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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wellingtonĭa gigantĕa; Wellrad; Wells; Wells next the Sea; Welna

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Wellingtonia gigantea - Welna.

Nov. 1815 das Oberkommando über die verbündeten Truppen, die Frankreich besetzt hielten. Auch in dieser mehr diplomatischen Stellung behauptete er sein leidenschaftsloses Wesen, vermochte sich aber, wie sein Betragen im Prozeß Neys bewies, nicht zum Edelmut zu erheben. Dagegen fanden die Bourbonen den Verbündeten gegenüber in ihm eine Stütze. Auf dem Kongreß zu Aachen 1818 beantragte er selbst die Zurückziehung des Okkupationsheers; auch half er die Kontributionsfrage zu gunsten der französischen Regierung entscheiden. 1822 ging er als britischer Bevollmächtigter aus den Kongreß nach Verona. Als Mitglied des Oberhauses näherte er sich mehr und mehr den Grundsätzen des starrsten Toryismus. 1827 ward er zum Oberbefehlshaber der britischen Landmacht ernannt. Nach Goderichs Rücktritt übernahm er im Januar 1828 die Bildung des neuen Ministeriums und die Stelle eines ersten Lords des Schatzes. Er umgab sich mit entschiedenen Tories, suchte der Verwaltung einen militärischen Charakter aufzudrücken und vernachlässigte gänzlich die sehr verwickelten auswärtigen Verhältnisse. Der Einfluß der Julirevolution auf die britische Nation und die Thronbesteigung Wilhelms IV. veranlaßten im November 1830 den Sturz seiner Verwaltung und der Tories überhaupt. Mit gewohnter Hartnäckigkeit widersetzte er sich nun der Parlamentsreform und den andern Reformmaßregeln der Whigminister. Wenn er auch im Oberhaus kein glänzendes Rednertalent geltend machte, so übten doch sein persönliches Ansehen und die Klarheit und Bestimmtheit seines Ausdrucks den größten Einfluß. Nach der Entlassung der Whigs im November 1834 ergriff er mit Peel (s. d. 1) wiederum die Zügel der Verwaltung als Minister des Auswärtigen, doch mußte er schon bei Eröffnung der Session von 1835 zurücktreten. Als Peel nach dem Sturz der Whigs im September 1841 sein Ministerium bildete, beteiligte sich W. aufs neue an der Regierung, ohne aber ein bestimmtes Departement zu übernehmen. Mit der Auflösung des Kabinetts im Juni 1846 zog er sich ebenfalls zurück. Außer der Oberbefehlshaberstelle bekleidete er noch das Amt des Gouverneurs im Tower, des Wächters der Fünfhäfen und des Kanzlers der Universität zu Oxford. Er starb 14. Okt. 1852 in seinem Schloß Walmer Castle bei Dover und ward 18. Nov. mit königlichem Pomp in der St. Paulskirche beigesetzt. Schon bei Lebzeiten waren ihm Standbilder auf vielen öffentlichen Plätzen errichtet worden. W. war ein Mann von etwas mehr als mittlerer Größe, mager, knochig gebaut, von unverhältnismäßig langem Gesicht mit stark vortretender Römernase. Weder durch Genialität noch durch kühne Ideen ausgezeichnet, besaß er doch scharfen Verstand, eisernen Willen, leidenschaftslose Kälte und unerschütterliches Pflichtgefühl. Aus seiner Ehe mit Miß Pakenham, der Schwester des Barons Longford, hinterließ er zwei Söhne. Der älteste, Arthur Richard, geb. 3. Febr. 1807, der ihm als zweiter Herzog von W. folgte, war Generalleutnant in der Armee und starb kinderlos 13. Aug. 1884 in Brighton. Der zweite Sohn, Lord Charles Wellesley, geb. 16. Jan. 1808, rückte in der Armee bis zum Generalmajor auf, gehörte als Parlamentsmitglied seit 1852 zur Partei Peels und starb erblindet 9. Okt. 1858. Dessen Sohn Henry Wellesley, geb. 5. April 1846, Oberst in der Artillerie, ist seit 1884 dritter Herzog von W. Vgl. die von Gurwood herausgegebenen »Despatches of the Duke of W. etc.« (Lond. 1836-1838, 12 Bde.; neue Ausg. 1858, 8 Bde.; Supplemente 1858-72, 15 Bde.), seine »Speeches in parliament« (das. 1854, 2 Bde.) und die »Notes of conversations with the Duke of W. by Ph. H. Earl of Stanhope« (das. 1889); die Biographien von Bauer (Quedlinb. 1840, 6 Bde.), Maxwell (7. Aufl., Lond. 1882), Jackson und Scott (das. 1840), Yonge (das. 1860, 2 Bde.), Gleigh (neue Ausg., das. 1878), Tucker (das. 1879), Hooper (Lond. 1889), Brialmont (Par. 1856, 3 Bde.), Büdinger (Leipz. 1869) u. a.

Wellingtonĭa gigantĕa Lindl. (Washingtonia californica Winsl., Sequoia gigantea Torr., Mammutbaum, -Fichte, Riesentanne), eine Konifere, welche über 100 m Höhe und an 12 m Stammdurchmesser erreicht, mit anfangs pyramidaler, später unregelmäßiger und erst hoch am Stamm beginnender Krone. Die kurzen Nadeln stehen allseitswendig, an den Fruchtzweigen angedrückt dachig. Die Zapfen sind eiförmig, 5-6 cm lang, gelblichbraun. Der Mammutbaum wurde 1850 von Lobb auf der Sierra Nevada in Kalifornien in etwa 1500 m Seehöhe entdeckt, seitdem hat man ihn zwischen 36 und 39° nördl. Br. auch anderweitig bestandbildend gefunden. Die riesigen Exemplare, welche Lobb angetroffen hatte, führten zu der Ansicht, daß die Mammutfichte der größte Baum der Welt sei, doch hat man später nachgewiesen, daß australische Eukalypten eine bedeutendere Höhe und wieder andre Bäume ein höheres Alter erreichen, da die größten Exemplare des Mammutbaums schwerlich älter als 1500 Jahre sind. Das weiße, harte Holz soll sehr dauerhaft sein. In Süd- und Westeuropa gedeiht der Mammutbaum sehr gut im Freien, aber auch in Norddeutschland erreicht er an manchen Stellen eine ansehnliche Höhe.

Wellrad, s. Rad an der Welle.

Wells, Stadt in Somersetshire (England), südlich von Bristol, am Fuß der Mendiphügel, ist Bischofsitz, hat eine 1214-1329 erbaute Kathedrale, ein anglikanisches Priesterseminar, einen alten bischöflichen Palast, wenig Verkehr und (1881) 4633 Einw.

Wells, Sir Thomas Spencer, Mediziner, geb. 1818 zu St. Albans, studierte in Dublin, Leeds und London, wurde 1841 Mitglied, 1844 Fellow des Royal College of Surgeons, war dann mehrere Jahre als Wundarzt in der englischen Flotte thätig und machte den Krimkrieg als Wundarzt mit. Nach dem Frieden wurde er Arzt bei dem Samaritan Hospital for women and children in London und sammelte in dieser Stellung die reichen Erfahrungen, welche ihn zu einer der ersten Autoritäten auf dem Gebiet der Ovariotomie machten. 1882 wurde er Präsident des College of Surgeons, und 1883 erhob ihn die Königin zum Baronet. Er veröffentlichte in den »Transactions« der Medizinischen und Chirurgischen Gesellschaft: »Ten series of 100 cases of ovariotomy« (1859-80); »Diseases of the ovaries, their diagnosis and treatment« (2. Aufl. 1872); außerdem: »On the radical cure of reducible inguinal hernia« (1854); »Cases of tetanus treated by woorara« (1860); »Cure of vaginal fistula« (1870); »Relation of puerperal fever to infective diseases and pyaemia« (1875); »Lectures on the diagnosis and surgical treatment of abdominal tumours« (1878); »Ovarian and uterine tumours« (n. Ausg. 1882); »Treatise on the diseases of the eye« (3. Aufl. 1873).

Wells next the Sea (spr. ssih), Hafenstadt an der Nordküste der engl. Grafschaft Norfolk, mit (1881) 2647 Einw. Dabei Holkham Hall, der fürstliche Landsitz des Grafen Leicester.

Welna (Kleine Warthe), rechtsseitiger Nebenfluß der Warthe in der preuß. Provinz Posen, entfließt kleinen Seen östlich von Gnesen, geht durch den