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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Winzenheim - Wiprecht.

geb. 15. Febr. 1770 zu Bodenstein in Württemberg aus der freiherrlichen Linie, begann seine kriegerische Laufbahn in hessischen Diensten, ging dann in österreichische über, in denen er den Feldzügen gegen Frankreich beiwohnte, trat 1797 als Major in russische Dienste und ward Generaladjutant des Kaisers Alexander I. 1805 ging er als Gesandter nach Berlin, um Preußen zur Allianz mit Österreich und England gegen Frankreich zu bewegen, sodann nach Wien, um den Traktat mit den verbündeten Mächten abzuschließen, und befand sich während des Kriegs in der Begleitung des Kaisers. 1809 focht er abermals mit der österreichischen Armee bei Aspern und wurde Generalleutnant. 1812 befehligte er ein leichtes Korps bei der Avantgarde und wurde 22. Okt. bei der Barriere von Twer in Moskau gefangen. Napoleon I. wollte ihn als Unterthan eines Rheinbundsfürsten erschießen lassen; allein schon 20. Nov. wurde W. zwischen Minsk und Wilna durch den General Tschernyschew befreit, worauf er das Kommando des 2. Korps der russischen Hauptarmee erhielt. 1813 befehligte er bei Lützen den linken Flügel der Verbündeten. Nach dem Waffenstillstand stieß er mit seinem Korps zur Nordarmee und hatte Anteil an den Siegen von Großbeeren und Dennewitz. Bei Leipzig erwarb er sich den Rang eines russischen Generals der Kavallerie. Auch im spätern Verlauf des Feldzugs blieb er der Nordarmee zugeteilt, ging mit dieser nach Holland, vereinigte sich später bei Laon mit Blücher, befehligte dann die Avantgarde, nahm Reims und stellte die Verbindung des Blücherschen Heers mit dem Schwarzenbergschen her. Nach der Schlacht von Arcis sur Aube folgte er dem Heer Napoleons nach Osten, wodurch er denselben in der Meinung zu erhalten wußte, daß ihm die ganze Hauptarmee folge. Am 26. März 1814 wendete sich aber der Kaiser gegen den Verfolger, und W. wurde bei St.-Dizier geschlagen. 1815 befehligte W. ein russisches Korps gegen Frankreich. Er starb 16. Juni 1818 in Wiesbaden.

3) Heinrich Levin Friedrich Karl, Reichsgraf von, Sohn von W. 1), geb. 16. Okt. 1778, war württemberg. Gesandter nacheinander zu Karlsruhe, München, Paris, Petersburg und Wien sowie im Hauptquartier der Verbündeten während der Feldzüge von 1814 und 1815. Als Staatsminister wohnte er nebst dem Freiherrn v. Hardenberg dem Kongreß zu Wien bei, wo er sich als Verteidiger liberaler Grundsätze auszeichnete. Später zog er sich auf sein Gut Bodenstein im Regierungsbezirk Erfurt zurück, wo er 15. Sept. 1856 starb. Biographie von seinem Sohn (Gotha 1866). - Letzterer, Graf Wilko, geb. 12. Juli 1833, Landesdirektor der Provinz Sachsen, ist gegenwärtig das Haupt der Familie.

Winzenheim, Stadt und Kantonshauptort in Oberelsaß, Kreis Kolmar, am Eingang ins Münsterthal und an der Linie Kolmar-W. der Kaisersberger Thalbahn, hat eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, bedeutende Baumwollspinnerei, Weberei, Eisengießerei, ein Hammerwerk, ansehnlichen Weinbau und (1885) 3773 Einw. Im SW. von W. die Ruine des 1635 von den Franzosen zerstörten Schlosses Hohenlandsberg (634 m); westlich die Ruine Plixburg und dabei die Wilspenschlucht, bekannt durch Turennes Umgehungsmarsch vor der Schlacht bei Türkheim (1675).

Winzer, s. v. w. Weingärtner, Weinbauer.

Winzig, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Wohlau, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, eine Dampfmolkerei und (1885) 2397 Einw.

Wipfeld, Flecken im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Schweinfurt, am Main, 175 m ü. M., hat eine kath. Kirche, Weinbau und (1885) 728 Einw. In der Nähe Schloß Gaibach (des Grafen Schönborn) und Schloß Klingenberg. W. gegenüber, am linken Mainufer, liegen das Ludwigsbad mit erdig-salinischer Schwefelquelle von 14° C., die namentlich bei Rheumatismen, Gicht, Lähmungen, alten Hautübeln und Geschwüren empfohlen wird, und drei Stahlquellen. Auch sind Einrichtungen zu Schwefelmoorbädern sowie zu Douchen und Dampfbädern vorhanden. Vgl. Husemann, Die Schwefelquelle und der Schwefelmineralschlamm des Ludwigsbads bei W. (Erlang. 1857); Schmidt, Das Ludwigsbad W. (Würzb. 1875).

Wipfeldürre, das Absterben der Baumwipfel infolge hohen Alters oder bei jüngern Bäumen, wenn unter der fruchtbaren obern Bodenschicht in größerer oder geringerer Tiefe eine undurchlassende feste Kies oder Thonschicht liegt, in welcher die Wurzeln nicht weiter vorzudringen vermögen.

Wipfelfeuer, s. Waldbrand.

Wipo, deutscher Geschichtschreiber des Mittelalters, aus Burgund gebürtig, Priester und Kaplan der Kaiser Konrad II. und Heinrich III., schrieb eine »Vita Chuonradi« (deutsch von Pflüger, Berl. 1877), welche sich durch Klarheit und Frische, Natürlichkeit der Sprache, anschauliche Schilderungen (so besonders von der Wahl Konrads II. 1024) und Zuverlässigkeit auszeichnet; ferner: »Proverbia« (Denksprüche für Heinrich III.) und mehrere Gedichte in schöner reiner Form, wie den »Tetralogus« (Glückwunsch zur Thronbesteigung Heinrichs III.), eine Totenklage auf Konrads II. Tod u. a. Seine Werke sind herausgegeben von Pertz in den »Monumenta Germaniae historica«, Bd. 2 (besonderer Abdruck, 2. Aufl., Hannov. 1878).

Wippe, s. Schaukelgeräte.

Wipper, s. Kipper und Wipper.

Wipper, 1) Fluß im preuß. Regierungsbezirk Köslin, kommt aus dem Wippersee, mündet nach einem Laufe von 150 km, wovon 128 km flößbar sind, unweit Rügenwalde in die Ostsee, hier den Hafen Rügenwaldermünde bildend, und nimmt die Grabow (s. d.) auf. - 2) Fluß im nördlichen Thüringen, entspringt in Worbis auf dem Untereichsfeld, fließt nach SO. und mündet nach 75 km langem Lauf bei Sachsenburg links in die Unstrut. - 3) (Alte W.) Fluß im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, entspringt östlich vom Auerberg im südöstlichen Teil des Harzes, fließt nordöstlich, empfängt links die ebenfalls aus dem Unterharz kommende Eine u. mündet nach 70 km langem Lauf unweit Bernburg links in die Saale. - 4) Nebenfluß des Rheins, s. Wupper.

Wipperfürth, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Köln, an der Wupper und der Linie Barmen-W. der Preußischen Staatsbahn, 275 m ü. M., hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen, ein Progymnasium, ein Amtsgericht, Wollspinnerei, Tuch-, Jacken-, Maschinen- und Knochenmehlfabrikation, 2 Eisenhämmer, eine Eisengießerei und (1885) 2613 (als Gemeinde 5619) meist kath. Einwohner. Die dortige Tuchindustrie blühte schon im 13. und 14. Jahrh.

Wippmaschine, s. Schwingbaum.

Wippra, Flecken im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Mansfelder Gebirgskreis, an der Wipper, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, Bierbrauerei und (1885) 1101 Einw.

Wippschwanz (Wippsterz), s. v. w. Bachstelze.

Wiprecht, der ältere, Graf von Groitzsch, aus dem Haus der Grafen von Arneburg vertauschte