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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Waldeck; Waldeck-Rousseau; Waldeisenbahnen; Waldemar

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Waldeck (Stadt) - Waldemar.

Geschichte des Fürstentums W. (das. 1864-72, 3 Bde.); Löwe, Heimatskunde vom Fürstentum W. (das. 1887); Hoffmeister, Historisch-genealogisches Handbuch über alle Grafen und Fürsten von W. und Pyrmont (Kassel 1883); Wagner, Geschichte Waldecks und Pyrmonts (Wildungen 1888).

Waldeck, Stadt im Fürstentum Waldeck, Kreis der Eder, auf einem Berg unweit der Eder, hat ein Schloß, eine evang. Kirche und (1885) 476 Einw.

Waldeck, Benedikt, preuß. Politiker, geb. 31. Juli 1802 zu Münster, studierte in Göttingen, ward Assessor in Halberstadt, dann in Paderborn, 1832 Direktor des Land- und Stadtgerichts zu Vlotho, 1836 Oberlandesgerichtsrat in Hamm, 1844 Hilfsarbeiter beim Obertribunal in Berlin und 1846 Obertribunalsrat. Schon in seiner frühern Stellung bekannte sich W. zu einer freiern Richtung im Staatsleben, so unter anderm in seiner Schrift »Über das bäuerliche Erbfolgegesetz für die Provinz Westfalen«. Von einem Berliner Wahlbezirk 1848 in die preußische Nationalversammlung gewählt, war er einer der Führer der äußersten Linken und entfaltete als Präsident des Verfassungsausschusses eine außerordentliche Thätigkeit, so daß die Verfassung, auch in der oktroyierten Form, wesentlich als sein Werk galt u. die Charte W. genannt wurde. Er nahm am Steuerverweigerungsbeschluß teil, unterzeichnete die Proklamation an das Volk vom 27. Nov. nach der Sprengung der Nationalversammlung und verfaßte die Anklageschrift auf Hochverrat gegen das Ministerium Brandenburg-Manteuffel. Für den am 27. Febr. 1849 eröffneten Landtag ward er von sechs Wahlkreisen zum Abgeordneten gewählt. Da erfolgte plötzlich 16. Mai seine Verhaftung. Die Anklage stützte sich vornehmlich auf einen Brief des in die Schweiz entflohenen Abgeordneten D'Ester an einen jüdischen Handlungsdiener, Ohm, worin W. als Eingeweihter in gewisse hochverräterische Pläne bezeichnet war. Dieser Brief stellte sich aber sofort als eine Fälschung heraus, geschmiedet von Ohm selbst und zwar im Auftrag des ehemaligen Postsekretärs Gödsche, der sich wiederum als Agent der »Kreuzzeitung« und als Polizeispion entlarvte. Am 7. Dez. erfolgte denn auch endlich Waldecks Freisprechung durch die Geschwornen. 1860 ward er in Gütersloh wieder zum Abgeordneten in die preußische Zweite Kammer gewählt, der er seitdem als einer der schlagfertigsten Führer der Fortschrittspartei angehörte; namentlich in der Zeit des Verfassungskonflikts 1862-66 spielte er eine hervorragende Rolle. Während er 1866 für die Annexionen gestimmt hatte, erklärte er sich auf dem norddeutschen Reichstag gegen die Bundesverfassung. 1869 legte er wegen Kränklichkeit seine Mandate nieder u. starb 12. Mai 1870 in Berlin. 1879 ward sein Denkmal auf dem katholischen Kirchhof in Berlin enthüllt. »Briefe und Gedichte« von W. gab Schlüter heraus (Paderb. 1883). Vgl. Eberty, Waldeck. Ein Lebensbild (Berl. 1869); Oppenheim, Waldeck, der Führer der preußischen Demokratie (2. Ausg., das. 1880).

Waldeck-Rousseau, Pierre Marie, franz. Minister, geb. Dez. 1846 zu Rennes, Sohn eines frühern Deputierten und Advokaten zu Nantes, ward ebenfalls Advokat. 1879 im Departement Ille-et-Vilaine in die Deputiertenkammer gewählt, schloß er sich der Union républicaine an und machte sich als Berichterstatter über das Gesetz über die Reform der Magistratur, das er selbst beantragt hatte, bemerklich. Er trat entschieden für die Absetzbarkeit der Richter ein. Als Gambetta im November 1881 sein Ministerium bildete, übertrug er W. das Portefeuille des Innern, welches dieser jedoch schon 26. Jan. 1882 wieder abgab. Von neuem übernahm W. dasselbe unter Ferry Februar 1883 und behielt es bis März 1885. Seine »Discours politiques« erschienen 1889.

Waldeisenbahnen (Forstbahnen), schmalspurige Eisenbahnen, nach Art der Förder- oder Feldeisenbahnen (s. d.), welche in der Forstbewirtschaftung Verwendung finden. Sie werden von den Schlägen nach den Verladungsorten derart ausgelegt, daß nach letztern zunächst ein Stammgeleise, welches dauernd im Betrieb bleibt, mit festen Stoßverbindungen gestreckt wird, von diesem gehen Zweiggeleise nach Bedarf, welche leicht und in kurzer Zeit verlegbar sind, zu den Aufladestellen im Forst. Bei den W. des Georgs Marien-Bergwerks- u. Hüttenvereins zu Osnabrück begeht das Geleise aus festen, 2, 3 oder 5 m langen Jochen aus Stahlschienen von unsymmetrischem Profil u. Stahlschwellen System Haarmann (Fig. 1) von 60 cm Spurweite. Für Krümmungen dienen Kurvenjoche, zum Abzweigen neuer Geleise Kletter-, Schlepp- u. feste Weichen sowie Drehscheiben. Die Transportwagen haben verschiedene Aufsätze, z. B. für Langholz einen drehbaren Schemel mit nach außen verschiebbaren Rungen (Fig. 2), für Scheitholz Schienenträger mit hohen Rungen etc. Zum Aufladen der Stämme dient eine transportable Schienenrampe mit Wuchtlade, Ketten und Triebwerk. Die Wagen lassen sich nach Bedarf und Zügen verkuppeln, bei Langholz mit Hilfe von Kuppelstangen. Vgl. Runnebaum, Waldeisenbahnen (Berl. 1886).

^[Abb.: Fig. 1. Schiene, mit Klemmschrauben auf den eisernen Schwellen befestigt. Fig. 2. Wagen mit drehbarem Schemel für Langholztransport.]

Waldemar, 1) Markgraf von Brandenburg, Sohn des Markgrafen Konrad II., dem er 1303 in der Herrschaft über einen Teil des askanischen Besitzes folgte. Nach dem Tod seines Oheims Otto IV. 1309 vereinigte er sämtliche märkische Besitzungen des Hauses in seiner Hand. Er entriß den Polen Pomerellen, das er mit dem Deutschen Orden teilte. Als 1312 der Markgraf Friedrich der Gebissene von Meißen in sein Gebiet einbrach, schlug ihn W. 1313,