in Erlangen und Göttingen vorzugsweise mit Kunststudien. Besuche der Bildersammlungen in Kassel und Salzdahlum sowie wiederholte Ausflüge nach Nürnberg nährten die Begeisterung seiner tiefinnerlichen, kindlichen Natur, die im Widerstreit mit einem aufgedrungenen Beruf verkümmerte. W. starb bereits 13. Febr. 1798 als Referendar bei dem Kammergericht in Berlin. Schon 1797 war von ihm eine Sammlung seiner Aufsätze über Kunst unter dem Titel: »Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders« (mit einer Vorrede und einigen Zugaben von Tieck) im Druck erschienen. Aus seinem Nachlaß gab Tieck die »Phantasien über die Kunst« (1799) heraus. Auch an Tiecks Roman »Franz Sternbalds Wanderungen« hatte W. geistigen Anteil.

Wackenthon, s. Basaltwacke.

Wackerbarth, August Christoph, Graf von, sächs. Feldmarschall, geb. 1662 auf Schloß Kogel im Herzogtum Sachsen-Lauenburg, kam 1685 als Page an den kursächsischen Hof, machte 1691 den Krieg gegen Frankreich und 1695 den gegen die Türken mit, diente seit 1703 gegen Frankreich und Bayern, ward 1705 zum Reichsgrafen erhoben und zum Kommandanten von Hagenau, das er 1706 den Franzosen übergab, dann zum Generalintendanten der Zivil- und Militärgebäude ernannt, in welcher Stellung er sich mit der Marquise von Salmour, gebornen Balbiani, der Witwe des Markgrafen Karl Philipp von Brandenburg, verheiratete. Nachdem er 1708 und 1709 als Generalleutnant in Flandern gefochten, wurde er 1710 Geheimer Kabinettsminister und General und 1712 Feldmarschall. Er bezwang 1715 Stralsund und erhielt 1718 die Gouverneurstelle in Dresden, wo er 1734 starb. Vgl. Frigander, Leben Wackerbarths (1738).

Wackernagel, 1) Philipp, Schulmann und Litterarhistoriker, geb. 1800 in Berlin, wirkte längere Zeit als Direktor der Gewerbeschule zu Elberfeld, verlebte seine letzten Lebensjahre in Dresden, wo er 20. Juni 1877 starb. Außer einer nach den Versmaßen geordneten »Auswahl deutscher Gedichte für höhere Schulen« (6. Aufl., Altenb. 1874), dem »Deutschen Lesebuch« (Berl. 1845 ff., 4 Bde.) veröffentlichte er: »Edelsteine deutscher Dichtung u. Weisheit im 13. Jahrh.« (4. Aufl., Frankf. a. M. 1875); »Trösteinsamkeit in Liedern« (5. Aufl., Hannov. 1881); »Das deutsche Kirchenlied von Luther bis N. Hermann« (Stuttg. 1841, 2 Bde.); »Bibliographie zur Geschichte des deutschen Kirchenlieds im 16. Jahrh.« (Frankf. 1855) und »Das deutsche Kirchenlied bis zum 17. Jahrh.« (Leipz. 1863-77, 5 Bde.) u. a. Vgl. L. Schulze, Ph. W. (Leipz. 1878).

2) Wilhelm, Bruder des vorigen, sinniger Germanist und Dichter, geb. 23. April 1806 zu Berlin, studierte hier Philologie und veröffentlichte noch als Student: »Spiritualia theotisca« (Bresl. 1827); »Das Wessobrunner Gebet und die Wessobrunner Glossen« (Berl. 1827) und die »Gedichte eines fahrenden Schülers« (das. 1828). Von 1828 bis 1830 privatisierte er in Breslau, kehrte dann 1831 nach Berlin zurück, wo er seine »Geschichte des deutschen Hexameters und Pentameters bis auf Klopstock« (Berl. 1831) herausgab. Nach vergeblichen Versuchen, in Preußen eine amtliche Stellung zu gewinnen, folgte er 1833 einem Ruf an das Pädagogium zu Basel und wurde zwei Jahre später zum ordentlichen Professor der deutschen Litteratur an der Universität daselbst ernannt, auch 1854 in den Großen Rat und 1856 in den Stadtrat gewählt. Er starb 21. Dez. 1869 in Basel. Weitere Früchte seiner litterarischen Thätigkeit sind, von kleinen Schriften und Aufsätzen abgesehen: eine (unvollendete) Ausgabe des »Schwabenspiegels« (Zür. 1840); sein chronologisch geordnetes »Deutsches Lesebuch« (Basel 1835-36 u. öfter) in 5 Teilen, von denen die ausgezeichnete, aber unvollendet gebliebene »Geschichte der deutschen Litteratur« (das. 1848-56, 3 Bde.; Suppl. 1872; neue Bearbeitung und fortgesetzt von Martin, das. 1877 ff.) und das »Altdeutsche Handwörterbuch« (5. Aufl., das. 1878) den 4. und 5. Teil bilden; die Monographie »K. Fr. Drollinger« (das. 1841); »Altfranzösische Lieder und Leiche« (das. 1846); »Vocabularius optimus« (das. 1847); »Meinauer Naturlehre« (Stuttg. 1851); »Die deutsche Glasmalerei« (Leipz. 1855); »Die Umdeutschung fremder Wörter« (2. Aufl., das. 1862); »Epea pteroenta ^[Ἔπεα πτερόεντα], Beiträge zur vergleichenden Mythologie« (Basel 1860); »Die Lebensalter« (Leipz. 1862); ein »Kleineres altdeutsches Lesebuch« (2. Aufl., Basel 1880) und eine Ausgabe Walthers von der Vogelweide (mit Rieger, Gießen 1862). Die inhaltreichen Schriften: »Pompeji« (3. Aufl., Basel 1870) und »Sevilla« (2. Ausg., das. 1870) sind Reisefrüchte. Als Dichter hatte sich W. am Studium des Altdeutschen, vorzugsweise am Minnegesang, geschult und von diesem die Innigkeit und den heitern Ton sich angeeignet. Weitere poetische Publikationen waren: »Neuere Gedichte« (Zür. 1842), »Zeitgedichte« (Basel 1843) und das originelle »Weinbüchlein« (Leipz. 1845). Eine Auswahl seiner Gedichte erschien Basel 1873, seine »Kleinen Schriften« Leipzig 1874-75, 3 Bde. Aus seinem Nachlaß wurde außerdem noch veröffentlicht: »Johann Fischart von Straßburg und Basels Anteil an ihm« (Basel 1870); »Poetik, Rhetorik und Stilistik« (Halle 1873, 2. Aufl. 1888); »Altdeutsche Predigten und Gebete aus Handschriften« (Basel 1876). Vgl. Rudolf Wackernagel, Jugendjahre von Wilh. W. (Basel 1884).

Waco, Hauptstadt der Grafschaft McLennan im nordamerikan. Staat Texas in fruchtbarer Präriegegend am Brazos, treibt Handel mit Baumwolle, Wolle, Häuten, Korn und Vieh, hat Eisengießereien, Kornmühlen, Wagenbau etc. und (1880) 7295 Einw.

Wad, Mineral, s. Manganschaum.

Wadaï, Reich im östlichen Sudân, einer der am