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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Walhalla; Wali; Walide; Waljewo; Walk; Walken

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Walhalla - Walken.

speisten vom Speck des Ebers Sährimnir und labten sich an Bier und Met, die den Eutern der Ziege Heidrun entflossen; die Trinkhörner reichten ihnen unter Freyjas Waltung die Walküren (s. d.). Die Hälfte der Gefallenen gehörte auch der Freyja (s. d.).

Walhalla, großartiger Marmorbau auf einer Anhöhe etwa 8 km unterhalb Regensburg, bei Donaustauf, an der Donau, eine Schöpfung des Königs Ludwig I. von Bayern. Der Entwurf dazu rührt von Leo v. Klenze her. Die Grundsteinlegung fand 18. Okt. 1830, die Einweihung 18. Okt. 1841 statt. Von dem Fuß der Anhöhe steigen 250 Marmorstufen bis zu den mächtigen, terrassenförmig aufgebauten Substruktionen des Tempels. Der ganze Bau hat eine Länge von 138, eine Breite von 91 und eine Höhe von mehr als 60 m. Der Tempel selbst ist bei einer Länge von 74 und einer Breite von 35 m 20 m hoch. Er ist aus Untersberger hellgrauem Marmor erbaut und wird von 52 kannelierten dorischen Säulen getragen. An beiden Fronteseiten sind die Giebelfelder mit herrlichen Marmorstatuen durch Schwanthaler geschmückt: im vordern Giebel (teilweise nach einem Entwurf von Rauch) eine kolossale Germania nebst 15 symbolischen Figuren, an die Wiederherstellung Deutschlands nach dem Kampf gegen Napoleon I. erinnernd; im hintern Giebel 15 Figuren, die Hermannsschlacht darstellend (s. Tafel »Bildhauerkunst VII«, Fig. 4). Das Innere des Gebäudes, die eigentliche Cella, welche ihr Licht durch Öffnungen in der mit Bronzeplatten und Goldverzierungen reichgeschmückten Decke erhält, bildet ein längliches Viereck, das in drei Abteilungen gesondert wird, von denen die mittlere zwei sitzende, die beiden andern je zwei stehende Siegesgöttinnen von Rauch enthalten. Rings um die Wand zieht sich ein Marmorfries, der Deutschlands Urgeschichte, nach Entwürfen des Bildhauers J. M. ^[Johann Martin] Wagner, in Relief enthält. Unter dem Fries an der Wand stehen auf Konsolen und Postamenten die 163 Marmorbüsten der Walhallagenossen, ausgezeichneter Deutscher, in zwei Reihen übereinander. Von denen (64), deren Porträte man nicht besitzt, prangen die Namen in glänzenden Buchstaben an den Wänden oder dem Fries. Vgl. König Ludwig I., Walhallas Genossen (2. Aufl., Münch. 1847); A. Müller, Donaustauf und W. (14. Aufl., Regensb. 1885).

Wali (türk.), Titel des türk. Generalgouverneurs, der an der Spitze einer Provinz (Wilajet) steht. Derselbe wird direkt vom Sultan ernannt, herrscht ziemlich unbeschränkt und ist der Träger der Exekutivgewalt in allen Zweigen des Gemeinwesens, mit Ausnahme der Rechtspflege und des Militärwesens. Ein Beigeordneter (Muawin) fungiert zugleich als sein Stellvertreter.

Wali (Ali), in der nord. Mythologie ein Ase, Sohn des Odin und der Rinda, ein kühner Krieger und ebenso ausgezeichneter Schütze, rächt den Tod seines Halbbruders Balder und gehört zu den Göttern, welche den Weltuntergang überleben, und unter denen ein Reich des Friedens ersteht.

Walide (arab., Erzeugerin, Mutter), W.-Sultan, die Mutter des Sultans, als gekaufte Sklavin in den Harem gelangt, erhält durch die Thronbesteigung ihres Sohns den Rang einer Sultanin, eigne Hofhaltung und unter Umständen politischen Einfluß.

Waljewo, Kreishauptstadt im Königreich Serbien, an der Kolubara (Nebenfluß der Save), mit Kirche, Untergymnasium, stark besuchten Märkten und (1884) 4737 Einw. Der Kreis umfaßt 2905 qkm (52,7 QM.) mit (1887) 107,243 Einw., welche fleißig Landwirtschaft betreiben.

Walk, Stadt in der russ. Ostseeprovinz Livland, Kreis Wenden, an der Päddal, hat eine evangelische und eine russ. Kirche, eine Kreisschule, ein lettisches Schullehrerseminar und ein Parochiallehrerseminar (Küsterschule), treibt Handel mit Flachs, Leinsaat, Hanf, Getreide und Wachs nach Riga und Pernau und zählt (1885) 4318 Einw. W. liegt an der Grenze des ethnischen und lettischen Sprachgebiets.

Walken, techn. Operation, welche mit Tuch und tuchartigen Stoffen vorgenommen wird und den Zweck hat, eine Verfilzung der Wollhärchen im Gewebe zu erzeugen (s. Tuch). Die Walkmaschinen, auf welchen das W. ausgeführt wird, sind entweder Hammerwalken oder Walzenwalken. Erstere, auch Walkmühlen, Dickmühlen, Filzmühlen, Lochwalken genannt, bestehen aus schweren hölzernen Hämmern, welche mittels einer Daumenwelle gehoben werden und beim Niederfallen durch ihr Gewicht das in einem offenen Behältnis liegende, durchnäßte und zusammengefaltete Tuch quetschen und schieben, wobei es sich infolge der eigentümlichen Konstruktion der Hämmer und des Behältnisses zugleich regelmäßig umkehrt (wendet). Eine Verbesserung der Hammerwalke bildet die Druckwalke (Kurbelwalke), bei welcher leichtere Hämmer nicht durch freien Fall wirken, sondern, wie bei den Waschmaschinen, durch Zugstangen, die in Krummzapfen hängen, auf- und niedergeschoben werden. Der Niedergang übt keinen Stoß, sondern nur einen weniger gewaltsamen Druck aus und kann das Tuch nicht beschädigen, zumal wenn die Zugstangen durch eine in ihnen angebrachte Feder elastisch sind. Bei den Walzenwalken (s. Figur) tritt das an seinen Enden zusammengenähte Tuch aus einem Trog a mit Seifenwasser über eine Lettungswalze e in einen kurzen Einführungskanal f, der so schmal ist, daß es sich in der Breitenrichtung zusammenschieben und falten muß, und gelangt dann bei c d zwischen mehrere horizontale und vertikale Walzenpaare 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, von denen je eine Walze angetrieben wird, während die andre, durch Hebel mit Gewichten oder Federn angedrückt, durch Friktion mitgeht. Indem nun die Walzen das Tuch fortziehen, stopft und faltet es sich hinter und vor denselben der Länge nach zusammen, wird allmählich fortgeschoben und gelangt auf einen horizontalen Tisch, auf welchem es von zwei Walzen geschlagen wird (wobei aber die Unterlage mittels Federn ein wenig nachgibt), um dann wieder in den Trog zurückzufallen und den Pro-^[folgende Seite]

^[Abb.: Walzenwalke.]