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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Weinhold - Weinsäure.

der ehemaligen Bedeutung des Ortes. W. wird schon 755 genannt und gehörte später dem Kloster Lorsch. Über der Stadt die von Anlagen umgebenen Ruinen des Schlosses Windeck und nahebei ein Stahlbad.

Weinhold, Karl, Germanist, geb. 26. Okt. 1823 zu Reichenbach in Schlesien, studierte zu Breslau und Berlin Theologie und Philologie, habilitierte sich 1847 in Halle, wurde 1849 Professor der deutschen Sprache und Litteratur in Berlin, 1850 in Krakau, 1851 in Graz, 1861 in Kiel, 1876 in Breslau und bekleidet seit 1889 dieselbe Professur an der Universität zu Berlin. 1889 wurde er zum Geheimen Regierungsrat und zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt. Seine Hauptschriften sind zunächst die kulturhistorischen Werke: »Die deutschen Frauen im Mittelalter« (Wien 1851; 2. Aufl. 1882, 2 Bde.), »Altnordisches Leben« (Berl. 1856) und »Die heidnische Totenbestattung in Deutschland« (Wien 1859), denen die Schrift »Die Polargegenden Europas nach den Vorstellungen des deutschen Mittelalters« (das. 1871) anzureihen ist. Auf dem Gebiet mythologischer Forschung bewegen sich: »Die Sagen von Loki« (Leipz. 1848) und »Die Riesen des germanischen Mythus« (Wien 1858). Litterarhistorischen Inhalts sind die Schriften: »Weihnachtsspiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien« (Graz 1855; neue Ausg., Wien 1875) und »Heinr. Christ. Boie« (Halle 1868). Dazu kommen wichtige Veröffentlichungen auf sprachwissenschaftlichem Gebiet. »Über deutsche Rechtschreibung« (Wien 1852); »Über deutsche Dialektforschung« (das. 1853); »Beiträge zu einem schlesischen Wörterbuch« (das. 1855); »Alemannische Grammatik« (das. 1863); »Bayrische Grammatik« (das. 1867); »Die gotische Sprache im Dienste des Christentums« (Halle 1870); »Mittelhochdeutsches Lesebuch« (3. Aufl., Wien 1875); »Mittelhochdeutsche Grammatik« (Paderb. 1877, 2. Aufl. 1883); »Kleine mittelhochdeutsche Grammatik« (2. Aufl., Wien 1889); »Verbreitung und Herkunft der Deutschen in Schlesien« (Stuttg. 1887), sowie die »Ausgaben der althochdeutschen Isidor-Fragmente« (Paderb. 1874), des »Pilatus-Fragments« (Halle 1877), des »Lamprecht von Regensburg. St. Francisken Leben und Tochter Syon« (Paderb. 1880). Auch gab W. den »Dramatischen Nachlaß von J. M. R. ^[Jakob Michael Reinhold] Lenz« (Frankf. a. M. 1884) heraus.

Weinkahmpilz, s. Mycoderma.

Weinkauf, s. Leikauf.

Weinkrampf, s. Weinen.

Weinlig, 1) Christian Theodor, Komponist und Musiktheoretiker, geb. 25. Juli 1780 zu Dresden, erhielt seinen ersten Musikunterricht von seinem Oheim, dem dortigen Organisten Christian Ehregott W. (geb. 1743 zu Dresden, gest. 1816 daselbst), studierte dann in Leipzig die Rechte und praktizierte bis 1804 als Advokat in Dresden, widmete sich jedoch um diese Zeit ganz der Musik und begab sich nach Bologna, wo er sich unter Matteis Leitung in der Komposition ausbildete. 1814 wurde er Kantor an der Kreuzkirche zu Dresden und 1823 an der Thomaskirche in Leipzig, wo er 7. März 1842 starb. Seine zahlreichen Kompositionen aller Art haben nur geringen Anklang gefunden; desto erfolgreicher aber war seine Thätigkeit als Gesang- und Kompositionslehrer. Von seiner Fähigkeit auf diesen Gebieten geben seine weitverbreiteten »Gesangübungen« sowie das nach seinem Tod erschienene Lehrbuch »Theoretisch-praktische Anleitung zur Fuge« (Dresd. 1845), endlich auch seine Schüler selbst, darunter Richard Wagner, der ihm in seiner »Autobiographischen Skizze« einen dankbaren Nachruf widmet, vollgültiges Zeugnis. - 2) Christian Albert, Technolog, geb. 9. April 1812 zu Dresden, studierte in Leipzig Naturwissenschaft und Medizin, habilitierte sich daselbst als Privatdozent für Mineralogie, Technologie etc., lehrte auch an der Handelslehranstalt, ging 1845 als Professor der Nationalökonomie nach Erlangen, wurde aber schon 1846 als Ministerialrat im Ministerium des Innern nach Dresden berufen. 1849 war er kurze Zeit Minister des Innern und übernahm dann die Direktion der Abteilung für Handel, Gewerbe und Ackerbau. Er starb 18. Jan. 1873 in Dresden. W. schrieb: »Lehrbuch der theoretischen Chemie« (Leipz. 1840-41); »Grundriß der mechanischen Naturlehre« (das. 1843); auch redigierte er 1835-45 das »Pharmazeutische Zentralblatt« und (mit Hülße) das »Polytechnische Zentralblatt«.

Weinm., bei botan. Namen Abkürzung für J. A. ^[Johann Anton] Weinmann, Inspektor des von ihm 1823 gegründeten Gartens der Kaiserin zu Pawlowsk bei Petersburg.

Weinmonat, deutscher Monatsname, s. v. w. Oktober.

Weinmotte, s. Wickler.

Weinöl, s. Drusenöl.

Weinpalme, s. Borassus, Mauritia u. Oenocarpus.

Weinprober, s. Alkoholometrie.

Weinrebengewächse, s. Ampelideen.

Weinrebenschwarz, s. Frankfurter Schwarz.

Weinsäure (Weinsteinsäure) C4H6O6 ^[C_{4}H_{6}O_{6}] findet sich weitverbreitet im Pflanzenreich, teils frei, teils in der Form saurer Salze in sauren und süßen Früchten, in geringer Menge in Wurzeln, Rinden, Hölzern, Blättern. Sehr reichlich ist W. im Traubensaft enthalten, und beim Lagern des Weins scheidet sie sich als saures weinsaures Kali (Weinstein) ab. Zur Darstellung neutralisiert man Weinstein mit kohlensaurem Kalk, wobei sich schwer löslicher weinsaurer Kalk und neutrales weinsaures Kali bilden, zersetzt letzteres durch Kochen mit gemahlenem Gips, wäscht den abgeschiedenen weinsauren Kalk mit Schwefelsäure, entfärbt die vom schwefelsauren Kalk getrennte Lösung von W. mit Kohle und verdampft sie vorsichtig, zuletzt bei höchstens 50-75° zur Kristallisation. Auch aus Weintrestern (die ausgepreßten Beeren mit den Stielen), Weingeläger (wesentlich Hefe) und aus dem bei der Reinigung des Weinsteins abfallenden weinsauren Kalk wird W. gewonnen. W. bildet große, farb- und geruchlose, durchsichtige Kristalle, schmeckt stark und angenehm sauer, leuchtet beim Reiben im Dunkeln, löst sich leicht in Wasser, auch in Alkohol, nicht in Äther, dreht die Ebene des polarisierten Lichtstrahls nach rechts, schmilzt bei 110°, getrocknet bei 135° und zerfällt bei anhaltendem Erhitzen auf 180° in Wasser und Weinsäureanhydrid. An der Luft erhitzt, verbrennt W. mit leuchtender Flamme unter Entwickelung von Karamelgeruch; trockne W. hält sich an der Luft unverändert, die Lösung schimmelt unter Zersetzung, und bei anhaltendem Kochen mit Wasser oder verdünnter Schwefelsäure entstehen Traubensäure und optisch inaktive W. Weinsaure Alkalien werden in wässeriger Lösung durch Mandelkleieauszug schnell in Kohlensäuresalze verwandelt; mit schmelzendem Kalihydrat gibt W. Essigsäure und Oxalsäure. Weinsaure Alkalien reduzieren aus erwärmten Silber-, Gold- und Platinlösungen die Metalle, und aus ammoniakalischer Silberlösung wird das Silber als Spiegel abgeschieden. Auf den Organismus wirkt W. ähnlich wie die übrigen Fruchtsäuren, wird aber vom Magen schlechter vertragen als Zitronensäure und wirkt in größern Dosen giftig. Man benutzt sie zu Saturationen, Limonaden, Brausepulvern, gegen Skorbut, Ruhr, Magenkatarrh,