Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wal; Walachei

338

Wal - Walachei.

Eigentum des Gutes an, ohne daß die Erben des Besitzers etwas beanspruchen können. Diese letztern Wakufs vermehrten den Grundbesitz der Moscheen und Stiftungen ins Ungeheure, da das türkische Erbrecht nur den Sohn als direkten Erben des Vaters zuläßt, so daß allmählich alle diese Güter wirkliches Eigentum der Stiftungen wurden. Die Moscheengüter umfassen in der Türkei drei Viertel des ganzen Grund und Bodens, denen der Staat keine Steuern auflegen darf, und das Bestreben der Reformpartei ist daher seit langem dahin gerichtet, diese »Wakufs des Herkommens« (aadet) zu beseitigen. W.- oder Evkaf-Naziri, der Minister, richtiger Verwalter, der frommen Stiftungen.

Wal, Walfisch.

Wal (altnord. valr), altdeutsches Wort: die Gesamtheit der von den Walküren für Walhalla erwählten, d. h. auf dem Schlachtfeld gefallenen, Helden, dann auch der Kampfplatz selbst (Walstatt).

Wal, Johann de, bedeutender niederländ. Jurist, geb. 3. April 1816 zu Franeker, wo sein Vater Professor am Athenäum war, widmete sich in Groningen dem Rechtsstudium und erlangte hier 1839 die juristische Doktorwürde. 1848 als Generalsekretär in das Ministerium des Innern berufen, nahm er noch in demselben Jahr an der Universität Leiden eine ordentliche Professur der Rechte an, die er bis zu seiner 1870 krankheitshalber erfolgten Pensionierung innehatte. Er begab sich nun nach dem Haag als Präsident der Staatskommission für die Strafgesetzgebung. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Aanteekeningen en bedenkingen op het ontwerp van het wetboek van strafregt« (Assen 1839); »Bydragen tot de geschiedenis en oudheden van Drenthe« (Groning. 1842); »Orationes academicae« (Leid. 1851); »Het Nederlandsche handelsregt« (das. 1863-70, 3 Bde.). Außerdem gab er die »Lex Frisionum, Lex Angliorum et Werinorum« (Amsterd. u. Leiden 1850) heraus. Seine »Beiträge zur Litteraturgeschichte des Zivilprozesses« (hrsg. von R. Stintzing, Erlang. 1866) verschafften ihm auch in Deutschland einen angesehenen Namen.

Walachei, das südlichere der zum Staat Rumänien vereinigten Donaufürstentümer, wird begrenzt im O. und S. durch die Donau gegen die Dobrudscha und Bulgarien, im NW. durch die Karpathen gegen Siebenbürgen, im N. teils durch die Karpathen, teils durch den Fluß Milkow gegen die Moldau und umfaßt 76,080 qkm (1381 QM.). Das Land bildet eine äußerst fruchtbare Ebene, welche sich von den Transsylvanischen Alpen allmählich zur Donau senkt, und wird von zahlreichen Flüssen und Bergströmen bewässert, welche sich in die Donau ergießen. Die bedeutendern Flüsse sind: der Shiul (bei Krajowa), die Aluta, der Ardschisch mit Dimbowitza, die Jalomitza mit der Prahowa. Das Klima ist großem Wechsel ausgesetzt. Die Zahl der Einwohner beträgt 3,269,000, darunter ca. 250,000 Juden. Die W. ist reich an Steinsalz- und Kohlenlagern sowie an Petroleumquellen; ferner kommen allerlei Mineralien und Metalle vor, welche jedoch nicht ausgebeutet werden. Die bedeutendsten Mineralquellen sind: Kalimanesti und Olanesti (Kreis Waltscha) und die besuchten Kurorte Putschoasa und Balta Alba. Ackerbau und Viehzucht bilden die Hauptnahrungsquelle des Landes; die Ausfuhr von Getreide und Rohprodukten ist bedeutend, dagegen werden fast sämtliche Industrieerzeugnisse eingeführt. Die zahlreichen Forsten liefern Brenn- und Nutzholz; stark betrieben wird der Weinbau (besonders geschätzt die Weine von Odobesti und Dragaschani). Dem Verkehr dient außer der Donau die Eisenbahn von Verciorova über Pitesti nach Bukarest, von letzterer gehen bei Bukarest Linien nach Giurgewo (Rustschuk) und Kalarasch und von Chitila (Bukarest) nach Braila, bei Plojesti eine andre nach Kronstadt ab. Die W. wird durch die Aluta in die Große (östliche) und Kleine W. geteilt und zerfällt in 17 Kreise: Ardschisch, Braila, Buzau, Dimbowitza, Dolschi, Gorschi, Jalomitza, Mehedintzi, Mutschel, Ilfov, Olt, Prahowa, Romanatzi, Rimnik, Waltscha, Teleorman und Wlaska. Hauptstadt ist Bukarest. Weiteres s. Rumänien mit Karte.

[Geschichte.] Die älteste Geschichte der W. als Teil Daciens, s. Rumänien. Nachdem die Rumänen der untern Donau den Strom der Völkerwanderung und den Einfall der Slawen, Mongolen, Ungarn und Tataren ausgehalten, bildeten sie in dem Gebiet der W. im Anfang des 13. Jahrh. drei Fürstentümer: des Basarab westlich, des Seneslaus östlich vom Alutafluß, des Linoiu zwischen beiden im Hochthal des Lotru. Kaum wurden aber diese zerbröckelten Teile von Litean (1272) unter einem Zepter vereinigt, so griffen die nach der Oberherrschaft über das neubegründete Fürstentum lüsternen Ungarn dasselbe an. Der Kampf wurde siegreich geführt von Litean selbst und seinen Nachfolgern Tugomir Basarab (1290), Alexander Basarab (1320) und Ladislaus Basarab (1360), welche drei Könige der Ungarn (Ladislaus IV., Karl Robert, Ludwig) aufs Haupt schlugen und das Severiner Banat bleibend für die W. eroberten. Diese Siege begründeten in der W. die Dynastie der Basarab, die mit kurzen Unterbrechungen bis zu ihrem Erlöschen (1658) währte. Die erste Berührung mit den gegen Europa anstürmenden Türken hatte die W. schon 1367; die zweite (1385), als Dan und Mircea, Söhne des frommen Kirchenstifters Radu Negru (1372), nach dem Tod ihres Vaters miteinander um die Fürstenkrone rangen. Mircea behielt die Oberhand und regierte von 1386 bis 1418. Er ist der eigentliche Organisator des Fürstentums und gab der W. ihre größte Ausdehnung, denn sie umfaßte, außer ihrem eignen Gebiet, in Siebenbürgen die Herzogtümer Amlasch und Fogarasch, südlich der Donau einen Teil von Bulgarien mit Silistria und der Dobrudscha, östlich die Donaumündungen mit Kilia bis zum Schwarzen Meer. Nach der Schlacht bei Kossowo (1389) nahm Mircea dem siegreich vordringenden Sultan Murad die Gebiete jenseit der Donau ab, siegte 1394 bei Rovine im Alutathal über Bajesids Heer und erstürmte mit Siegmund von Ungarn 1395 die an der Donau gelegene Festung Nikopolis. Als Siegmund, in dessen Heer Friedrich von Hohenzollern sich befand, gegen Mirceas Rat bei Großnikopoli (1396) sich in eine Schlacht gegen die Übermacht Bajesids einließ und eine schwere Niederlage erlitt, grollte der König von Ungarn dem Fürsten. Dieser hatte sich jedoch gegen ihn schon 1390 durch den Allianzvertrag von Lublin mit Polen gesichert. Nun schloß er auch 1411 einen Vertrag mit den Türken ab, in welchem die Unabhängigkeit der W. unter einheimischen Fürsten gesichert, die Niederlassung von Türken in der W. verboten und den Türken für gewährte Ruhe und Sicherheit ein jährlicher Tribut entrichtet ward. Nach Mirceas Tode dauerte 40 Jahre die Fehde seiner Söhne und Enkel, welche oft Türkenhilfe gegeneinander anriefen. Unter Wlad Tzepesch (1455) und dessen Nachfolger Radu dem Schönen (1462) drangen die Türken wiederholt in die W. ein, um sich den Weg nach Ungarn und Westeuropa zu ebnen. Bedrängt durch Türken,