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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wedell-Malchow; Wedell-Piesdorf; Wedgwood; Wednesbury; Wednesfield; Wedro; Weech; Weekes; Weems; Weende

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Wedell-Malchow - Weende.

einer zu Berlin kontrahierten Staatsanleihe vor dem Reichsgericht angeklagt, aber freigesprochen, zog er sich auf seine Güter zurück, ward aber mehrmals in das Storthing gewählt und 1836 zum Statthalter von Norwegen mit der Vollmacht eines Vizekönigs erhoben; er starb 27. Aug. 1840 in Wiesbaden.

Wedell-Malchow, Friedrich von, Abgeordneter, geb. 23. April 1823 zu Malchow bei Prenzlau, besuchte das Gymnasium daselbst, studierte in Bonn und Berlin Jura und Cameralia, machte sodann längere Reisen durch England, Frankreich, Italien und die Schweiz, trat darauf als Referendar in den Staatsjustizdienst, schied aber nach dem zweiten juristischen Examen 1878 aus demselben aus und widmete sich der Bewirtschaftung seines Guts Malchow. 1856 ward er Ritterschaftsrat und 1875 Ritterschaftsdirektor der Ukermark, 1872 Vorsitzender des deutschen Landwirtschaftsrats. Seit 1866 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und seit 1871 des deutschen Reichstags, schloß er sich der konservativen Partei an und widmete sich namentlich wirtschaftlichen Fragen. Früher freihändlerischen Anschauungen zuneigend, ward er 1879 Anhänger der Wirtschaftsreform, die Bismarck unternahm; in diesem Sinn brachte er 1882 einen Börsensteuerentwurf im Reichstag ein, der 1885 angenommen wurde.

Wedell-Piesdorf, Wilhelm von, preuß. Minister, geb. 20. Mai 1837 zu Frankfurt a. O., studierte in Heidelberg und Berlin die Rechte, trat 1858 in den Staatsverwaltungsdienst und ward Landrat in Wolmirstedt, dann in Eisleben. 1876 schied er aus dem Staatsdienst, um die Verwaltung seines Ritterguts Piesdorf zu übernehmen, nahm indes 1881 die Berufung zum Regierungspräsidenten von Magdeburg an. Seit 1879 konservatives Mitglied des Abgeordnetenhauses und seit 1884 des Reichstags, ward er 1884 zum ersten Präsidenten des letztern gewählt und 1888 von König Wilhelm II. zum Minister des königlichen Hauses ernannt.

Wedgwood, das nach dem Erfinder benannte englische echte Steingut (s. Thonwaren, S. 663, 666).

Wedgwood (spr. ŭéddschwudd), Josiah, der Schöpfer der englischen Thonwarenindustrie, geb. 12. Juli 1730 zu Burslem in Staffordshire als Sohn eines Töpfers, bildete sich autodidaktisch, erlernte die Töpferei, die auch sein Vater betrieb, und bemühte sich nun gleich erfolgreich um die Verbesserung des Materials und der Formen der Thonwaren. Durch seine Töpfereien schuf er das Fabrikstädtchen Etruria in Staffordshire und wurde der Begründer der blühenden Potterieindustrie (s. Potteries). Er erfand 1768 das nach ihm benannte Steingut, 1782 ein Pyrometer und veranlaßte den Bau des Kanals zwischen Trent und Mersey. Er starb 3. Jan. 1795 in Etruria. W. schrieb: »Remarks on the Portland Vase; Catalogue of camees, intaglios, medals etc.« (Lond. 1775). Vgl. Meteyard, Life of W. (Lond. 1866, 2 Bde.); derselbe, W. and his works (das. 1872).

Wednesbury (spr. ŭénnsbĕrĭ), Stadt in Staffordshire (England), 12 km von Birmingham, hat großartige Eisenfabrikation (Räder, Schlösser, Achsen, Schrauben, Werkzeuge etc.) und (1881) 24,564 Einw. Dabei Kohlen- und Eisengruben.

Wednesfield (spr. ŭénnsfild), Stadt in Staffordshire (England), 3 km von Wolverhampton, hat Fabrikation von Schlössern, Schlüsseln, Ketten etc. und (1881) 6244 Einw.

Wedro (Eimer), Einheit des russ. Flüssigkeitsmaßes, = 10 Kruschka oder 8 Stoof = 12,299 Lit. 40 Wedros = 1 Boschka.

Weech, Friedrich von, Geschichtschreiber, geb. 16. Okt. 1837 zu München, studierte auf den Universitäten München und Heidelberg, promovierte 1860 in München mit einer Dissertation: »Kaiser Ludwig der Bayer und König Johann von Böhmen«, trat hierauf als Mitarbeiter bei der Herausgabe der »Deutschen Städtechroniken« ein, für welche er die historische Bearbeitung des in dem 2. Bande der Nürnberger Chroniken enthaltenen Berichts des Erhart Schürstab über den sogen. markgräflichen Krieg von 1449 bis 1450 (Leipz. 1862) übernahm, und habilitierte sich 1862 in Freiburg i. Br. als Privatdozent der Geschichte. Von da wurde er 1864 als Hofbibliothekar an die großherzogliche Hofbibliothek in Karlsruhe berufen, 1868 zum Archivrat am Generallandesarchiv und 1885 zum Direktor des letztern ernannt. Auch ist er ständiger Sekretär der 1883 begründeten badischen Historischen Kommission. Seine Schriften sind: »Baden unter den Großherzögen Karl Friedrich, Karl, Ludwig 1738-1830« (Freiburg 1864); »Korrespondenzen und Aktenstücke zur Geschichte der Ministerkonferenzen von Karlsbad und Wien 1819-20 und 1834« (Leipz. 1865); »Geschichte der badischen Verfassung« (Karlsr. 1868); »Baden in den Jahren 1852 bis 1877« (das. 1877, in 102,000 Exemplaren, aus Anlaß des Regierungsjubiläums des Großherzogs von Baden, verbreitet); »Aus alter und neuer Zeit«, Nachträge und Aufsätze (Leipz. 1878); »Die Deutschen seit der Reformation« (das. 1878); »Die Zähringer in Baden« (Karlsr. 1881). Er gab ferner heraus: »Karl Friedrich von Baden«, aus dem Nachlaß von R. F. Nebenius (Karlsr. 1868); »Beschreibung des schwedischen Kriegs von Sebastian Burster, 1630-1647« (Leipz. 1875); »Badische Biographien« (Heidelb. 1875, ein Sammelwerk in 2 Bdn.; Nachtrag 1881); »Codex diplomaticus Salemitanus« (Karlsr. 1883-1886, 2 Bde.); »Siegel und Urkunden aus dem badischen Generallandesarchiv« (Frankf. 1883-86); »Regesten zur Geschichte der Bischöfe von Konstanz« (Innsbr. 1886 ff.). W. ist seit 1868 auch Mitherausgeber der »Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins«.

Weekes (spr. ŭihks), Henry, engl. Bildhauer, geb. 1807 zu Canterbury, widmete sich in London der Plastik unter Behnes und Chantrey und trat 1837 unmittelbar nach der Thronbesteigung der Königin Viktoria mit einer Marmorbüste derselben auf, die großen Erfolg hatte und ihm mehrere Porträtaufträge einbrachte. Auch später wurde er vorzugsweise mit monumentalen Porträtstatuen für London und andere Städte beauftragt; solche sind die Standbilder von Cranmer, Latimer und Ridley, die das Denkmal der protestantischen Märtyrer in Oxford bilden, die Statue des Lord Bacon im Trinity College daselbst, des Königs Karl II. im Parlamentshaus, des Dr. Goodall in Eton, des Marquis von Wellesley im India House, des Lord Auckland für Kalkutta u. a. Neben diesen und andern Porträtstatuen schuf er auch zahlreiche Werke der freien Phantasie, z. B. die Gruppe der Industrie am Albertsdenkmal in London, die Gruppe: der Kuß der Mutter, Sardanapal (Mansion House), das Denkmal des Dichters Shelley in Christchurch u. a. Er starb 28. Mai 1877 in London.

Weems (v. Uamha, »Höhle«), unterirdische Wohnungen Schottlands aus vorgeschichtlicher Zeit.

Weende, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, Landkreis Göttingen, hat eine evang. Kirche, Tuch-, Pergament- und Likörfabrikation, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei und (1885) 1746 Einw. W. ist Vergnügungsort der Göttinger; hier wurde 12. Sept. 1772 der Göttinger Dichterbund gestiftet.