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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wasserjungfern; Wasserkäfer

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Wasserjungfern - Wasserkäfer.

brüten. Die Familie hält treu und zärtlich zusammen und bietet ein sehr anmutiges Bild. Das Teichhuhn nährt sich von Insekten, Wasserschnecken und Pflanzenstoffen, erträgt die Gefangenschaft sehr gut und wird sehr zahm. Im Süden wird es trotz seines moorig schmeckenden Fleisches gejagt.

Wasserjungfern (Seejungfern, Libellen, Himmelspferde Schillebolde, Libellulina Burm., hierzu Tafel »Wasserjungfern«), Insektenfamilie aus der Ordnung der Falschnetzflügler, Insekten mit frei drehbarem, quer cylindrischem oder halbkugelförmigem Kopf, sehr großen Augen, deutlichen Nebenaugen, kleinen Fühlern, kräftig ausgebildeten Mundteilen, schmalem, ringförmigem Prothorax, sehr breitem Meso- und Metathorax, vier gleich langen, glasartigen, dicht netzartig geäderten Flügeln und vierkantigen, nach innen stachligen Schenkeln und Schienen. Die Hinterbeine sind länger als die vordern. Der Hinterleib, am vorletzten Ring mit zwei ungegliedert ten, griffel- oder blattartigen Reifen versehen, die beim Männchen auch zu Zangen werden, ist sehr lang, oft nadelartig. Bei mehreren Gattungen sind die Geschlechter von auffallend verschiedener Körper- oder Flügelfärbung. Die W. fliegen sehr ausdauernd und rasch und verdanken dies Vermögen eigentümlichen tellerförmigen Sehnen im Thorax. Sie fangen andre Insekten im Flug und sind sehr gefräßig. Auch die Begattung erfolgt im Flug, und das Männchen ergreift bei derselben mit seinen Reifen den Nacken des Weibchens, welches sodann die Spitze seines Hinterleibes gegen das im blasenartig aufgetriebenen zweiten Bauchring des Männchens befindliche Kopulationsorgan krümmt. Letzteres muß das Männchen vor der Begattung an den im neunten Hinterleibsring liegenden Ausgängen der Hoden mit Samen füllen. Nach der Begattung legt das Weibchen, bisweilen unter Assistenz des Männchens, die Eier ins Wasser oder in Wasserpflanzen, welche es mit seiner kurzen Legeröhre anschneidet (s. die Tafel). Die Larven leben in fließendem und stehendem Gewässer und sind durch große Raubgier ausgezeichnet. Dieselben gleichen im allgemeinen dem geschlechtsreifen Insekt, haben aber kleinere Augen und längere Fühler; ihre Unterlippe ist zu einem Raubarm (Maske) umgestaltet, welchen die Larve gegen ihre Beute weit vorschnellen kann. Die kleinern besitzen äußere, am Hinterleibsende sitzende, blattförmige Kiemen; bei den übrigen befinden sich Tracheenkiemen im Mastdarm, und der große, mit drei Klappen versehene After vermittelt den Ein- und Austritt des Wassers und durch letztern zugleich taktmäßige Schwimmbewegungen. Die Entwickelung erfolgt meist in einem Jahr; die überwinterte Larve kriecht an einer Wasserpflanze oder an einem Pfahl eine Strecke empor und setzt sich fest, die Haut zerreißt dann bald vom Nacken bis auf den Kopf, und durch diesen Riß arbeitet sich das Insekt heraus, während die Larvenhaut im übrigen unversehrt sitzen bleibt. Man kennt etwa 1100 Arten, welche über alle Erdteile verbreitet sind; Europa besitzt etwa 100 Arten. Die gemeine Schlankjungfer (Leste. [Agrion] puella L.), (das Männchen) 3,5 cm lang, grünlich erzfarben, mit himmelblauen Längsbinden und blauer Unterseite des Thorax; am Hinterleib ist der erste bis sechste Ring blau mit schwarzer Spitze, der zweite mit H-förmiger, schwarzer Zeichnung, die beiden vorletzten sind ebenfalls blau; sie ist in Deutschland gemein, ebenso die große Schmaljungfer (Aeschna grandis L.), 6,5 cm lang, rostfarbig, kaum gefleckt, an den Thoraxseiten mit zwei gelben Binden und auf den Flügeln gelb. Der gemeine Plattbauch (Libellula depressa L.), gelbbraun, an den Rändern gelb gefleckt oder am Hinterleib des reifen Männchens himmelblau bereift, mit großem, länglichem, dunklem Fleck an der Wurzel der vordern und dreieckigem an der der hintern Flügel, tritt, ebenso wie L. quadrimaculata L., mit safrangelbem Körper, schwarzer Hinterleibsspitze, hellgelben Seitenflecken an der Wurzel und safrangelben, in der Mitte des Vorderrandes mit einem schwarzbraunen Fleck gezeichneten, glashellen Flügeln, zuweilen in ungeheuern Mengen auf und unternimmt weite Züge. Vgl. v. d. Linden, Monographiae Libellularum Europae specimen (Brüssel 1825); Charpentier, Libellulinae europaeae (Leipz. 1840); de Sélys-Longchamps, Monographie des Libellulidées d'Europe (Par. 1840); Derselbe und Hagen, Revue des Odonates ou Libellules d'Europe (Brüssel 1850).

Wasserkäfer (Schwimmkäfer, Dyticidae Leach), Familie aus der Gruppe der Pentameren, Käfer mit verbreitertem, regelmäßig eiförmigem Körper, welche den Laufkäfern sehr nahe stehen, in der Bildung der Mundteile und Fühler mit ihnen übereinstimmen, aber stark verbreiterte, bewimperte, als Ruderorgane dienende Hinterbeine besitzen, und deren drei erste Glieder der Vorder- und zuweilen auch der Mitteltarsen beim Männchen in eigentümlicher Weise erweitert sind. Sie leben meist in stehendem Wasser, fliegen aber oft nachts weit umher, und viele verbergen sich im Winter unter Moos in den Wäldern. Zum Atmen kommen sie von Zeit zu Zeit an die Oberfläche des Wassers und stecken die Hinterleibsspitze, an welcher das letzte Luftröhrenpaar mündet, in die Luft. Sie nähren sich, wie ihre Larven, hauptsächlich von Mollusken, Wasserinsekten, Fisch- und Froschbrut, auch von Aas. Die Larven sind langgestreckt, cylindrisch, nach vorn und hinten verdünnt, mit zwei gewimperten, fadenförmigen Anhängseln am letzten Körpersegment, geschlossenem Mund und durchbohrten, zum Saugen eingerichteten, sichelförmigen Mandibeln, welche sie ihrem Raub in den Leib schlagen; ihre Beine sind lang und deutlich fünfgliederig. Hierher gehört der gesäumte Fadenschwimmkäfer (Dyticus marginalis L., s. Tafel »Käfer«), 3 cm lang, oberseits dunkel olivengrün, gelb gesäumt, unterseits gelb, beim Männchen stets mit glatten, bei manchen Weibchen mit gerieften Flügeldecken. Das Männchen besitzt an den Vorderfüßen eine große, tellerförmige Haftscheibe, deren Sohle mit eigentümlichen trichterförmigen, durch Erzeugung eines luftleeren Raums wirkenden Haftorganen besetzt ist. Er findet sich überall häufig in stehenden Gewässern, das Weibchen legt im Frühjahr gelbe Eier auf den Grund, und die Larven verpuppen sich im Sommer oder im Herbst, in welchem Fall die Puppen überwintern. Zu derselben Familie gehört Hydroporus elegans (s. Tafel »Käfer«), mit saubern schwarzen Schraffierungen auf bleich gelbem Untergrund. Er findet sich in den Wasserlöchern am Mansfelder Salzsee, sonst nur in Frankreich, der Schweiz und am Adriatischen Meer. Cnemidotus caesus (s. Tafel »Käfer«) repräsentiert eine andre Gruppe derselben Familie mit schmalen Hinterhüften, während letztere bei den bisher genannten Käfern breit sind. Eine von den Hinterhüften ausgehende Platte bedeckt fast den ganzen Hinterleib, so daß man nur die Spitze der hintersten Schenkel sieht. Eine zweite Familie von Wasserkäfern, die Taumelkäfer (Gyrinidae Westw.), haben ebenfalls einen ovalen Körper, abgestutzte Flügeldecken, lange, als Schwimmarme dienende Vorderbeine,