Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wartschild; Waruna; Warwick

404

Wartschild - Warwick.

heraus, welche von W. als Dichter größere Erwartung erregten, als er je erfüllte. 1757 ward er in Oxford zum Professor der Dichtkunst ernannt und erhielt einige Pfründen. Er erhielt 1785 die Würde eines gekrönten Dichters und ward bald darauf Professor der alten Geschichte. Er starb 21. Mai 1790. 1774 erschien der erste Band seiner »History of English poetry« (beste Ausgabe von Price, Lond. 1824, 4 Bde.; neue Aufl. derselben 1872), eines stoffreichen, gekehrten und scharfsinnigen, auch durch die Darstellung ausgezeichneten Werkes, das bis heute als Ganzes noch nicht übertroffen und als Nachschlagewerk fast unentbehrlich ist, wenn es auch in den meisten Einzelheiten durch die neuere Forschung überholt ist. Zugleich war W. einer der ersten in England, welche den Sinn für das Romantische wieder belebten; denn obgleich sein Werk beim Elisabethanischen Zeitalter abbricht, enthält es doch eine allgemeine Schilderung desselben, welche lange für die beste galt. Er dichtete Oden, Lieder und Sonette, die ihm am besten gelangen; auch veranstaltete er eine Ausgabe von Miltons kleinern Gedichten mit trefflichen Anmerkungen. - Sein älterer Bruder, Joseph W., geb. 1722, seit 1766 Rektor der Winchesterschule, gest. 1800, hat sich gleichfalls als Dichter, namentlich durch die »Ode to fancy«, bekannt gemacht.

Wartschild, ein ganz leerer, farbloser Schild, welcher von dem Inhaber wegen eines zu erwartenden Wappens geführt wird. So führte das kurfürstliche Haus von Hannover, welches 1692 die Kurwürde, aber erst 1777 ein Reichserzamt mit dem dazu gehörigen Wappen dauernd erlangte, in der Zwischenzeit einen ledigen W.

Waruna, einer der höchsten indischen Götter der wedischen Zeit, in der indo-iranischen und frühern wedischen Periode der höchste und meist verehrte Gott, während er in der eigentlich wedischen Zeit gegenüber dem nationalen Kampfgott Indra (s. d.) schon mehr in den Hintergrund tritt. W. (»der Umhüller«, identisch mit griech. ouranós ^[οὐρανός]) ist ursprünglich die Personifikation des allumfassenden Himmels und der oberste der sieben Âditja. Die Lieder an W. gehören zu den erhabensten Partien des Weda und schildern den Gott als den allweisen Schöpfer, Erhalter und Regenten der Welt, den allwissenden Beschützer des Guten und Rächer des Bösen, heilig und gerecht, doch voll Erbarmen. In der brahmanischen Zeit ist er einer der acht Lokapâlas (Welthüter) geworden. Vgl. A. Hillebrandt, Varuna und Mitra (Bresl. 1877).

Warwick (spr. uárrick), 1) Hauptstadt von Warwickshire (England), mit dem schönsten Feudalpalast Englands, dem W. Castle, welches reiche Kunstsammlungen enthält, einer alten Markthalle (jetzt Museum), dem Lord. Leicester-Hospiz (auf der alten Stadtmauer) und (1881) 11,802 Einw. Mit Leamington (s. d.) bildete W. fast Eine Stadt. -

2) Stadt im nordamerikan. Staat Rhode-Island, südwestlich von Providence, hat zahlreiche Fabriken und mit der Umgebung (1885) 13,286 Einw.

Warwick (spr. uárrick), engl. Grafentitel, der mit dem Besitz von W. Castle verknüpft war. Guy von W., einer seiner Besitzer, spielt in der englischen Heldensage eine Rolle (vgl. Tanner, Die Sage von Guy von W., Heilbr. 1878). Turchil von W., den letzten angelsächsischen Herrn desselben, entsetzte Wilhelm der Eroberer und erweiterte das Schloß, um es seinem Verwandten, dem Normannen Henri de Newburgh, mit dem Titel eines Grafen von W. zu verleihen. Nach dem Aussterben dieser Familie (1267) kam es an die Familie von Beauchamp, welcher Richard Beauchamp, Graf von W., ein berühmter General und Günstling Heinrichs V. von England, angehörte. Dieser zeichnete sich als englischer Gesandter auf dem Konzil zu Konstanz und als geschickter und glücklicher Feldherr in den Kriegen aus, welche Heinrich V. gegen Frankreich führte. Nach dem Tod Heinrichs V., der ihn zum Mitvormund des neun Monate alten Heinrich VI. ernannte, setzte W. den Krieg unter der Regentschaft Bedfords gegen Karl VII. fort. 1431 führte er den jungen König nach Rouen, wo er die Verurteilung der Jungfrau von Orléans betrieb. 1437 zum Statthalter von Frankreich ernannt, starb er 31. Mai 1439 in Rouen. Nach dem Tod (11. Juni 1445) seines einzigen Sohns, Henry, der 1444 zum Herzog von W. erhoben worden, fielen die Güter und Titel des Hauses durch seine mit dem Grafen Richard von Salisbury vermählte Schwester Anna an das mächtige Geschlecht der Nevill. Annas Sohn Richard Nevill, Graf von W., spielte in den Kriegen der Roten und Weißen Rose eine bedeutende Rolle, zumal seit der Vermählung seiner Schwester Cäcilie Nevill mit dem Herzog von York. Er schlug an der Spitze der Yorks die Königlichen 22. Mai 1455 bei St. Albans und erhielt zur Belohnung das Gouvernement von Calais. Ein 1458, wahrscheinlich von Anhängern der Königin Margarete, gegen ihn gemachter Mordversuch mißlang; 1459 erneuerten York und W. den Krieg, vermochten aber diesmal nicht, gegen die königliche Macht etwas auszurichten. Die Königin vergab hierauf Calais an den Herzog von Somerset; aber W. schlug seinen Nebenbuhler, landete 1460 in Kent, zog 2. Juli in London ein, schlug die Königlichen 10. Juli bei Northampton, nahm König Heinrich VI. gefangen und nötigte ihn, den Herzog von York zu seinem Thronfolger zu erklären. Am 17. Febr. 1461 bei St. Albans von der Königin Margarete geschlagen, zog er sich nach London zurück, vereinigte sich mit dem Grafen Eduard von March, dem Sohn des Herzogs von York, und siegte nun 28. März 1461 bei Towton über die Königin, hielt Heinrich VI. im Tower gefangen und bewirkte die Erwählung des Grafen von York als Eduard IV. zum König von England. Als sich dieser aber 1464 wider Warwicks Willen mit Elisabeth Wydville vermählte, verheiratete W. seine Tochter Isabella mit dem unzufriedenen Bruder des Königs, dem Herzog von Clarence. Bald darauf brachen im Norden Englands Aufstände gegen Eduard IV. aus, denen W. nicht fern stand. Der König, von aller Hilfe verlassen, mußte sich an W. wenden; dieser bemächtigte sich nun der Regierung ganz. 1470 kam es zu einem neuen Bruch; aber Eduard behielt diesmal die Oberhand, trieb W. vor sich her und nötigte ihn, mit Clarence Zuflucht bei dem König von Frankreich zu suchen. W. versöhnte sich nun 4. Aug. durch den Vertrag von Angers mit der Königin Margarete, vermählte seine zweite Tochter mit deren Sohn, dem Prinzen Eduard, landete 13. Sept. 1470 bei Plymouth, sammelte ein zahlreiches Heer, zog 6. Okt. in London ein, von wo Eduard IV. nach Burgund entflohen war, setzte den aus dem Tower gezogenen Heinrich VI. wieder auf den Thron und übernahm, da Prinz Eduard noch minderjährig war, mit Clarence die Regentschaft. Indessen landete Eduard IV. 14. März 1471 mit burgundischer Hilfe in York, versöhnte sich mit seinem Bruder Clarence und bemächtigte sich Londons und der Person Heinrichs VI. Am 14. April 1471 kam es in der Ebene von Barnet zu einer Schlacht, in der W., der »Königsmacher«, Sieg und Leben verlor. Der Titel der Warwicks ging nun