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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Wicke - Wickler.

Wicke, s. Vicia. - Afrikanische, spanische W., s. Lathyrus.

Wickede, Julius von, Militärschriftsteller und Belletrist, geb. 11. Juli 1819 zu Schwerin in Mecklenburg, stand in österreichischen und mecklenburgischen Diensten, nahm später Dienste in Schleswig-Holstein und bei der französischen Fremdenlegion in Algerien. Von 1853 an, wo er als Berichterstatter einer englischen Zeitung in das Lager Omer Paschas ging, nahm er an fast allen in Europa stattfindenden Feldzügen als Korrespondent Anteil; 1864, 1866 und 1870/71 war er auf dem dänischen, böhmischen und französischen Kriegsschauplatz als Korrespondent der »Kölnischen Zeitung« thätig. Dazwischen wohnte er meist in Gotha. 1875 ließ er sich wieder in seiner Vaterstadt Schwerin nieder. Außer seinen militärwissenschaftlichen Arbeiten: »Vergleichende Charakteristik der österreichischen, preußischen, englischen und französischen Landarmee« (Stuttg. 1856), »Die Heeresorganisation nach den Berechtigungen der Gegenwart« (Jena 1867), »Geschichte des Kriegs von Deutschland gegen Frankreich 1870/71« (2. Aufl., Hannov. 1872), »Geschichte der Kriege Frankreichs gegen Deutschland in den letzten zwei Jahrhunderten« (das. 1874, 3 Bde.) schrieb er eine Reihe memoirenähnlicher Bücher, wie die »Erzählungen eines österreichischen Veteranen« (2. Aufl., Stuttg. 1855, 3 Bde.); »Ein deutsches Reiterleben« (Berl. 1861, 3 Bde.); »Ein Husarenoffizier Friedrichs d. Gr.« (Jena 1866); »Ein vielbewegtes Leben«, nach den Aufzeichnungen des russischen Obersten Reinhardt (Hannov. 1873, 3 Bde.); »Leben, Thaten und Abenteuer des Freih. Gustav v. d. Ostau« (Berl. 1875, 3 Bde.). Eigentliche Romane hingegen sind: »Herzog Wallenstein in Mecklenburg« (Jena 1865, 4 Bde.), »Was alles aus einem deutschen Leutnant werden kann« (Leipz. 1878, 3 Bde.), »Die Streber« (Bresl. 1884, 3 Bde.) u. a.

Wickel (Cincinnus), Form des Blütenstandes.

Wickelmaschine, s. v. w. Knäuelwickelmaschine.

Wickelschwanz, ein langer, einrollbarer (Rollschwanz), auch wohl zum Greifen geschickter (Greifschwanz) Schwanz bei manchen Affen (s. d., S. 140).

Wickelzähner, s. Labyrinthodonten.

Wickenburg-Almásy, Wilhelmine, Gräfin, Dichterin, geb. 8. April 1845 zu Ofen in Ungarn als Tochter des nachherigen Gouverneurs der Allgemeinen Österreichischen Bodenkreditanstalt, Grafen Almásy, wurde in Wien, wo unter andern. Der Dichter Fr. Halm und die Hofschauspielerin Julie Rettich ihre Entwickelung beeinflußten, deutsch erzogen und verheiratete sich 1868 daselbst mit dem k. k. Kämmerer Gras Wickenburg (s. unten). Sie hat sich namentlich durch lyrische und epische Dichtungen vorteilhaft bekannt gemacht. Von ihr erschienen außer zahlreichen kleineren Arbeiten: »Gedichte« (Wien 1867, 3. Aufl. 1882); »Neue Gedichte« (das. 1869); »Emanuel d'Astorga« (Heidelb. 1872, 2. Aufl. 1876); »Nymphidia. Nach dem Englischen des Drayton« (das. 1873); »Erlebtes und Erdachtes. Gedichte« (das. 1873); »Der Graf von Remplin« (Wien 1874); »Marina« (Heidelb. 1876), bisher ihr Hauptwerk; »Radegundis, dramatisches Gedicht« (Wien 1879); »Ein Abenteuer des Dauphin«, Lustspiel (das. 1881). Auch ihr Gatte, Graf Albrecht W., geb. 4. Dez. 1838 zu Graz, hat sich als formvollendeter Dichter und gewandter Übersetzer hervorgethan. Von ihm erschienen: »Gedichte« (2. Aufl., Wien 1887); »Ollanta; peruanisches Originaldrama« (nach Tschudis wörtlicher Übersetzung metrisch bearbeitet, das. 1876); die sehr gelungenen Übertragungen von Shelleys »Entfesseltem Prometheus« (das. 1876) und Swinburnes »Atalanta in Kalydon« (das. 1878), eine Bühnenbearbeitung des altfranzösischen Schwanks »Meister Pathelin« (das. 1883) u. a.

Wickersheimersche Flüssigkeit, Lösung von 100 g Alaun, 25 g Kochsalz, 12 g Salpeter, 60 g Pottasche und 20 g arseniger Säure in 3 Lit. Wasser, welcher auf 10 Volumen 4 Vol. Glycerin und 1 Vol. Methylalkohol zugesetzt werden. Man benutzt diese Flüssigkeit zur Konservierung anatomischer Präparate und zum Einbalsamieren, indem man sie unter einem Druck von 2 m Wassersäule in die große Halsschlagader injiziert.

Wickler (Tortricina), Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge, kleine, zarte nächtliche Falter von eulenartiger Färbung mit einfachen, borstenförmigen Fühlern, wenig hervortretenden Tastern, deutlichen Nebenaugen, ziemlich kurzer, spiraliger Rollzunge und in der Ruhe dachziegelförmig aufeinander liegenden Flügeln, von denen die gestreckten vordern einen kurzen Hinterrand und einen an der Wurzel bauchigen Vorderrand besitzen, die hintern aber mehr gerundet sind und durch eine Haftborste im Flug mit den vordern verbunden bleiben. Die 16 beinigen Raupen leben in von ihnen selbst zusammengerollten Blättern oder im Innern von Knospen und Früchten, verpuppen sich auch an den gleichen Orten innerhalb eines Kokons. Sie werden namentlich Obstbäumen und Rosenstöcken verderblich. Der Apfelwickler (Obstmade, Obstwickler, Tortrix pomonana L.), 21 mm breit, auf den Vorderflügeln bläulichgrau, dunkelbraun quergestreift, an der Spitze des Vorderrandes mit großem, schwarzem, rotgoldig schimmerndem Fleck, auf den Hinterflügeln glänzend braungrau, legt im Juni und Juli seine Eier einzeln an Birnen und Äpfel; die weißen Räupchen bohren sich ein, fressen das Kerngehäuse aus und veranlassen, daß die Frucht abfällt. Ausgewachsen sind sie gelbrötlich, aus grauen Wärzchen ziemlich lang behaart, mit rotbraunem Kopf und Halsschild, lassen sich vom August bis September aus dem Obst herab, kriechen am Baum hinauf, spinnen sich hinter Rindenschuppen oder in Rissen ein und verpuppen sich im nächsten April. Als Gegenmittel empfiehlt sich Beseitigung des Fallobstes, Glätten der Stämme, Bestreichen derselben mit einem Gemisch aus Lehm und Kalk, um die Puppen zu töten, und ein etwa 10 cm breiter Papierring, welcher im Juli etwa 1 m über dem Boden an seinem obern Rand mit Bindfaden befestigt und mit Brumataleim bestrichen wird. Die Raupen sammeln sich unter dem Papier oder bleiben auf dem Leim kleben. Der Pflaumenwickler (T. funebrana Tr.), 14 mm breit, auf den Vorderflügeln aschgrau, graubraun gewellt, mit großem, ovalem, aschgrauem, matt bleischimmerndem Fleck, mit einer dem Saum parallelen, schwarzen Punktreihe und licht braungrauen Hinterflügeln, lebt sehr verborgen und nur kurze Zeit, legt seine Eier im Juli einzeln an unreife Pflaumen, auch an Aprikosen; die rötliche, am Kopf schwarzbraune Raupe lebt vom Juli bis September vom Fruchtfleisch, bohrt sich dann heraus, überwintert in einem Gespinst in der Erde oder hinter der Rinde und verpuppt sich im Frühjahr. Als Gegenmittel benutzt man den etwa 0,6 m hoch im August anzulegenden und mit Brumataleim bestrichenen Papierring. Der Kirschwickler (T. cerasana H.), mit ledergelben, braun gegitterten, am Innenrand schwärzlich angeflogenen Vorder- und braungrauen Hinterflügeln, fliegt im Juni; die hellgrüne, borstenhaarige, am Kopf, Nackenschild und an den Brust-^[folgende Seite]