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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Werder-Gewehr; Werdohl; Were; Wereja; Werelä; Werenfels; Wereschtschagin

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Werder-Gewehr - Wereschtschagin.

eine Maschine zur Prüfung der Teile eiserner Brücken auf Zugfestigkeit, und aus dieser Konstruktion ging die Materialprüfungsmaschine hervor, welche seitdem allgemeinen Eingang gefunden hat und in den Anstalten zur Prüfung von Baumaterialien benutzt wird. W. erfand auch das vortreffliche bayrische Infanteriegewehr M/69, welches 1876 nur im Interesse einheitlicher Bewaffnung der deutschen Armee aufgegeben wurde. Er starb 4. Aug. 1885 in Nürnberg.

3) August, Graf von, preuß. General, geb. 12. Sept. 1808 zu Schloßberg im Amt Norkitten in Ostpreußen, trat 1825 in das Regiment der Garde du Corps, wurde 1826 als Sekondeleutnant zum 1. Garderegiment zu Fuß versetzt, 1839 Lehrer im Kadettenkorps, später zum topographischen Büreau kommandiert und machte als Premierleutnant freiwillig den Feldzug der Russen im Kaukasus von 1842-43 mit. Er ward nach seiner Rückkehr 1846 als Hauptmann zum Generalstab versetzt, kam später als Major zum 33. Infanterieregiment, ward 1853 Kommandeur des Landwehrbataillons 40. Regiments, 1856 des 4. Jägerbataillons, dann Oberstleutnant im 2. Garderegiment zu Fuß und zugleich mit der Führung der Geschäfte der Inspektion der Jäger und Schützen sowie des Kommandos des reitenden Feldjägerkorps beauftragt. 1859 zum Obersten und Inspekteur der Jäger und Schützen ernannt, rückte er 1863 zum Generalmajor, 1866 zum Generalleutnant auf und kommandierte 1866 die 3. Division bei Gitschin und Königgrätz. 1870 erhielt er den Oberbefehl über das Belagerungskorps vor Straßburg und nach dessen Kapitulation, zum General der Infanterie ernannt, das Kommando des neugebildeten 14. Korps, mit dem er im Oktober in die Franche-Comté eindrang, Dijon besetzte, die Garibaldiner in Schach hielt, auf die Kunde von Bourbakis Anmarsch im Januar 1871 nach Belfort zurückwich, durch das Gefecht von Villersexel (9. Jan.) auch seinen Rückzug ohne Verlust ermöglichte und den Anprall der weit überlegenen französischen Ostarmee in der dreitägigen Schlacht bei Belfort (15.-17. Jan.) standhaft und energisch zurückwies. Diese Waffenthat verschaffte ihm namentlich in Süddeutschland eine große Popularität, und in Freiburg i. Br. wurde ihm ein Standbild errichtet. Nach dem Frieden bekam W. das Kommando des neuformierten badischen (14.) Armeekorps in Karlsruhe, das Großkreuz des Eisernen Kreuzes, eine Dotation u. a. 1875 feierte er unter großen Ovationen sein 50jähriges Dienstjubiläum und erhielt 1. April 1879 unter Erhebung in den Grafenstand den erbetenen Abschied. Er starb 12. Sept. 1887 auf Schloß Grüssow (Kreis Belgard). Ihm zu Ehren erhielt 1889 das 4. rheinische Infanterieregiment Nr. 30, dessen Chef er gewesen war, den Namen Graf W. Vgl. Löhlein, Die Operationen des Korps v. W. (Berl. 1874); v. Conrady, Leben des Grafen A. v. W. (das. 1889).

Werder-Gewehr, s. Handfeuerwaffen, S. 105.

Werdohl, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Altena, an der Lenne und der Linie Hagen-Betzdorf der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Fabrikation von Eisen-, Stahl-, Kupfer- und Messingdraht, Kupfer- und Messingblech, Britanniawaren, Raffinier- und Gußstahl, große Eisen- und Stahlwarenhandlungen und (1885) 5082 Einw. In der Nähe die Ruine Pungelscheid.

Were, s. Gewere.

Wereja, Kreisstadt im russ. Gouvernement Moskau, an der Protwa, mit Fabrikation von Leder, Ziegeln, Malz und Fischernetzen, Handel mit Getreide und Hanföl nach Moskau und Twer und (1885) 5502 Einw. Dabei eine eisenhaltige Mineralquelle.

Werelä (Wärälä), Dorf im Großfürstentum Finnland, Gouvernement Nyland, am Kymmenefluß; hier 14. Aug. 1790 Friedensschluß zwischen König Gustav III. von Schweden und der Kaiserin Katharina II. von Rußland.

Werenfels, Samuel, reform. Theolog, geb. 1657 zu Basel, wo er Professor der Rhetorik und dann der Theologie wurde, mit Osterwald und A. Turretin die größte Autorität in der damaligen reformierten Kirche bis zu seinem 1. Juni 1740 erfolgten Tod. Er hat die Hermeneutik (s. d.) in den Kreis der theologischen Disziplinen eingeführt. Seine »Opuscula« sind seit 1716-18 (Basel) öfters aufgelegt worden. Am längsten hat sich sein Epigramm über die Bibel erhalten:

»Hic liber est, in quo quarit sua dogmata quisque,

Invenit et pariter dogmata quisque sua«.

Wereschtschagin, Wasilij, russ. Maler, geb. 26. Okt. 1842 zu Tscherepovets (Gouvernement Nowgorod), absolvierte erst die Marineschule in Petersburg, wurde 1859 Offizier, begann darauf seine künstlerischen Studien auf der dortigen Akademie und begab sich nach einem längern Aufenthalt in Tiflis und nach Reisen durch Frankreich und die Pyrenäen nach Paris, wo er im Atelier Gerômes Aufnahme fand und hier zuerst in die malerische Technik eingeweiht wurde. Als Maler ist er denn auch durch und durch ein Zögling der französischen Schule, welcher Sicherheit und Feinheit der Zeichnung und Schärfe der Modellierung mit einem glänzenden, saftigen Kolorit zu verbinden weiß. 1867 schloß er sich der Expedition des Generals Kaufmann nach Turkistan an, und hier eröffnete sich ihm eine neue Welt, die vor ihm nur der Münchener Horschelt gestreift hatte. 1870 ließ er sich in dessen Atelier in München nieder und führte die mitgebrachten Studien und Skizzen zu Gemälden aus, welche weniger Szenen des Kriegs als interessante Architekturen der bucharischen Städte und Genrebilder aus dem Volksleben in scharfer Charakteristik behandelten. Noch glänzender zeigten sich die koloristischen und zeichnerischen Vorzüge Wereschtschagins auf den zahlreichen Bildern großen und kleinen Umfanges, welche die Frucht einer 1874 nach Indien unternommenen Reise sind. Poetische, stimmungsvolle Landschaften voll feinsten Farbenreizes wechseln mit phantastischen, mit wunderbarer Geduld wiedergegebenen Architekturstücken ab. In einer großen, die Gipfel des Himalaja darstellenden Landschaft zeigte er bereits eine große Virtuosität in der Behandlung der weißen Farbe, welche er in den Bildern aus dem russisch-türkischen Winterfeldzug (1877) noch steigerte. Er wohnte unter anderm den furchtbaren Kämpfen am Schipkapaß bei. Die Schrecken dieses Kriegs ergriffen ihn dergestalt, daß er beschloß, durch eine malerische Schilderung der entsetzlichsten Greuel desselben eine allgemeine Friedenspropaganda zu eröffnen. Von Paris aus machten zu diesem Zweck seine Bilder, welche nur Schlachtfelder mit Toten und Verwundeten, Plünderungen, Verbandplätze, ausgestorbene Lazarette, vom Schnee begrabene Soldaten, verstümmelte Leichen in krassester Charakteristik und oft recht brutaler Ausführung darstellen, 1881-82 eine Rundreise nach Wien, Berlin und andern Städten. 1884 unternahm er eine zweite Reise nach Indien und besuchte auch Syrien und die heiligen Stätten in Palästina, deren Studium ihn zu einer Reihe von Bildern aus dem Leben Christi in naturalistisch-ethnographischer Auffassung mit star-^[folgende Seite]