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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Whitby; White; Whiteboys; Whitechapel; Whitefield; Whitehall; Whitehaven

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Whitby - Whitehaven.

lor aber als Gegner der Dreieinigkeitslehre 1710 seine Stelle, trat später zu den Baptisten über und starb 22. Aug. 1752 in London. In seinen sehr zahlreichen Schriften hat er sich als Mathematiker und Physiker, als Philosoph und Theolog gleich ausgezeichnet. Besondere Hervorhebung verdienen: »Primitive christianity revived« (Lond. 1711-12, 5 Bde.) und seine »Memoirs« (das. 1749-50, 3 Bde.).

Whitby (spr. ŭittbĭ), Seestadt in Yorkshire (England), malerisch an der Mündung der Esk in die Nordsee gelegen, ist gleichzeitig beliebtes Seebad und wichtigster Hafen der Heringsflotte an der Nordostküste, mit (1881) 14,081 Einw. Neben den üblichen Bauten eines modernen Badeorts besitzt W. die Ruinen einer 657 gegründeten Abtei, deren erster Propst, Kädmon (s. d.), eine Paraphrase der Bibel in angelsächsischer Sprache verfaßte (Manuskript jetzt in Oxford). Seit undenklichen Zeiten ist W. berühmt wegen seiner Schmucksachen aus Gagat (Jett), der in dem benachbarten Schieferthon vorkommt, und hat außerdem Schiffswerfte und Alaunwerke. Zum Hafen gehören (1888) 140 Schiffe von 85,792 Ton. Gehalt und 232 Fischerboote. Der Handel mit dem Ausland ist ganz unbedeutend.

White (spr. ŭeit), 1) Henry Kirke, engl. Dichter, geb. 21. März 1785 zu Nottingham, Sohn eines Fleischers, stand erst bei seinem Vater, dann bei einem Weber in der Lehre, kam hier auf zu einem Advokaten und machte nun so glänzende Fortschritte im Studium, daß er bereits im 16. Jahr eine Preismedaille für eine Übersetzung aus Horaz erhielt. Er erwarb sich durch die erste Sammlung seiner Gedichte (1803) hohe Gönner und die Mittel, in Cambridge zu studieren, starb aber schon 19. Okt. 1806. Seinen dichterischen Nachlaß nebst seiner Biographie (Lond. 1807, 2 Bde., u. öfter; neue Ausg. 1871 u. 1878) gab Southey heraus. Sein größtes Werk ist »Clifton Grove« (1803); am bekanntesten aber wurden sein »Song to an early primrose«, »Gondoline« und einige Hymnen. Reiche Einbildungskraft und Tiefe der Gedanken zeichnen Whites meist von elegischer Stimmung durchwehte Gedichte aus.

2) Andrew Dickson, amerikan. Geschichtschreiber und Diplomat, geb. 7. Nov. 1832 zu Homer im Staat New York, besuchte das Yale College in Newhaven und begab sich 1853 zur weitern Ausbildung nach Europa. Hier war er anfangs der amerikanischen Gesandtschaft in Petersburg attachiert, studierte 1851 bis 1855 in Berlin und erhielt, in sein Vaterland zurückgekehrt, 1857 die Professur der Geschichte und der englischen Litteratur an der Universität zu Ann Arbor in Michigan. 1863 von dem Wahlbezirk Syracuse in den Senat des Staats New York gewählt, regte er den Senator Ezra Cornell zur Stiftung der Cornell-Universität in Ithaka (New York) an, deren Präsident W. wurde. Er machte sich um das Aufblühen derselben sehr verdient, erweiterte aus eignen Mitteln ihre Baulichkeiten und schenkte ihr wertvolle Sammlungen. Neben der Leitung der Anstalt lehrte er an ihr noch neuere und neueste Geschichte. An dem politischen Leben beteiligte er sich als Mitglied der republikanischen Partei aufs lebhafteste. Nach Europa reiste er mehrmals und war 1878 einer der offiziellen Vertreter der Union bei der Pariser Weltausstellung, 1879-81 Gesandter der Vereinigten Staaten in Berlin. Er schrieb: »Lectures on mediaeval and modern history« (1861); »A syllabus of modern history« (1876); »Warfare of science« (2. Aufl. 1877); »Studies in general history and the history of civilisation« (1885) u. a.

Whiteboys (spr. ŭeitbois, »Weißburschen«), in Irland seit etwa 1760 die Mitglieder der zahlreichen Verbindungen, welche das Racheamt gegen harte Grundherren, Pfarrer, Beamte und deren Helfer übten. Brotlose Tagelöhner, Pachter u. dgl. verbanden sich durch Eide, überfielen des Nachts, durch geschwärzte Gesichter und weiße Kittel unkenntlich gemacht, ihre Opfer, mißhandelten oder ermordeten dieselben und verschwanden ebenso schnell und geheimnisvoll, wie sie gekommen waren. Neben den W. traten etwa zwei Jahre später die Hearts of steel (»Stahlherzen«) oder Hearts of oak (»Eichenherzen«) in ähnlicher Weise auf, richteten ihre Unternehmungen besonders gegen Personen, welche die drückenden Wegebaufronen forderten, und verstümmelten aus Rache den Engländern ihr Vieh. Die Härte, womit viele hochkirchliche Pfarrer den Zehnten eintrieben, bewirkte 1786 den Bund der Rightboys (»echten Burschen«). Bis zur Stiftung der Repealassociation durch O'Connell tauchten dergleichen Verbindungen unter dem Namen der W. immer wieder auf. Man personifizierte diese Volksjustiz unter dem Namen des Captain Rock (wahrscheinlich von dem weißen Kittel). Vgl. Moore, Memoirs of the life of Captain Rock (Lond. 1824), dagegen: »Captain Rock detected« (das. 1824).

Whitechapel (spr. ŭeit-tschäppel), Bezirk im O. Londons, viel von Deutschen bewohnt, die in den dortigen Zuckersiedereien beschäftigt sind, mit (1880) 30,709 Einw.

Whitefield (spr. ŭeitfild oder ŭitt-), Fabrikstadt in Lancashire (England), am Irwell, unterhalb Bury, mit (1880) 9516 Einw.

Whitefield (spr. ŭittfild), George, Mitstifter der Methodisten (s. d.), geb. 27. Dez. 1714 zu Gloucester, Sohn eines Gastwirts, wurde Kellner, erhielt aber, 18 Jahre alt, eine Freistelle auf der Universität zu Oxford, studierte nun Theologie und trat in den religiösen Verein der Gebrüder Wesley (s. d.), aus welchem der Methodismus hervorging, und wurde 1736 ordiniert. Wesley lud ihn 1738 nach Amerika ein; W. kehrte jedoch schon zu Anfang 1739 nach England zurück, um Sammlungen zur Errichtung eines Waisenhauses zu veranstalten, ging dann im August d. J. wieder nach Amerika und gründete 1740 das Waisenhaus Bethesda bei Savannah. Nach seiner Rückkehr nach England 1741 geriet er mit Wesley in dogmatische Differenzen, trennte sich 20. März 1741 von demselben und bildete eine eigne Partei (Whitefieldianer, Partikularisten). Auf seiner siebenten Reise nach Amerika starb er 30. Sept. 1770 in Newbury (Massachusetts). Seine Predigten, Briefe und Kontroversschriften erschienen 1771 in 6 Bänden; eine Auswahl seiner Reden, mit Biographie, gab Drew heraus (neue Ausg., Lond. 1867). Vgl. »Life of W.« (Edinb. 1826; deutsch von Tholuck, Leipz. 1834); Gledstone, Life and travels of G. W. (Lond. 1871); Tyerman, The life of the Rev. G. W. (das. 1877, 2 Bde.).

Whitehall (spr. ŭeit-hahl), 1) Stadt im nordamerikan. Staat New York, am obern Ende des Champlainsees, mit Sägemühlen, lebhaftem Verkehr und (1880) 14,270 Einw. -

2) Name einer breiten Straße in London, zwischen Westminster und Charing Croß, nach einem alten königlichen Palast (»weiße Halle«) benannt, der während der Regierung Wilhelms III. abbrannte. Ein projektierter Neubau durch Inigo Jones (1619-22) ist Bruchstück geblieben.

Whitehaven (spr. ŭeit-haven), Hafenstadt in der engl. Grafschaft Cumberland, mit Kohlengruben, die sich bis unter das Meer erstrecken, Hochöfen, Segeltuch-^[folgende Seite]