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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wilkinasaga; Wilkinson; Wilkomir; Wilkowyschki; Willaert; Willamette; Willamov; Willatzen; Willd.; Willdenow; Wille

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Wilkinasaga - Wille.

erinnern. Die meisten seiner Werke sind in königl. Privatbesitz. 1840 begab sich W. nach dem Orient und starb auf der Rückkehr 1. Juni 1841 bei Malta auf einem Schiff. W. hat auch radiert. Seine Statue ward in der Nationalgalerie zu London aufgestellt. Sein Leben beschrieb A. Cunningham (Lond. 1843, 3 Bde.).

Wilkinasaga, s. v. w. Thidhrekssaga, s. Saga, S. 169.

Wilkinson, Sir John Gardner, berühmter Ägyptolog, geb. 5. Okt. 1797 zu Hardendale in Westmoreland, erhielt seine Bildung zu Harrow und Oxford am Exeter College und verweilte dann längere Zeit in Ägypten, wo er sich dem eingehendsten Studium der Altertümer des Landes widmete. Seine erste und bedeutendste Veröffentlichung war das reich illustrierte Werk über ägyptische Kunst: »Manners and customs of the ancient Egyptians etc.« (Lond. 1837-41, 5 Bde.; neue Ausg. von S. Birch, 1878, 3 Bde.); ihm folgten: »Modern Egypt and Thebes« (das. 1844, 2 Bde.); »Architecture of ancient Egypt« (das. 1850, mit Atlas); »Popular account of the ancient Egyptians« (das. 1854, neue Ausg. 1871); »Egypt in the times of the Pharaohs« (das. 1857) und viele Aufsätze in dem Journal der Londoner Geographical Society. Seine Reise nach den slawischen Provinzen der Türkei beschrieb er in »On Dalmatia and Montenegro« (Lond. 1848, 2 Bde.). Noch ist die Abhandlung »On colour and diffusion of taste« (1858) zu erwähnen; auch der ägyptologische Teil der großen englischen Herodot-Übersetzung rührt von W. her. Er starb 29. Okt. 1875.

Wilkomir, Kreisstadt im russ. Gouvernement Kowno, an der Swiäta, hat eine sehr alte kath. Kirche, eine griechisch-russ. Kirche, eine Synagoge, Handel mit Leinsaat und (1886) 16,244 Einw. (meist Katholiken). W. besteht seit 1025 und war im 16. Jahrh. eine blühende Stadt, wurde 1711 von den Schweden zerstört und kam 1796 an Rußland.

Wilkowyschki, s. Wolkowyschkij.

Willaert (spr. -ārt), Adrian, niederländ. Tonsetzer und Begründer der venezianischen Tonschule, geboren um 1480 zu Brügge (nach andern zu Roulers), Schüler von J. ^[Jean] Mouton und Josquin Deprès, kam 1516 nach Rom, lebte dann einige Zeit in Ferrara und wurde 1527 zum Kapellmeister von San Marco in Venedig ernannt, wo er 7. Dez. 1562 starb. Die bedeutendsten seiner zahlreichen Schüler waren: Andr. Gabrieli, Zarlino, Cipriano de Rore u. a. Die geniale Erfindung Willaerts, welche seiner Schule den Stempel der Eigenart aufdrückte, ist die kunstvolle Komposition für Doppelchöre, angeregt durch die Einrichtung der Markuskirche mit ihren zwei gegenüberliegenden Orgelchören, die ein Jahrhundert lang der venezianischen Kirchenmusik eigentümlich blieb und dann allgemeine Verbreitung fand. Seine Kompositionen bestehen in vier- bis siebenstimmigen Messen, Motetten, Kanzonen, Madrigalen etc.

Willamette, Fluß und Stadt, s. Williamette.

Willamov, Johann Gottlieb, Dichter, geb. 15. Jan. 1736 zu Morungen in Preußen, studierte zu Königsberg und wurde 1758 Professor in Thorn. Seine »Dithyramben« (1763) bekundeten ein eifriges Studium des Pindar, seine »Dialogischen Fabeln« (1765) zeichneten sich durch Natürlichkeit und eine gewisse Belebung der Form aus. Von 1767 bis 1776 wirkte er als Direktor der deutschen Schule zu Petersburg, wo er 21. Mai 1777 starb. Seine »Poetischen Schriften« erschienen zu Leipzig 1779, vollständiger zu Wien 1793, 2 Bde.

Willatzen, Peter Johann, Dichter, geb. 12. Sept. 1824 zu Silberstedt bei Schleswig, widmete sich auf dem Seminar zu Tondern dem Lehrerstand, ward 1849 Substitut seines Vaters zu Hadersleben, im folgenden Jahr aber von den Dänen seines Amtes entsetzt. Er trat in die schleswig-holsteinische Armee, in der er bis zu ihrer Auflösung verblieb, und siedelte im April 1851 nach Bremen über, wo er erst als Lehrer an einer Privatlehranstalt wirkte und 1865 zum Lehrer an der Hauptschule ernannt wurde. Litterarisch trat er als lebendig-volkstümlicher, gemütsinniger Lyriker mit seinen »Gedichten« (Hadersl. 1860; 3. Aufl., Halle 1877) und einem epischen Gedicht: »Hannibals Tod« (Brem. 1870), hervor. Von Bedeutung ist seine Thätigkeit als Übersetzer. Als genauer und poetisch befähigter Kenner der skandinavischen Litteraturen gab er neben den Übertragungen älterer Meisterwerke (Holbergs »Politischer Kannegießer«, Hertz' »König Renés Tochter«, Andersens »Bilderbuch ohne Bilder«) und der »Poetischen Werke« von Tegnér (Halle 1885, 2 Bde.), von neuern Schriftstellern einige Erzählungen des Dänen Scharling, des Norwegers K. Janson etc., die interessante Sammlung »Ausländische Volksballaden und Heldenlieder der Färinger« (Brem. 1865) heraus, welcher in neuester Zeit sein lange vorbereitetes Hauptwerk: »Nordlandsharfe« (das. 1889), eine reiche Sammlung lyrischer Gedichte der Litteraturen Schwedens, Finnlands, Norwegens, Islands und Dänemarks, folgte. Auch veröffentlichte er eine geschmackvoll ausgewählte Anthologie: »Blütenzweige deutscher Lyrik nach Goethe« (Brem. 1875).

Willd., bei botan. Namen Abkürzung für K. L. Willdenow (s. d.).

Willdenow, Karl Ludwig, Botaniker, geb. 22. Aug. 1765 zu Berlin, widmete sich anfangs der Pharmazie, studierte später in Halle Medizin und Botanik, ward 1798 Professor der Naturgeschichte an dem medizinisch-chirurgischen Kollegium in Berlin und 1806 Professor der Medizin und Direktor des botanischen Gartens. 1811 ging er auf Veranlassung Humboldts nach Paris, um dort dessen Pflanzenschätze zu bearbeiten, kehrte aber erkrankt wieder zurück und starb 10. Juli 1812. W. war unbedingt der bedeutendste Systematiker seiner Zeit und zählt zu den Begründern der deutschen Dendrologie. Er schrieb: »Florae Berolinensis prodromus« (Berl. 1787); »Grundriß der Kräuterkunde« (das. 1792; 7. Aufl. von Link, das. 1831); »Caricologia« (das. 1805,; »Geraniologia« (das. 1800); »Berlinische Baumzucht« (2. Aufl., das. 1811); »Linnaei species plantarum« (das. 1798-1826, 6 Bde.; der 6. Band von Link); »Anleitung zum Selbststudium der Botanik« (das. 1804; 4. Aufl., das. 1832); »Enumeratio plantarum horti regii botanici Berolinensis« (das. 1809); »Hortus Berolinensis« (das. 1816).

Wille (Voluntas), dasjenige Begehrungsvermögen, dessen Begehren (das Wollen) mit der Vorstellung der Erreichbarkeit des Begehrten verbunden ist. Dasselbe unterscheidet sich vom Begehrungsvermögen (s. d.) überhaupt dadurch, daß das letztere über Erreichbarkeit oder Nichterreichbarkeit des Begehrten nicht weiter reflektiert, vom Wunsch (s. d.) aber dadurch, daß der letztere der Überzeugung von der Unerreichbarkeit des Gewünschten zum Trotz am Begehrten festhält, während der W. erlischt, wenn jene eingetreten ist. Der als erreichbar gedachte Gegenstand des Willens heißt Zweck, das um der Erreichung desselben willen Gewollte heißt Mittel; daher versteht es sich von selbst, daß, wer den Zweck will, auch die Mittel wollen muß, wenn aber diese (physisch oder moralisch) unmöglich sind, auch die Er-^[folgende Seite]