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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Westernplatte; Westerstede; Westervik; Westerwald; Westfalen

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Westernplatte - Westfalen.

mit Ackerbau, Viehzucht (1881: 62,089 Stück Rindvieh, 66,410 Schafe) und Waldwirtschaft, daneben mit Handel, Leinweberei, Fischerei, Jagd und Eisenfabrikation beschäftigen. Hauptstadt ist Hernösand.

Westernplatte, Seebad, s. Neufahrwasser.

Westerstede, Flecken im Großherzogtum Oldenburg, im alten Ammerland, an der Linie Ocholt W. der Oldenburgischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, Viehzucht u. (1885) 1213 Einw.

Westervik, Stapelstadt im schwed. Län Kalmar, an der Mündung der Gamlebybucht, lag früher 22 km tiefer an dieser Bucht, dort, wo jetzt der lebhafte Flecken Gamleby (»Altstadt«) liegt, hat eine Navigationsschule, eine höhere Lehranstalt, einen guten Hafen, 2 Schiffswerften, lebhaften Handel mit Waldprodukten, Getreide und Eisen und (1885) 6733 Einw. W. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Westerwald, ein Teil des Ostflügels des niederrheinisch-westfäl. Schiefergebirges (s. Karte »Rheinprovinz«), welcher als ein mit schroffen, oft felsigen Böschungen aus den Thälern der Lahn, des Rheins und der Sieg aufsteigendes Plateau den nördlichen Teil des preußischen Regierungsbezirks Wiesbaden, den östlichen Teil des Regierungsbezirks Koblenz, einen Teil des Siegkreises des Regierungsbezirks Köln und den Kreis Siegen des Regierungsbezirks Arnsberg, endlich mit Ausläufern kleine Strecken des angrenzenden Regierungsbezirks Kassel ausfüllt. Innerhalb dieser Begrenzung liegt der Hohe W. meist im Regierungsbezirk Wiesbaden, nahe der Südspitze von Westfalen. Diesen höchsten Teil durchschneiden die Straßen von Hachenburg nach Herborn und von Limburg nach Siegen, jene von Westen nach O. zwischen Kirburg und Roth, diese von S. nach N. zwischen Rennerod und Burbach. Die höchsten Punkte des ganzen Gebirges findet man wiederum in der Nähe der Kreuzung dieser beiden Straßen, nämlich nordwestlich bei Salzburg den Salzburger Kopf (655 m) und östlich bei Willingen den Fuchskauten (657 m), in dessen Nähe der Brimwalder Stein, durch die Erzeugung von Eis während des Sommers in seinem Innern bekannt. Diese Höhen treten aber aus der Umgegend nur sehr wenig hervor und liegen kaum 60-80 m höher als die an ihnen vorübergehenden Straßen, wie denn auch das weiter nördlich liegende Dorf Neukirch eine Meereshöhe von 638 m hat. Von diesen Kulminationspunkten des Westerwalds nimmt die Höhe nach fast allen Seiten ab; nur gegen SO. und O. ist dieselbe noch für eine Strecke fast die nämliche, während sie gegen NNO., auf der Wasserscheide zwischen Sieg und Lahn, auf der Grenze der Provinzen Hessen-Nassau und Westfalen über die Kalteeiche hinweg und im Übergang zum Sauerländischen Gebirge, noch an Höhe zunimmt (Welschegeheeg 695 m); die Quellen der Lahn und Sieg, mit denen der W. in weitester Ausdehnung des Wortes nach dieser Seite hin sein Ende erreicht, haben eine Meereshöhe von 602 und 603 m. Während die durchschnittliche Höhe des Hohen Westerwalds 500 m übersteigt, sinken die Platten außerhalb seiner Umgrenzung auf 400 und 300 m hinab. Im SW. erreicht der Montabaurer Wald (546 m) noch eine verhältnismäßig bedeutende Höhe. Gegen Westen, auf der Südseite der Sieg, wo auf der Grenze von Westfalen und der Rheinprovinz der Hohe Seelbachskopf (532 m) noch eine bemerkenswerte Höhe bildet, ist die Abdachung eine sehr allmähliche bis zum Siebengebirge (s. d.), das unmittelbar am Rhein in bedeutender relativer Höhe aufgebaut ist. Geognostisch zerfällt der W. in drei Gebiete: 1) Das Gebiet des Devon (Koblenzschichten) umfaßt den ganzen Raum westlich von der Linie, welche die Städte Dietz, Montabaur und Hachenburg verbindet, und nördlich von der Linie Hachenburg-Haiger: dort tritt es bis an das Rheinthal, hier geht es noch über die Sieg hinaus nach N. bis Olpe vor. Im Westen umschließt es Becken mit Diluvial- und Tertiärschichten, von denen letztere Braunkohlen und einen vorzüglichen Thon enthalten, der in dem sogen. Kannenbäckerland die Grundlage zu einer bedeutenden Thonwarenindustrie bildet. Am Rande des Neuwieder Beckens zwischen Bendorf und der Wied und in kleinen Partien bis Westerburg hin gibt es vulkanischen Tuff, und ganz im NW. erheben sich aus dem Schiefergebirge die vulkanischen Massen des Siebengebirges, Trachyt und Dolerit (Löwenburg) in den südlichen, Basalt in den nördlichen Kuppen. Auch sonst ist der Basalt sehr verbreitet. Der Devon dieses Gebiets ist außerordentlich reich an Eisenerzen, besonders zwischen Altenkirchen und Siegen und nördlich über die Sieg hinaus bis Olpe. 2) Der Kern des Westerwalds mit dem Mittelpunkt Westerburg besteht aus Tertiärschichten mit reichhaltigen Braunkohlenlagern, in Verbindung mit Trachyt- und Basaltkonglomeraten und zahlreichen Basaltbergen; Erze sind daselbst nur in ganz unbedeutender Menge vorhanden. 3) Das Becken von Limburg, das zu beiden Seiten der Lahn bis zur westlichen Grenze des Kreises Wetzlar hinauf-, auf der nördlichen Seite der Lahn bis Hadamar und beinahe bis Mengerskirchen, auf der südlichen bis Katzenelnbogen, Niederselters und Weilmünster reicht, ist vorzugsweise aus Diluvialschichten, Oberdevon, Kohlenkalk und Diabas zusammengesetzt und enthält auf der nördlichen Seite der Lahn bei Runkel und Hadamar bedeutende Braunstein-, auf der südlichen ansehnliche Eisensteinlager. Der W. trägt in fast allen seinen Teilen ansehnliche Waldungen, ist aber in seinen höhern Teilen sehr rauh. Über 480 m gedeihen nur noch Gerste, Hafer und Kartoffeln; die Kirsche reift daselbst nicht mehr. Dagegen blüht der Obstbau in den Landschaften an der Lahn, wo in geschützten Lagen auch schon die Rebe gepflegt wird. Im ganzen Bereich des Westerwalds gibt es große Wiesenflächen und Weiden, welche die Grundlage zu einer ausgedehnten Rindviehzucht abgeben. Die Bewohner sind ein kräftiger, urwüchsiger Menschenschlag. Die Industrie ist im nördlichen Teil bedeutender als im südlichen und umfaßt neben Bergbau vorzüglich Hüttenindustrie und Verfertigung von Thonwaren. Eisenbahnen umziehen den W. an allen Seiten, durch denselben führen die Linien: Deutz-Gießen, Altenkirchen-Limburg, Au-Limburg u. Siershahn-Engers. Vgl. Kneebusch, Führer durch den W. etc. (Dortm. 1886).

Westfalen, der westliche Teil des alten Sachsenlandes um die Sieg, Ruhr, Lippe bis zur Ems, im Gegensatz zu Engern und Ostfalen, die an der Weser und östlich bis zur Elbe sich erstreckten, grenzte an das Land der rheinischen Franken, Friesen, Engern und Hessen. Bei der Auflösung des Herzogtums Sachsen, nach der Achtserklärung Heinrichs des Löwen 1180, verloren sich die Namen Engern und Ostfalen; der Name W. erhielt sich für das Gebiet der Ruhr und Lippe bis zur Berkel im N. und umfaßte auch den Gau Engern, das spätere Sauerland. Erzbischof Philipp von Köln erhielt 1180 die herzogliche Gewalt in W., das kirchlich zum Teil zu seinem Sprengel gehörte, und zahlreiche Güter Heinrichs des Löwen, wie Rüden, Brilon, Winterberg, Attendorn u. a. Die weltlichen Herrschaften innerhalb des Herzogtums bestanden fort; manche von ihnen waren kölnische Lehen, andre bildeten sich zu selbständigen Terri-^[folgende Seite]