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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wagner

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Wagner.

(das. 1868); »Die chemische Fabrikindustrie« (2. Aufl., das. 1869); »Regesten der Sodafabrikation« (das. 1866). Einen großen Einfluß übte er durch seinen vortrefflichen »Jahresbericht über die Leistungen der chemischen Technologie« (Leipz., seit 1855), welcher in den weitesten Kreisen anregend wirkte.

9) Ladislaus von, Landwirt und Technolog, geb. 28. März 1841 zu Budapest, studierte daselbst am Polytechnikum, absolvierte die landwirtschaftliche Akademie in Ungarisch-Altenburg und machte dann größere Reisen, auf welchen er die hervorragenden Universitäten und landwirtschaftlichen Lehranstalten besuchte, gleichzeitig auch praktischen Studien oblag. Nachdem er dann nahezu vier Jahre auf den gräflich Széchényischen Besitzungen in Ungarn und auf dem fürstlich Salmschen Gut Absdorf in Mähren zugebracht, machte er im Rheingau spezielle Weinbaustudien. 1868 erhielt er die Professur für Landwirtschaftslehre an der technischen Hochschule zu Budapest. Er starb 2. Juli 1888 zu Gossensaß in Tirol. W. schrieb: »Tabakkultur, Tabak- und Zigarrenfabrikation« (5. Aufl., Weim. 1888); »Landwirtschaftliche Pflanzenproduktionslehre« (Budap. 1874); »Handbuch der Stärkefabrikation« (2. Aufl., Weim. 1884); »Die Stärkefabrikation in Verbindung mit der Dextrin- und Traubenzuckerfabrikation« (2. Ausg., Braunschw. 1886); »Milch, Butter, Käse« (Weim. 1881); »Handbuch der Bierbrauerei« (6. Aufl., das. 1884); »Handbuch der Spiritusfabrikation« (mit Ulbricht, das. 1888); auch schrieb er seit 1867 für Komers' »Jahrbuch für österreichische Landwirte« den Bericht über Ungarn.

10) Paul, Agrikulturchemiker, geb. 7. März 1843 zu Liebenau in Hannover, erlernte zu Lübeck die Pharmazie, studierte seit 1866 in Erlangen, widmete sich dann der Agrikulturchemie, wurde Unterrichtsassistent am agrikulturchemischen Laboratorium zu Göttingen, habilitierte sich daselbst 1871 als Privatdozent, ging 1872 als Vorsteher der landwirtschaftlichen Versuchsstation nach Darmstadt und wurde 1881 zum Professor ernannt. W. lieferte Verbesserungen einiger analytischer Methoden, seine Hauptthätigkeit ist seit mehreren Jahren auf die Begründung einer exakten Methode der Düngungsversuche und eine weitere Ausbildung der Düngungslehre gerichtet. Er schrieb: »Lehrbuch der Düngerfabrikation und Anleitung zur chemischen Untersuchung der Handelsdünger« (Braunschw. 1877); »Einige praktisch wichtige Düngungsfragen« (7. Aufl., Berl. 1887); »Der Düngewert und die rationelle Verwendung der Thomasschlacke« (Darmst. 1888); »Die Steigerung der Bodenerträge durch rationelle Stickstoffdüngung« (2. Aufl., das. 1888).

Dichter und Schriftsteller.

11) Heinrich Leopold, Schriftsteller der Sturm- und Drangperiode, geb. 19. Febr. 1747 zu Straßburg, studierte daselbst ungefähr gleichzeitig mit Goethe und Lenz die Rechte, kam 1775, nachdem er kurze Zeit Hofmeister im Haus des Präsidenten v. Günderode zu Saarbrücken gewesen, nach Frankfurt a. M., wo er 1776 Advokat ward, sich verheiratete, aber bereits 4. März 1779 starb. In den ersten 70er Jahren warf er sich im Anschluß an den Kreis junger »Genies«, welcher den jugendlichen Goethe umgab, auf die Poesie, schrieb: »Konfiskable Erzählungen« (angeblich Wien, bei der Bücherzensur, thatsächlich Gieß. 1774); »Vermischte Gedichte« (Frankf. 1774); »Die Reue nach der That«, Schauspiel (das. 1775); »Die frohe Frau«, Nachspiel (Offenbach 1775); »Briefe über die Seylerische Gesellschaft und ihre Vorstellungen in Frankfurt a. M.« (Frankf. 1775); »Prometheus, Deukalion und seine Rezensenten« (Leipz. 1775) und »Die Kindermörderin«, Trauerspiel (das. 1776). Auch gab er einen »Frankfurter Musenalmanach« auf 1777-1780 heraus. Die merkwürdigsten seiner in ganz äußerlicher Nachahmung des Lenzschen und Goetheschen Jugendstils gehaltenen, aber keineswegs völlig talentlosen Dichtungen sind: »Prometheus, Deukalion und seine Rezensenten«, an der Goethe (in »Wahrheit und Dichtung«) die Indiskretion zu rügen hatte, mit welcher gewisse Gespräche bei seiner ersten Zusammenkunft mit den weimarischen Prinzen in die Öffentlichkeit gebracht wurden, und »Die Kindermörderin«, worin W. Goethe seinen Vorsatz der Gretchenkatastrophe im Faust »wegschnappte«, ohne daß der Dichter es ihm nachtrug. Vgl. Erich Schmidt, Heinr. Leop. W., Goethes Jugendgenosse (2. Aufl., Jena 1879); Froitzheim, Goethe und H. L. W. (Straßb. 1889).

12) Ernst, Schriftsteller, geb. 2. Febr. 1769 zu Roßdorf in Sachsen-Meiningen, studierte die Rechte zu Jena, ward Aktuar und Privatsekretär des Freiherrn v. Wechmar zu Roßdorf und trat nach einigen Versuchen im Lustspiel mit dem Roman »Wilibalds Ansichten des Lebens« (Meining. 1804, 2 Bde.) hervor, der sein Hauptwerk blieb. Noch vor dem Erscheinen des Buches hatte Herzog Georg von Meiningen den ihm durch Jean Paul empfohlenen Dichter zum Kabinettssekretär ernannt. W. zog demzufolge 1804 nach Meiningen, wo er 25. Febr. 1812 starb. Dem ersten Roman folgten: »Die reisenden Maler« (Leipz. 1806, 2 Bde.); »Reisen aus der Fremde in die Heimat« (das. 1808-1809, 2 Bde.), eine Sammlung von Schilderungen, Erzählungen, Sentenzen u. dgl., denen sich als Anhang anschließt: »Historisches ABC eines vierzigjährigen hennebergischen Fibelschützen« (Tübing. 1810); ferner die Romane: »Ferdinand Miller« (das. 1809) und »Isidora« (das. 1814). Die »Lebenserfahrungen und Weltansichten« (Frankf. 1811, 2 Bde.) enthalten vermischte Aufsätze. W. bewegt sich in seinen Romanen zwischen der geistigen Sphäre des Goetheschen »Wilhelm Meister« und der humoristisch-sentimentalen Phantastik der Romane Jean Pauls. Eine Ausgabe der sämtlichen Schriften Wagners hat Mosengeil (Leipz. 1824-28; 3. Aufl. 1854, 5 Bde., mit Biographie) veranstaltet.

13) Karl, Schulmann und Schriftsteller, geb. 9. Juli 1802 zu Darmstadt, studierte in Heidelberg, Göttingen und Gießen Theologie und klassische Philologie, wurde 1827 Lehrer, 1857 provisorischer Direktor des Gymnasiums zu Darmstadt und 1858 zum Mitglied der Oberstudiendirektion daselbst ernannt, in welcher Stellung er für die Hebung des Schulwesens, seit 1866 als Mitglied der Schulkommission des Norddeutschen Bundes und Deutschen Reichs für Verschmelzung der süd- und norddeutschen Interessen im höhern Schulwesen segensreich wirkte. Er starb 19. Sept. 1879. Neben seiner amtlichen Wirksamkeit war W. vielfach litterarisch thätig, gab mit Prälat Zimmermann die »Allgemeine Schulzeitung« heraus und bearbeitete mehrere Schulbücher, so vor allen »Germania«, poetische Geschichte der Deutschen (5. Aufl., Darmst. 1872). Durch die Herausgabe der »Briefe an J. H. ^[Johann Heinrich] Merck von Goethe, Herder, Wieland und andern bedeutenden Zeitgenossen« (Darmst. 1835) und der »Briefe an und von Merck« (das. 1838), die in neuer Auswahl als »Briefe aus dem Freundeskreis von Goethe, Herder, Höpfner und Merck« (Leipz. 1847) erschienen, erwarb sich W. für die Geschichte unsrer klassischen Litteratur ein bleibendes Verdienst.