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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Windregulator; Windrhehe; Wind River Range; Windröschen; Windrose

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Windregulator - Windrose.

zeigt die prinzipielle Anordnung dieses Windrades. Dasselbe besteht aus einer kreisrunden Scheibenfläche, die aus dicht nebeneinander in schräger Richtung gestellten hölzernen Brettchen gebildet wird. In der Mitte ist ein freier Raum von etwa einem Drittel des Raddurchmessers, welcher dem Winde den freien Abzug gestattet. Durch eine in sehr großen Abmessungen ausgeführte Windfahne, deren Ebene rechtwinkelig gegen die Fläche der Scheibe steht, stellt sich letztere mit ihrer Fläche stets derartig, daß der Wind direkt auf die Scheibe trifft. Die Druckkraft desselben zerlegt sich hier in der Weise, daß ein Teil derselben, dessen Größe von dem Winkel der einzelnen die Fläche bildenden Bretter abhängt, die Drehung des Rades bewirkt. Man unterscheidet Windräder mit festen Flächen, wie Fig. 1, bei welchen die Regulierung zumeist durch eine zweite kleine, dem Rad parallele und auf einer Seite über dasselbe hervorragende Windfahne erfolgt, die bei zu starkem Druck das Rad von der für den Normaldruck vorteilhaftesten Stellung ablenkt, und Windräder mit beweglichen Sektoren (Fig. 2 u. 3, System Halladay). Die Scheibe besteht aus 6, zuweilen auch aus 8 Sektoren, welche um je eine in der Ebene des Rades liegende und in dem Gerippe desselben gelagerte Achse drehbar sind. Die Drehung der Sektoren hat zur Folge, daß das Rad die Stellung in Fig. 3 annimmt, wodurch dem Winde die Arbeitsfläche genommen wird. Die Brettchen, welche in ihrer ursprünglichen Stellung den Wind auffangen, stehen jetzt in der Richtung des Windes, so daß keine Drehung des Rades erfolgen kann. In Fig. 2 ist in der Mitte eines jeden Sektors eine kleine eiserne, radial zum Rad angeordnete Stange ersichtlich, auf welcher sich je ein kleines, also in radialer Richtung verstellbares Gewicht befindet. Bei der Umdrehung des Rades üben diese Gewichte infolge der Zentrifugalkraft eine derartige Pressung aus, daß die Sektoren die Tendenz erhalten, in die Stellung Fig. 3 überzugehen. Zunächst werden sie, sobald die Geschwindigkeit eine gewisse Grenze überschreitet, eine geneigte Lage annehmen und somit dem Wind eine geringere Druckfläche darbieten. Verringert sich die Geschwindigkeit, so stellen sich die Sektoren mit Hilfe des in Fig. 3 sichtbaren Hebelmechanismus wieder in die ursprüngliche Ebene. Soll der Betrieb gänzlich sistiert werden, so wird das Rad mittels der in den Zeichnungen angedeuteten Zugvorrichtung in die Lage der Fig. 3 gebracht. Bei der Aufstellung und Wahl der Dimensionen des Windrades für irgend einen Zweck ist erforderlich, die Leistungsfähigkeit desselben und die Anzahl der Tage im Jahr zu ermitteln, an welchen man eine vorteilhafte Windgeschwindigkeit (4-9 m pro Sekunde) unter der Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse (naheliegende Wälder, Seen, Gebirge oder Häuser) erwarten darf. Die Leistung des Windrades ist von dem Druck abhängig, welcher durch den Wind auf die Flügelfläche ausgeübt wird; um sie zu ermitteln, ist es mithin erforderlich, die Beziehung zwischen diesem und der Windgeschwindigkeit kennen zu lernen, die in der nachfolgenden Übersicht (nach d'Aubuisson) für verschiedene Windgeschwindigkeiten dargelegt ist:

^[Liste]

Windgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde 1 2 4 6 7 9 12 15 20 24 36

Druck auf 1 qm ebener Fläche in Kilogrammen 0,13 0,54 2,20 4,87 6,46 10,97 19,50 30,47 54,16 78,00 176,95

Die Anzahl der von einem W. geleisteten Pferdekräfte (à 75 Meterkilogr. pro Sekunde) beträgt N = k.Fv³, wobei F die Fläche des Rades in QMetern, v die Windgeschwindigkeit u. k einen Erfahrungskoeffizienten bezeichnet, der für die ältern Windräder von Coulomb auf 0,0004 festgesetzt, für die neuern = 0,0005 angenommen werden kann. Ist z. B. der Durchmesser eines Windrades = 3,6 m und das innere Dritteil ausgespart, so ist F = 3,14 (1,8²-0,6²) = 9,043 qm. Daher lautete die Formel N = 0,0005 . 9,043 . v³, woraus für verschiedene Windgeschwindigkeiten folgende Leistungen resultieren:

^[Liste]

Windgeschwindigkeit in Metern pro Sekunde 4 5 6 7 8

Pferdekraft 0,3 0,6 1,0 1,5 2,3

Vgl. Perels, Die neuen amerikanischen Windräder für landwirtschaftliche Zwecke (Wien 1877); Neumann, Die Windmotoren (Weim. 1881); Hollenberg, Die neuern Windräder (Leipz. 1885).

Windregulator, s. Gebläse, S. 978.

Windrhehe, s. Kreuzlähmung.

Wind River Range (spr. rehndsch), ein Teil des Felsengebirges, im nordamerikan. Territorium Wyoming, bildet die Wasserscheide zwischen dem Wind River (obern Bighorn River) und dem Green River und erreicht im Fremont Peak eine Höhe von 4203 m. Die Reste alter Gletscher bestehen noch auf den westlichen Hängen des Gebirges.

Windröschen, s. Anemone.

Windrose, die unter der Magnetnadel eines Kompasses auf einer Kreisscheibe angebrachte Zeichnung für die verschiedenen Himmelsrichtungen. Auf dem äußern Rande der Scheibe pflegt die gewöhnliche Einteilung in 360° aufgetragen zu sein, und innerhalb derselben ist der Umfang des Kreises durch fortgesetztes Halbieren in 32 Abteilungen (Striche) eingeteilt, von denen jeder 11¼° umfaßt. Die Benennung dieser 32 Abteilungen erfolgt in der Weise, daß dieselben aus den Namen der vier Hauptrichtungen N., O., S., W. zusammengesetzt werden. Zwischen diesen vier Hauptrichtungen liegen in der Mitte die vier Richtungen NO., SO., SW. und NW., und zwischen diesen und den Hauptrichtungen liegen wieder in der Mitte die acht Richtungen NNO., ONO., OSO., SSO., SSW., WSW., WNW. und NNW. Meist genügt es, die Himmelsgegend nach einer der genannten 16 Richtungen anzugeben; doch werden zuweilen, namentlich im Seewesen, die Winkel noch einmal halbiert und dadurch die Kreisperipherie in 32 gleiche Abschnitte geteilt. Die Bezeichnung findet dann in der Art statt, daß man die Teile in dem Quadranten zwischen N. und O. der Reihe nach mit den Namen bezeichnet: Norden, Nord gen Ost; Nord Nord Ost; Nord Ost gen Nord; Nord Ost; Nord Ost gen Ost; Ost Nord Ost; Ost gen Nord; Ost. - In übertragener Bedeutung benutzt man Windrosen, um den Zusammenhang zwischen der Windrichtung eines Ortes und den übrigen meteorologischen Elementen anzugeben. Dazu stellt man für einen bestimmten Zeitraum die Werte der Temperatur, der Feuchtigkeit, des Luftdrucks, der Bewölkung, der Regenmenge etc. zusammen, welche gleichzeitig mit den einzelnen Windrichtungen beobachtet wurden, und bestimmt die Mittelwerte der verschiedenen Elemente, welche den einzelnen Windrichtungen entsprechen. Diese Zahlenreihen, aus welchen ersichtlich ist, bei welcher Windrichtung durchschnittlich die höchste und niedrigste Temperatur, Feuchtigkeit etc. vorhanden ist, und durch welche daher der Charakter der ver-^[folgende Seite]