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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wellfüße; Wellhausen; Wellingborough; Wellington

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Wellfüße - Wellington.

Auf der Sweersinsel (spr. swihrs-) ist in dem jetzt fast verlassenen Ort Carnarvon ein Zollhaus, wo Fahrzeuge, welche mit den Niederlassungen an der Küste verkehren wollen, einen Lotsen nehmen müssen.

Wellfüße, im Maschinenwesen, s. Daumen.

Wellhausen, Julius, Theolog und Orientalist, geb. 17. Mai 1844 zu Hameln, studierte in Göttingen Theologie, habilitierte sich 1870 daselbst, wurde 1872 Professor der Theologie in Greifswald, 1882 außerordentlicher Professor in Halle und kam von hier 1885 als ordentlicher Professor nach Marburg. W. hat scharfsinnige Untersuchungen über das Alte Testament und die Geschichte des Volkes Israel angestellt, die großes Aufsehen erregten, aber auch heftigen Widerspruch erfuhren. Er veröffentlichte: »De gentibus et familiis judaeis« (Götting. 1871); »Der Text der Bücher Samuelis untersucht« (das. 1871); »Die Pharisäer und Saducäer« (Greifsw. 1874); »Geschichte Israels« (1. Bd., Berl. 1878; 2. u. 3. Ausg. u. d. T.: »Prolegomena zur Geschichte Israels«, 1882 und 1887); »Muhammed in Medina«, d. i. Vakidis »Kitab al Maghazi in verkürzter deutscher Wiedergabe« (das. 1882), und »Skizzen und Vorarbeiten« (das. 1884-87, 3 Hefte). Auch hat er Bleeks »Einleitung in das Alte Testament« neu bearbeitet (4. u. 5. Aufl., Berl. 1878-86).

Wellingborough (spr. uéllingbörro), Stadt in Northamptonshire (England), hat großartige Schuhfabrikation, Eisenhütten und (1881) 13,800 Einw.

Wellington, 1) Stadt in Shropshire (England), im O. von Shrewsbury, hat Kohlen- und Eisengruben, Kalksteinbrüche, Drahtzieherei, Nagelschmieden und (1881) 6202 Einw. Dabei der isolierte Wrekin (402 m), ein berühmter Aussichtspunkt.

2) Stadt in Somersetshire (England), einer der Hauptsitze der Serge- und Kolterfabrikation, mit (1881) 6360 Einw. Von diesem W. führt der Herzog von W. den Titel; aus dem nahegelegenen Blackdownhügel steht eine Säule zur Erinnerung an seinen Sieg bei Waterloo.

3) Hauptstadt der britisch-austral. Kolonie Neuseeland, am Lambton Harbor der Cooksstraße, (1886) 27,833 Einw., Sitz des Gouverneurs und der Regierung sowie eines deutschen Konsuls, sechs Banken, botanischer Garten, Museum, drei Theater, Schiffswerfte, große Fleischkonservenfabrik, Gas- u. Wasserleitung. Eisenbahnlinien führen nach New Plymouty und Napur. Zum Hafen gehören 20 Segelschiffe von 4741 Ton. und 23 Dampfer von 3068 T. W. hat Dampferverbindung mit Sydney und Melbourne und den größern Hafenstädten Neuseelands.

Wellington, Sir Arthur Wellesley, Herzog von W., Fürst von Waterloo, brit. Feldherr und Staatsmann, geb. 1. Mai 1769 zu Dublin als dritter Sohn des Grafen von Mornington (s. Wellesley), besuchte die Schule zu Eton und die Militärschule zu Angers in Frankreich, trat 1787 als Fähnrich in englische Dienste und kaufte sich später die Oberstleutnantsstelle im 33. Infanterieregiment, mit dem er 1794 dem Feldzug in Holland beiwohnte und 1797 nach Ostindien ging, wo sein älterer Bruder, Richard (s. Wellesley), zum Generalgouverneur ernannt worden war. In dem Kriege gegen Tippu Sahib avancierte er zum Generalmajor, ward dann Gouverneur von Seringapatam und focht 1803 mit Glück gegen die Marathen. 1805 nach Europa zurückgekehrt, wurde er für Rye ins Unterhaus gewählt, nahm indessen nur selten teil an den Debatten. 1807 unter dem Ministerium Portland wurde er zum Staatssekretär von Irland ernannt, schloß sich aber bald der Expedition gegen Kopenhagen an, dessen Kapitulation er verhandelte. Die Regierung belohnte ihn mit dem Rang eines Generalleutnants und sandte ihn im August 1808 mit 8000 Mann nach Portugal. Auf der Pyrenäischen Halbinsel begann seine eigentliche Feldherrnlaufbahn. Er erfocht über Junot die Siege bei Roleja und Vimeiro (17. und 21. Aug.), gab dann das Kommando an Dalrymple ab, erhielt aber im April 1809 den Oberbefehl über die verstärkten britischen sowie über die portugiesischen Truppen. Er nötigte Soult 10. Mai zum Rückzug, schlug ihn am 16. bei Porto, drang nun über den Tajo nach Spanien ein, vertrieb, mit La Cuesta vereinigt, die Franzosen aus Madrid und schlug 28. Juli bei Talavera de la Reyna die vereinigten französischen Heere unter König Joseph, wodurch er sich den Titel eines Barons Douro von Wellesley und Viscount W. von Talavera sowie von der portugiesischen Regentschaft den eines Marquis von Vimeiro erwarb. Die von den Spaniern verlorne Schlacht bei Almonacid und andre Unfälle bewogen ihn jedoch, den Rückzug nach Portugal anzutreten. Masséna, der ihm folgte, warf er 27. und 28. Sept. 1810 in der blutigen Schlacht bei Busaco und zog sich dann hinter die verschanzten Linien von Torres Vedras zurück, die er gegen Masséna behauptete. Im September 1811 überschritt er abermals den Tajo, nahm 12. Febr. 1812 Ciudad Rodrigo und 7. April Badajoz, siegte 22. Juli bei Salamanca und besetzte 13. Aug. Madrid. Er wandte sich nun gegen Burgos, fand aber so hartnäckigen Widerstand, daß er die Belagerung aufgeben und den Rückzug gegen Salamanca antreten mußte. Gleichwohl erfolgten 3. Okt. 1812 seine Erhebung zum Marquis von W. und eine Dotation von 100,000 Pfd. Sterl., nachdem er eine gleiche Summe und den Titel Graf von W. schon im Anfang d. J. erhalten hatte. Am Schluß des Feldzugs stand W. wieder auf portugiesischem Boden. Anfang 1813 auch mit dem Oberbefehl über die spanischen Truppen betraut, errang W. 21. Juni den glorreichen Sieg von Vitoria, wofür er zum englischen Feldmarschall und vom Prinz-Regenten von Portugal zum Herzog von Vitoria erhoben ward. Hierauf eroberte er 8. Sept. San Sebastian und 31. Okt. Pamplona, um sich die beiden Hauptstraßen nach Bayonne zu öffnen, eroberte Soults Stellung an der Nivelle 16. Nov. und zwang diesen, sich nach Bayonne zurückzuziehen. 1814 nötigte er Soult durch Flankenbedrohung zum Rückzug in die Stellung bei Orthez und warf ihn bis unter die Mauern von Toulouse zurück, das nach einer letzten Schlacht 10. April in seine Hände fiel. Die Abdankung Napoleons machte den fernern Feindseligkeiten ein Ende. Der englische Prinz-Regent verlieh W. 11. Mai 1814 die Würde eines Herzogs von W. und eines Marquis von Douro, und das Parlament bewilligte ihm nach seiner Ankunft zu London (23. Juni) abermals 400,000 Pfd. Sterl. zum Ankauf von Ländereien. W. ging hierauf als außerordentlicher Gesandter nach Paris und trat 1. Febr. 1815 als britischer Bevollmächtigter auf dem Wiener Kongreß an Castlereaghs Stelle. Hier empfing er zuerst die Nachricht von Napoleons Landung, unterzeichnete die Achtserklärung gegen diesen und den Allianztraktat, kam schon 6. April zu Brüssel an, wo er den Oberbefehl über die britisch-hannöversch-holländisch-braunschweigischen Truppen übernahm, machte mit Blücher durch den Sieg bei Waterloo (s. d.) 18. Juni der ihm vom König der Niederlande den Titel eines Fürsten von Waterloo eintrug, dem französischen Kaiserreich zum zweitenmal ein Ende, marschierte hierauf mit Blücher gegen Paris, wo er 5. Juli einzog, und erhielt nach dem Vertrag vom 20.