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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wimille; Wimm.; Wimmeriger Wuchs; Wimmermöwe; Wimpel; Wimpelschlagen; Wimperge; Wimpern; Wimpfen; Wimpffen

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Wimille - Wimpffen.

Wimille (spr. -mill), Ortschaft im franz. Departement Pas de Calais, Arrondissement Boulogne, an der Nordbahn, mit Fabrikation von Drainageröhren, Kalk etc. und (1881) 2019 Einw. Hier 881 Sieg der Normannen über die Westfranken. Bei W. verunglückten 15. Juni 1785 die beiden Luftschiffer Pilâtre de Rozier und Romain.

Wimm., bei botan. Namen Abkürzung für Fr. Wimmer, geb. 1803 zu Breslau, gest. 1868 als Schulrat daselbst (Weiden).

Wimmeriger Wuchs, bei Holz das eigentümliche wellenförmige, verworrene Gefüge, findet sich an Buchen, Birken etc.

Wimmermöwe, s. Seeschwalbe.

Wimpel, lange, schmale Streifen aus Flaggentuch, dienen auf Handelsschiffen als Zierat der Mastspitzen, auf Kriegsschiffen als Kommandoabzeichen, außerdem zum Signalisieren. Der Signalwimpel ist nicht rechteckig, sondern spitz zulaufend, an Größe die gewöhnlichen Signalflaggen nicht wesentlich übertreffend. Der eigentliche W. führt an dem dem Flaggenknopf zugekehrten Ende die Nationalfarben. Auf der Heimreise pflegt der W. im Verhältnis zum zurückgelegten Weg verlängert zu werden, so daß bei der Ankunft im Heimatshafen von der Länge desselben auf die Länge der zurückgelegten Reise geschlossen werden kann. - W. heißt auch der aus dem Skapulier entstandene Schulterkragen, der Brust und Hals der Nonnen bedeckt.

Wimpelschlagen, das Auseinanderwerfen von Ameisenhaufen, welches die Hirsche aus Übermut mit dem Geweih bewirken.

Wimperge (Wimberge), diejenigen Giebel gotischer Bauwerke, welche über Thür- oder Fensteröffnungen angebracht, von zwei Fialen (Spitztürmchen) flankiert, an den Giebelseiten mit Krabben (Kriechblättern) besetzt, in den Giebelfeldern glatt oder mit Maßwerk versehen und an der Spitze mit einer Kreuzblume oder Statue geschmückt sind (s. Abbildung).

^[Abb.: Wimperge (Dom zu Köln).]

Wimpern, s. v. w. Flimmer (s. d.); in der Botanik haarähnlich feine Teile, in welche der Rand mancher Blätter geteilt ist, die dann gewimpert (ciliatus) heißen. Augenwimpern, s. Auge, S. 75.

Wimpfen (W. am Berg), Stadt in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Heppenheim, liegt vom Hauptteil des Landes getrennt zwischen württembergischem und badischem Gebiet, auf einer Anhöhe am Neckar, schräg der Einmündung der Jagst gegenüber, und an der Linie Neckargemünd-Jagstfeld der Württembergischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Realschule, römische Altertümer, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, eine Saline (Ludwigshall) mit Solbad (Mathildenbad) und Steinsalzlager, Papier- und Zigarrenfabrikation, Wein- und Tabaksbau, Schiffahrt und (1885) 2373 Einw. Östlich dabei der Flecken W. im Thal, mit schöner byzantinischer Stiftskirche aus dem 13. Jahrh., Tuchmarkt, Weinbau und (1885) 517 Einw. - W., das an der Stelle eines römischen Ortes, Cornelia, stehen soll, gehörte ursprünglich dem Bischof von Worms, erwarb im 13. Jahrh. die Vogtei als Reichslehen und wurde im 14. Jahrh. Reichsstadt. 1331 trat es dem Schwäbischen Städtebund bei. Sein Gebiet beschränkte sich nur auf drei benachbarte Orte; doch behielt es seine Reichsfreiheit bis 1802, wo es an Baden fiel, welches es 1803 an Hessen vertauschte. Am 6. Mai 1622 wurde hier Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach von Tilly besiegt; die Erzählung von den 400 Pforzheimern, welche, um den Markgrafen zu retten, den Heldentod starben, ist sagenhaften Ursprungs. Vgl. Heid, Geschichte der Stadt W. (Heilbr. 1846); Frohnhäuser, Geschichte der Reichsstadt W. (Darmstadt 1870); Lorent, W. am Neckar (Stuttg. 1870); Gmelin, Beiträge zur Geschichte der Schlacht bei W. (Karlsr. 1880); Leubert, Die Schlacht bei W. und die 400 Pforzheimer (Mannh. 1885).

Wimpffen (Wimpfen), reichsunmittelbares Geschlecht, hieß eigentlich Hermann, war in Nürnberg ansässig und nannte sich vielleicht nach seiner Heimat von Wimpffen. Dominik Hermann, Bürger zu Nürnberg, erlangte 1555 einen kaiserlichen Wappenbrief, seine Enkel Johann Friedrich (geb. 1581) und Johann Dietrich (geb. 1583) 1658 den Reichsadelstand; sie wurden die Stifter der noch jetzt blühenden Hauptlinien. Haupt der ersten Linie, des Johann Friedrich-Stammes, ist der Freiherr Friedrich Ferdinand Franz von W., geb. 31. März 1805, der jetzt in königlich dänischen Forstdiensten steht. Die zweite (auch elsässische) Linie, der Johann Dietrich-Stamm, zerfiel später durch vier Söhne Johann Georgs von W. (geb. 1689, gest. 1767): Stanislaus, Franz Ludwig, Georg und Felix, in vier Äste, welche, jetzt in Österreich, Preußen, Württemberg, Frankreich und Dänemark verbreitet, die Namen der Stifter tragen, u. denen der Freiherrenstand, zuerst 1658 verliehen, durch Kaiser Joseph II. 1781 bestätigt wurde. Bemerkenswert sind:

1) Franz Ludwig Herold, Freiherr von W.-Berneburg, geb. 1732 zu Zweibrücken, trat in französische Dienste, machte den österreichischen Erbfolgekrieg und den Siebenjährigen Krieg mit und spielte 1760 als General am Hof des Herzogs Karl von Württemberg eine bedeutende Rolle. 1770 trat er als Oberst und Kommandeur eines deutschen Regiments wieder in französischen Sold, ward 1789 Generalleutnant und Kommandant von Neubreisach, wurde während der Revolution als Aristokrat eingekerkert und starb in Nancy 24. Dez. 1800. Er hinterließ »Mémoires« (Par. 1788).

2) Felix, Freiherr von W.-Berneburg, geb. 5. Nov. 1744 zu Zweibrücken, Bruder des vorigen, wurde frühzeitig Fähnrich beim Regiment Zweibrücken in französischen Diensten, befehligte später ein Freikorps in Corsica, dann das Regiment Bouillon, mit dem er sich bei der Belagerung von Gibraltar auszeichnete, wurde 1789 in der Normandie zum Deputierten des Adels gewählt und schloß sich mit zuerst dem dritten Stand an. 1792 trat er als General wieder in die Armee ein und verteidigte im September Diedenhofen. Darauf übernahm er das