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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Whitelocke; White Mountains; White River; White Star-Linie; Whithorn; Whitman; Whitney; Whitstable; Whittier

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Whitelocke - Whittier.

fabrikation, Seilerbahnen und (1831) 19,295 Einw. Zum Hafen gehören (1887) 84 Seeschiffe von 14,160 Ton. und 20 Fischerbote. Wert der Ausfuhr (1887) 33,763 Pfd. Sterl., der Einfuhr 111,015 Pfd. Sterl.

Whitelocke (spr. ŭeitlock), Sir Bulstrode, engl. Staatsmann, geb. 6. Aug. 1605 zu London, betrat daselbst die Advokatenlaufbahn, war 1626-28 und wiederum seit 1640 Mitglied des Parlaments, gehörte der Kommission an, welche den Grafen von Strafford auf das Schafott brachte, bekannte sich aber im übrigen zu gemäßigten Grundsätzen. Nach dem Ausbruch des Kriegs gegen den König nahm er Dienste in den Parlamentstruppen und wurde Gouverneur von Schloß Windsor. 1644 und 1645 gehörte er zu den Kommissaren, die mit dem König über den Frieden verhandelten; später wählte ihn das Parlament zu einem der vier Kommissare, die das Amt des Lord-Kanzlers verwalteten. Den Eintritt in den Gerichtshof, welcher den König verurteilen sollte, lehnte W. ab, schloß sich aber nach Karls I. Hinrichtung ganz an Cromwell an, der ihn zum Bewahrer des großen Siegels ernannte, 1653 als Gesandten nach Schweden schickte und 1657 in das Oberhaus berief. Er gehörte auch zu den Politikern, welche sich 1657 für die Annahme der Königswürde durch den Protektor erklärten, trat aber nach dessen Tod und dem Sturz seines Sohns 1659 in den republikanischen Staatsrat ein. Nach der Restauration wurde er 1660 von Karl II. gegen bedeutende Geldzahlungen begnadigt, zog sich auf seine Güter zurück und starb hier 18. Jan. 1676. Sein Hauptwerk sind die freilich nicht immer zuverlässigen »Memorials of the English affairs from the reign of Charles I. to the restoration« (Lond. 1682; neue Aug. 1853, 4 Bde.). Vgl. R. H. Whitelocke, Memoirs of B. W. (Lond. 1860).

White Mountains (spr. ŭeit mauntĭns, »weiße Berge«), Gebirgszug im nordamerikan. Staat New Hampshire, ist reich an malerischen Naturschönheiten (Switzerland of America). Seine höchste Spitze ist Mount Washington (1900 m), auf dessen Gipfel eine Eisenbahn führt.

White River (spr. ŭeit riwwer, »weißer Fluß«), westlicher Nebenfluß des Mississippi, in den er nach einem Laufe von 800 km im Staat Arkansas einmündet. Er ist bis Jacksonport (560 km) schiffbar. Denselben Namen haben noch zahlreiche andre Flüsse.

White Star-Linie (engl., spr. ŭeit), Dampferlinie Liverpool-New York; s. Dampfschiffahrt, S. 489.

Whithorn (spr. ŭitt-horn), Dorf im S. von Wigtownshire, mit Abteiruine und (1881) 1643 Einw. Hier baute St. Winian die erste christliche Kirche in Schottland.

Whitman (spr. ŭittmän), Walt, origineller nordamerikan. Dichter, geb. 31. Mai 1819 zu West Hills auf Long Island im Staat New York, Sohn eines Zimmermanns englischer Abkunft, während seine Mutter holländischen Ursprungs war, war schon mit 13 Jahren auf sich selbst angewiesen, arbeitete bald als Farmer und Zimmermann, bald als Buchdrucker und ward endlich Lehrer und Mitarbeiter an verschiedenen New Yorker Blättern. Nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs unterzog er sich aufs eifrigste der Pflege der Verwundeten im Feld wie in Hospitälern, lag dann selbst sechs Monate am Hospitalfieber danieder und erhielt nach dem Krieg eine kleine Anstellung im Ministerium des Innern zu Washington, die ihm jedoch Minister Harlan wegen der angeblichen Immoralität seiner Dichtungen bald wieder entzog. Er war darauf (bis 1870) als Schreiber im Büreau des Attorney general thätig. Seine erste Publikation waren die bereits vor dem Krieg erschienenen »Leaves of grass« (1855), eine Reihe mystisch-demokratischer Gedichte in kunstlosen Streckversen, denen er später »Drum taps« (»Trommelschläge«, 1865), poetische Monologe über den Krieg, u. a. folgen ließ. W. huldigt in seinen Dichtungen einem Realismus der Schilderung, der oft roh und geschmacklos erscheint, sich aber auch nicht selten zu einer großartigen Kraft der Bilder erhebt und durch den enthusiastischen Zug des Dichters vor allzu bedenklichen Ausschreitungen der naturalistischen Detailmalerei bewahrt bleibt. Berühmt wurde seine Monode auf den Tod Lincolns. Eine Gesamtausgabe seiner Gedichte, unter dem frühern Titel: »Leaves of grass«, erschien zuletzt Philadelphia 1886. Unmittelbar darauf erfolgte die Herausgabe seiner gesammelten Prosaschriften: »Specimen days and collect«, die meist biographisch-kritischen und naturschildernden Inhalts sind. Sie besitzen dieselben Vorzüge wie seine Gedichte, übertreffen diese aber an Verständlichkeit. Sie bilden den notwendigen Kommentar zu den Dichtungen, besonders der Aufsatz »Democratic vistas«, worin W. das demokratische Zukunftsideal der Vereinigten Staaten entwirft. Vgl. Bucke, Walt W. (Philad. 1883); Knortz, Walt W. (New York 1886).

Whitney (spr. ŭittnĭ), Berg in der Sierra Nevada, Kalifornien, 4404 m, nach dem amerikanischen Geologen W. genannt, mit physikalischem Observatorium und Sternwarte (seit 1886).

Whitney (spr. ŭittnĭ), William Dwight, amerikan. Sprachforscher und Sanskritist, geb. 9. Febr. 1827 zu Northampton (Massachusetts), studierte seit 1849 im Yale College zu Newhaven und 1850-53 in Berlin unter Albrecht Weber und in Tübingen unter R. Roth orientalische Sprachen, besonders Sanskrit, erhielt 1854 die Professur des Sanskrit und der vergleichenden Philologie am Yale College zu Newhaven und wurde 1856 zugleich zum Bibliothekar der American Oriental Society in Boston sowie 1857 zum korrespondierenden Sekretär derselben ernannt. Er schrieb: »Language and its study« (New York 1867; deutsch von Jolly, Münch. 1874; in abgekürzter Form hrsg. von Morris, Lond. 1876; 4. Aufl. 1884); »German grammar« (New York 1869); »German reader« mit Anmerkungen und Vokabular (das. 1870); »Oriental and linguistic studies« (das. 1872, zweite Serie 1874); »The life and growth of language« (Lond. 1875; deutsch von Leskien, Leipz. 1876); »Sanskrit grammar« (2. Aufl., Lond. 1889; deutsch von Zimmer, Leipz. 1879; nebst einem Anhang: »Die Wurzeln, Verbalformen und primären Stämme der Sanskritsprache«, deutsch von Zimmer, das. 1885); »Brief german grammar« (1885). Er gab ferner den »Atharva Veda« (mit Roth, Berl. 1856) heraus, übersetzte und erläuterte die »Sûrya Siddhânra« und »Atharva Veda Prâtiçâkhya« (im Journal der American Oriental Society, Bd. 6 u. 8) und lieferte wichtige Beiträge zu dem Petersburger Sanskritwörterbuch sowie einen »Index verborum to the published text of the Atharva Veda« (Newhaven 1881).

Whitstable (spr. ŭíttstäbl), Hafenort an der Nordküste der engl. Grafschaft Kent, unweit des Einflusses des Swale in den Themsebusen, hat starke Austernzucht (die berühmten W.-Natives), Bierbrauerei, Vitriolwerke, Bootbau und (1881) 4882 Einw.

Whittier (spr. ŭíttĭer), John Greenleaf, namhafter nordamerikan. Dichter, wegen seiner religiösen Gesinnung gewöhnlich der »Quäkerpoet« genannt, geb. 17. Dez. 1807 zu Haverhill in Massachusetts aus einer Quäkerfamilie, widmete sich der Landwirtschaft,