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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wallis; Walliser Alpen; Wallisische Sprache; Wallmeister; Wallmerod; Wallmoden

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Wallis - Wallmoden.

wallis an sich, und in harten Kämpfen gegen den Bischof, Savoyen und den ihnen lehnspflichtigen Adel erwarben sich die sieben Zehnten (Gemeinden) des Oberwallis, das durch Einwanderung seit dem 12. Jahrh. größtenteils deutsch geworden war, manche Freiheiten, welche ihnen 1354 von Kaiser Karl IV. bestätigt wurden. Während eines Kampfes mit dem mächtigen Geschlecht der Raron, das den Bischofsitz und die Landeshauptmannschaft innehatte, verbanden sich die Zehnten mit Luzern, Uri und Unterwalden (Dezember 1416); 1475 traten Bischof und Zehnten auch mit Bern in ein ewiges Bündnis, von wo an W. als ein »zugewandter Ort« der Eidgenossenschaft galt, und entrissen zugleich dem mit Karl dem Kühnen verbündeten Savoyen das Unterwallis, das dadurch ein Unterthanenland des Oberwallis wurde. In den italienischen Feldzügen der Eidgenossen spielte W. durch seinen kriegerischen Bischof, den Kardinal Matthäus Schinner (1456-1522), das Haupt der antifranzösischen Partei in der Schweiz, eine hervorragende Rolle. Nachdem anfänglich der Landtag allgemeine Duldung in Religionssachen beschlossen (1551), begannen infolge der jesuitischen Umtriebe im 17. Jahrh. Religionskämpfe, welche 1655 mit der Austreibung der Reformierten endeten. Nach einem vergeblichen Aufstandsversuch 1790 empfing das Unterwallis 1798 die Franzosen als Befreier, während die Oberwalliser sich erst nach blutigem Kampf der helvetischen Regierung unterwarfen. 1802 wurde W. durch einen Machtspruch Napoleons als besondere Republik von der Schweiz getrennt und im Dezember 1810 als Simplondepartement Frankreich förmlich einverleibt. Das Einrücken der Verbündeten in die Schweiz machte 1814 der französischen Herrschaft im W. ein Ende, und 16. Juni 1815 wurde es wieder als Kanton W. in die Eidgenossenschaft aufgenommen, durch die Verfassung von 1815 aber Unterwallis bei der Verteilung der Stimmen im Landrat benachteiligt. 1839 schritten die Unterwalliser im Verein mit Sitten und Siders zu einer Revision der Verfassung, um die Repräsentation nach der Kopfzahl einzuführen, und zwangen Oberwallis mit Waffengewalt zur Annahme derselben (April 1840). Bald warf der Gegensatz zwischen Klerikalen und Liberalen den Kanton in neue Wirren. Die Priesterpartei der »Altschweizer« benutzte das Übergewicht, welches sie 1843 im Großen Rat und Staatsrat erhielt, zur Niederwerfung ihrer Gegner, der radikalen »Jungschweizer«, durch einen blutigen Überfall am Trient (20. Mai 1844) und zur Revision der Verfassung (14. Sept.), wodurch die Repräsentation des Klerus im Landrat vermehrt, dessen Befreiung von Steuern und weltlichen Gerichten förmlich anerkannt und der protestantische Gottesdienst unterdrückt wurde. Selbstverständlich schloß sich W. jetzt auch dem Sonderbund an, kapitulierte jedoch ohne ernstlichen Widerstand 29. Nov. 1847. Eine provisorische Regierung von Liberalen ersetzte die sonderbündische, und durch eine Verfassungsrevision vom 10. Jan. 1848 verloren Bischof und Klerus ihre Vertretung im Großen Rat. Aber schon 1852 setzten die Klerikalen eine Verfassungsrevision durch, welche friedlichere Verhältnisse zur Kirche begründete, und behaupteten fortan beständig bei den Wahlen die Oberhand. Selbst die finanzielle Mißverwaltung, welche 1870 den Kanton in eine schwere Krisis stürzte, vermochte das ultramontane Regiment nicht zu erschüttern. 1875 wurden durch eine 26. Nov. angenommene Verfassungsrevision größere außerordentliche Ausgaben dem Referendum unterstellt. Vgl. Furrer, Geschichte, Statistik und Urkundensammlung von W. (Sitten 1850-52, 3 Bde.); Derselbe, Histoire du Valais (das. 1875); Wolf, Ceresole, W. und Chamonix (Zürich 1888, 2 Bde.); Gremaud, Documents relatifs à l'histoire du Valais (Lausanne 1875-84, 5 Bde.).

Wallis (spr. ŭollis), 1) John, Mathematiker, geb. 23. Nov. 1616 zu Ashford in der Grafschaft Kent, studierte zu Cambridge, wurde Prediger in London, 1649 Professor der Geometrie in Oxford und geriet durch seine Schriften über Quadratur des Kreises, Kegelschnitt, Berechnung unendlicher Reihen mit Hobbes, Fermat und andern Mathematikern in viele Streitigkeiten. Karl II. ernannte W., einen treuen Anhänger Karls I., 1660 zu seinem Kaplan. In dieser Zeit gelang es ihm, Taubstumme sprechen zu lehren. Er starb 28. Okt. 1703 in Oxford. Unter seinen Werken (Oxf. 1693-99, 3 Bde.) ist besonders die »Arithmetica infinitorum« (das. 1655) hervorzuheben.

2) Gustav, Botaniker, geb. 1. Mai 1830 zu Lüneburg in Lippe-Detmold, ging 1860 im Auftrag des Brüsseler Kunstgärtners van Linden nach Südamerika, um neue Pflanzen nach Europa zu importieren, verbrachte acht Jahre in Brasilien, Peru, Bolivia, Ecuador, Kolumbien, Venezuela, Panama und Costarica. 1868 bereiste er die Philippinen, kehrte 1871 aber nach Südamerika zurück und starb 20. Juni 1878 zu Cuenca in Ecuador. W. hat über 1000 neue Pflanzenspezies nach Europa geschafft.

Walliser Alpen pflegt man heutzutage jenen gewaltigen Hochalpenzug zu nennen, welcher, mit dem Fletschhorn (s. d.) den Ausläufern des St. Gotthard sich anschließend, bis zum Montblanc verläuft und so die Grenze zwischen Wallis und Italien bildet. In dieser Ausdehnung stimmen die W. A. annähernd mit den Penninischen Alpen überein. Keine andre der großen Sektionen des Alpenbaues vereinigt in gleicher Allgemeinheit wie sie die Höhe und Geselligkeit der Gipfel, die Verschmelzung weiter Gruppenstöcke durch Firnmulden und Gletscherzungen mit der Tieffurchung der trennenden Thäler, von welchen aus die Berggipfel sich um so erhabener aufbauen. Ja, hier sind selbst die einzelnen Gruppen nur durch schwache Einsattelungen unter sich getrennt und hängen durch Firn- und Gletscherflächen miteinander zusammen. Nur die Berner Alpen, und auch diese lediglich in der Zentralgruppe (s. Finsteraarhorn), erreichen, ja übertreffen in einzelnen Richtungen das, was die penninische Bergwelt kennzeichnet. In der letztern sind die vier Gruppen des Monte Rosa, Matterhorn, Mont Colon und Combin (s. die betr. Artikel) zu unterscheiden; ein Bindeglied zum Montblanc ist der Dronaz (s. d.).

Wallisische Sprache, s. Keltische Sprachen.

Wallmeister, im Feldwebelrang stehende Personen des Soldatenstandes bei den Fortifikationsbehörden zur Verwaltung von Materialbeständen, Unterstützung der Postenoffiziere beim Bau von Festungswerken etc.

Wallmerod, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden, Unterwesterwaldkreis, an der Linie Siershahn-Limburg der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Bergbau auf Braunkohlen und (1885) 484 Einw.

Wallmoden, altes gräfliches Geschlecht in Niedersachsen, seit dem 12. Jahrh. im Hildesheimischen ansässig, teilte sich im 16. Jahrh. in die Linien Oberhaus und Unterhaus W. Erstere, 1783 in den Reichsgrafenstand erhoben, mit Sitz und Stimme im westfälischen Grafenkollegium, teilte sich in die Linien W.-Gimborn und W.-Wallmoden, welche beide