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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Weißpappe - Weitzmann.

Weißpappe, s. Zeugdruckerei.

Weißpech, s. Fichtenharz.

Weißpfennig, s. Albus und Weißgroschen.

Weißrussen, s. Russen 3).

Weißrußland, früher Benennung des ganzen mittlern Landstrichs von Großrußland, der die alten Großfürstensitze Rostow, Wladimir, Susdal und Moskau enthält, weshalb auch viele östliche Völkerschaften den russischen Monarchen den »Weißen Zaren« nennen; später derjenige Teil Rußlands, welcher lange Zeit unter litauischer Herrschaft stand, besonders die alten Fürstentümer Smolensk und Polozk nebst Mohilew und Witebsk; gegenwärtig die ehemals polnischen Landschaften, welche 1772 an Rußland fielen und jetzt die Gouvernements Mohilew, Witebsk und den nordöstlichen Teil von Minsk bilden.

Weißsieden, s. Verzinnen.

Weißspießglanzerz, s. Antimonblüte.

Weißstein, s. Granulit.

Weißstein (Weisstein), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Waldenburg, hat eine evang. Kirche, bedeutenden Steinkohlenbergbau (Fuchsgrube mit 2000 Arbeitern), eine Porzellanfabrik (Neualtwasser mit 1300 Arbeitern), eine Glasfabrik (Königswalde), Dachpappen- und Chloritzementfabrikation und (1885) 6123 meist evang. Einwohner. Dabei der 843 m hohe Hochwald mit Aussichtsturm und herrlicher Rundschau.

Weißsüchtige, s. Albinos.

Weißtanne, s. Tanne.

Weißtannenritzenschorf, s. Hysterium.

Weißtannenthal, eins der schweizer. Voralpenthäler im Berggebiet des Kantons St. Gallen, von der Seez durchflossen. Es öffnet sich nach der Bahnstation Mels (499 m) in der Nähe von Sargans, ist in mehreren Weilern bewohnt, wald- und alpenreich und steigt zum Sardonastock (3056 m) hinan. Bis zum Hauptort, Weißtannen (997 m), führt eine neue Straße, welche das Thal zugänglicher gemacht hat.

Weißtellur, s. Schrifterz.

Weißwaren, Sammelname für alle ungefärbten, gebleichten und unbedruckten baumwollenen und Leinengewebe, wie Musseline, Gaze, Schirting, Drell, Gardinenstoffe; ferner für alle Weißstickereien und Nähereien etc.

Weißwasser (tschech. Bělá), Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Münchengrätz, an der Böhmischen Nordbahn, hat ein Waldsteinsches Schloß, ein Bezirksgericht, eine Forstlehranstalt, (1880) 1797 Einw. und Fabrikation von Wollenstoffen und Papier.

Weißwurm, s. Eintagsfliegen.

Weißzink, galvanisch verzinntes und dann bis zum Anschmelzen des Zinns erhitztes Zink.

Weistritz, Name mehrerer Flüsse im preuß. Regierungsbezirk Breslau: die Habelschwerdter W. entspringt auf der Hohen Mense im Kreis Habelschwerdt, 753 m ü. M., wird zum Flößen benutzt und mündet bei Habelschwerdt in die Neiße; die Glatzer oder Reinerer W. entspringt im Kreis Glatz, an der Hohen Mense, auf den Seefeldern, geht durch das Grunwalder Thal und mündet nach einem Laufe von 34 km bei Glatz in die Neiße; die W. oder das Schweidnitzer Wasser entspringt im Kreis Waldenburg am Brunnberg, aus dem Rumpelbrunnen, 525 m ü. M., scheidet das Hochwaldgebirge von dem Eulengebirge und mündet nach einem Laufe von 90 km unterhalb Herrnbrotsch in die Oder.

Weistum, im Mittelalter die von den Schöffen gegebene Rechtsnachweisung; dann überhaupt jede urkundliche, von Gemeinden oder Schöffenkollegien gegebene Erklärung über bestehendes Recht, namentlich Gewohnheitsrecht, in einzelnen Orten. Dergleichen Weistümer, welche oft sehr alte Rechtssatzungen und Rechtsgebräuche enthalten und zum Teil noch jetzt gültig sind, finden sich seit dem 13. Jahrh. Eine Sammlung der deutschen »Weistümer« veranstaltete J. Grimm (Götting. 1840-78, 7 Bde.), eine Sammlung österreichischer Weistümer die kaiserliche Akademie der Wissenschaften (Bd. 1-7, Wien 1870-88).

Weitbrecht, Karl, Dichter und Schriftsteller, geb. 8. Dez. 1847 als Sohn eines Pfarrers zu Neuhengstett bei Kalw auf dem württembergischen Schwarzwald, studierte in Tübingen und lebte seit 1874 als Diakonus in Schwaigern bei Heilbronn, bis er 1886 einem Ruf nach Zürich als Rektor der höhern Töchterschule und des Lehrerinnenseminars daselbst folgte. Es erschienen von ihm: »Lieder von Einem, der nicht mitdarf« (Kriegslieder, Stuttg. 1870); »Was der Mond bescheint. Gedichte zu Bildern von Hugo Knorr« (das. 1873); »Gedichte« (das. 1875, 3. Aufl. 1880) »Verirrte Leute«, sechs Novellen (das. 1882); »Geschichtenbuch« (das. 1884); »Der Kalenderstreit in Sindringen« (das. 1885); »Heimkehr«, Novellen (das. 1886). Außerdem gab er in Verbindung mit seinem Bruder Richard heraus: »Gschichta'n aus-m Schwôbaland« (Stuttg. 1877, 2. Aufl. 1883) und »Nohmôl Schwôbagschichta« (das. 1882); »Schwäbisches Dichterbuch« (mit E. Paulus, das. 1883); außerdem »Was ist's mit der Sozialdemokratie« (7. Aufl., das. 1888), eine Reihe von Artikeln aus dem von 1876 bis 1886 von ihm redigierten »Neuen deutschen Familienblatt«. Neuerdings hat er sich auch als Dramatiker mit einer Tragödie: »Sigrun«, versucht. - Sein Bruder Richard, geb. 20. Febr. 1851 zu Heumaden, Pfarrer in Mähringen bei Ulm, schrieb außer mehreren Volks- und Jugendschriften: »Geschichte der deutschen Dichtung für Frauen« (Stuttg. 1880); »Feindliche Mächte«, Erzählungen (Barm. 1882); »Der Bauernpfeifer« (das. 1887); »'s Schwobaland in Lied und Wort« (Sammlung schwäbischer Dialektdichtungen, mit Seuffer, Ulm 1886); »Aus schwäbischen Gauen« (mit P. Lang, Stuttg. 1887); »Ällerhand Leut'« (das. 1888). Er gab auch eine Bearbeitung von Fischarts »Ehezuchtbüchlein« (Stuttg. 1881) und eine Nachdichtung des Gudrunliedes (das. 1884) heraus.

Weitling, Wilhelm, s. Kommunismus, S. 990.

Weitra, Stadt in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Zwettl, Sitz eines Bezirksgerichts, hat Ringmauern, ein Schloß des Landgrafen Fürstenberg, eine schöne Kirche, Schafwollwarenfabrik und (1880) 2250 Einw.

Weitsichtigkeit, s. Fernsichtigkeit.

Weitungsbau, s. Bergbau, S. 725.

Weitz, Marktflecken in Steiermark, an der Lokalbahn Gleisdorf-W., Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat eine alle Kirche, Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren, insbesondere Sicheln, und (1880) 2648 Einw. Dabei eine vom Weitzbach gebildete sehenswerte Klamm.

Weitzmann, Karl Friedrich, Musiktheoretiker, geb. 10. Aug. 1808 zu Berlin, studierte Violinspiel und Komposition unter Hennig und Klein sowie später in Kassel unter Spohr und Hauptmann, ging 1832 als Violinist und Chordirektor am Theater nach Riga, wo er mit Dorn eine deutsche Liedertafel gründete, wurde 1834 Musikdirektor der deutschen Oper in Reval, 1836 Vorgeiger in der kaiserlichen Kapelle zu Petersburg und Musikdirektor an der St. Annenkirche. 1846 begab er sich nach London und Paris, wo er auf den Bibliotheken theoretische Studien