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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wasserriemen; Wasserriese; Wasserrose; Wasserrübe; Wassersaige; Wassersalamander; Wassersaphir; Wassersäulenmaschine

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Wasserriemen - Wassersäulenmaschine.

Ausdruck einer Ungleichheit in der Ernährung gewisser Triebe auf Kosten andrer Teile, in denen keine oder mangelhafte Ernährung stattfindet. Sie kann daher unter verschiedenen Umständen eintreten, z. B. wenn die Bäume stark beschnitten worden sind, weil dann für die Nahrung nicht der gewöhnliche Gebrauch stattfindet, oder wenn durch eine ungünstige Bodenbeschaffenheit die Bewurzelung der Pflanze beeinträchtigt und die Ernährung beschränkt wird, so daß allmähliches Absterben der Zweige die Folge ist, bis bei Eintritt solcher Witterungsverhältnisse, welche der Vegetation besonders günstig sind, einzelne Augen geweckt werden und die ganze Energie des Baums in jener abnormen Weise auf sich ziehen. Junge Bäume kann man durch Umsetzen heilen; ältere muß man durch eine Düngung in einiger Entfernung vom Stamm zu einer kräftigern Wurzelbildung zu bringen suchen.

Wasserriemen, s. Zostera.

Wasserriese (Wasserreise), System von Gerinnen zum Auffangen von Wasser aus Quellen oder von Regenwasser, namentlich im süddeutschen Salzbergbau zur schnellen Abführung des Wassers, damit dasselbe nicht in das Erdreich eindringe und zu dem Salzlager gelange.

Wasserrose, s. v. w. Nymphaea alba.

Wasserrübe, s. Raps.

Wassersaige, s. Bergbau, S. 724.

Wassersalamander, Wassermolch, s. Molche.

Wassersaphir, s. Cordierit und Korund.

Wassersäulenmaschine, mechan. Vorrichtung zur Nutzbarmachung hoher Wassergefälle, gleicht in ihrer Konstruktion den Dampfmaschinen; denn sie besteht wie diese aus einem Hohlcylinder (Treibcylinder), in welchem ein Kolben durch den Druck einer hohen Wassersäule hin- und hergeschoben wird. Um dem Wasser den Ein- und Austritt aus dem Cylinder zur rechten Zeit zu gestatten, ist eine Steuerung nötig, welche jedoch im Gegensatz zu derjenigen der Dampfmaschinen so eingerichtet sein muß, daß die Ein-, bez. Austrittskanäle ganz allmählich geöffnet oder geschlossen werden. Die gebräuchlichste Steuerung für Wassersäulenmaschinen ist die Kolbensteuerung, welche bei der in Fig. 1 dargestellten W. angewendet ist, die speziell zur Wasserhebung bestimmt ist. Das Aufschlagwasser, welches unter dem Druck der wirkenden Wassersäule der Maschine durch das Rohr A zufließt, tritt zunächst in den Steuerungscylinder d, in welchem sich zwei Steuerkolben bewegen, die, wenn das Wasser aus A durch d bei e unter dem Kolben C eintritt, den Austritt des Wassers über C aus f und g gestatten. In diesem Fall wird C in die Höhe getrieben; hat der Kolben aber seinen höchsten Standpunkt erreicht, so findet das Umgekehrte statt, und das Wasser unter C entweicht durch h. Die Bewegung der beiden Kolben in d wird vermittelt durch die Schiene ii, welche auf der verlängerten Kolbenstange von d gleitet und abwechselnd an k oder l stößt. Da das Wasser vollständig unelastisch ist, so darf die Umsteuerung nicht plötzlich vor sich gehen, weil sonst durch die plötzliche Eröffnung, bez. Verschließung der Kanäle e und f gewaltige Stöße im Wasser eintreten würden, welche auch wegen der gleichmäßigen Fortpflanzung im Wasser auf die Maschinenwandungen übertragen würden und leicht die Maschine zertrümmern könnten. Aus diesem Grund können Wassersäulenmaschinen nur sehr wenig Hübe in der Minute machen. Die nach unten verlängerte Kolbenstange von C trägt den Kolben a einer doppelt wirkenden Saug- und Druckpumpe. Geht a in die Höhe, so entsteht in der Kammer b eine Verdünnung, das untere Ventil öffnet sich, und aus der Saugröhre N wird Wasser in b gehoben. Zugleich wird Wasser in die Kammer c und nach Öffnung des obern Ventils c in die Steigröhre S gepreßt. Beim Niedergang des Kolbens vertauschen die Kammern b und c ihre Rollen. Wenn der Querschnitt des Kolbens C zwei-, drei- bis viermal größer ist als der des Kolbens a, so kann man (die Reibungs- und sonstigen Widerstände ungerechnet) eine Wassersäule heben, die zwei-, drei- bis viermal so hoch ist als die Druckhöhe des Aufschlagwassers. Die Maschine gibt aber nur 70 Proz. dieses theoretischen Effekts, der Rest dient zur Überwindung der Reibungs- und sonstigen Widerstände. Während man größere Wassersäulenmaschinen fast ausschließlich zu Hebezwecken (also als Motoren für Pumpen [speziell Bergwerkspumpen], Kräne, Aufzüge etc.) verwendet, bei welchen eine rotierende Bewegung entweder ganz ausgeschlossen ist, oder nur als Hilfsmittel zum Betrieb der Steuerung Verwendung findet, werden Wassersäulenmaschinen mit Schwungradwelle zur Ausnutzung kleiner Wasserkräfte, besonders der Druckkraft in Wasserleitungen, mehrfach als Umtriebsmaschinen für den Kleinbetrieb benutzt. Der bekannteste und verbreiteste derartige Motor ist von Schmidt in Zürich konstruiert und als sogen. Schmidtscher Motor für die Kleinindustrie von einiger Bedeutung geworden. Die Fig. 2 stellt denselben im Längenschnitt dar. In dem Cylinder A bewegt sich der Kolben a dadurch hin und her, daß das Wasser aus der Wasserleitung L abwechselnd durch die Kanäle c und d gegen den Kolben tritt, während es in umgekehrter Reihenfolge durch dieselben Kanäle in den Austrittskanal K weggeführt

^[Abb.: Fig. 1. Wassersäulenmaschine mit Kolbensteuerung. Fig. 2. Schmidtscher Motor.]