Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wirkerei

687

Wirkerei (Kulier- und Kettenware).

logie et l'anatomie comparée de l'homme et des animaux (Par. 1857-83, 14 Bde.); Owen, On the anatomy of vertebrates (Lond. 1866-68, 3 Bde.); Gegenbaur, Grundriß der vergleichenden Anatomie (2. Aufl., Leipz. 1878); Huxley, Lectures on the elements of comparative anatomy (Lond. 1864); Derselbe, Manual of the anatomy of vertebrated animals (das. 1871; deutsch von Ratzel, Bresl. 1873); Wiedersheim, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der W. (2. Aufl., Jena 1886); Derselbe, Grundriß (2. Aufl., das. 1888); Rathke, Entwickelungsgeschichte der W. (Leipz. 1861); Derselbe, Vorträge zur vergleichenden Anatomie der W. (das. 1862); Remak, Untersuchungen über die Entwickelung der W. (Berl. 1850-55); Dohrn, Ursprung der W. und das Prinzip des Funktionswechsels (Leipz. 1875); Häckel, Anthropogenie oder Entwickelungsgeschichte des Menschen (3. Aufl., das. 1877).

Wirkerei (franz. Bonneterie), ein Zweig der Textilindustrie, welcher, wie die Weberei, die Verflechtung von Fäden zu Bekleidung und ähnlichen Stoffen bezweckt, sich aber von dieser wesentlich dadurch unterscheidet (s. Gewebe), daß nicht zwei sich rechtwinkelig kreuzende Fadensysteme (Kette und Schuß), sondern entweder nur ein einziger Faden oder ein System von parallelen Fäden zur Bildung des Stoffes dient. Hiernach teilt man die Wirkwaren in zwei Hauptgruppen: Kulierwaren und Kettenwaren. Bei beiden geschieht die Verschlingung der Fäden durch Bildung von Maschen ähnlich wie beim Stricken und Häkeln, was als charakteristische Eigenschaft aller Wirkwaren eine bedeutend größere Elastizität, als sie den Geweben eigen ist, zur Folge hat. Von den Begriffen des Strickens und Häkelns läßt sich der des Wirkens namentlich seit Einführung der Strickmaschine nicht mehr scharf trennen, da letztere ebensogut als Wirkmaschine aufgefaßt werden könnte. Wie in der Weberei Hand- und Maschinenstühle unterschieden werden, so stehen sich auch Hand- und mechanische Wirkerstühle gegenüber, von denen die erstern mehr nur ein Werkzeug in der Hand des Arbeiters sind, während der mechanische Stuhl alle Bewegungen selbstthätig ausübt, so daß der Arbeiter ihn nur zu beaufsichtigen hat.

Die Maschenbildung bei der Kulierware erfolgt fast genau so wie beim Stricken, indem durch die Ösen, welche den fertigen Warenteil auf der Arbeitskante begrenzen, der Faden in Form von neuen Ösen durchgezogen wird, welche das Zurückgehen der alten Maschen verhindern und dann wieder in die Rolle der letztern eintreten etc.; während jedoch beim Stricken jede Masche einzeln gebildet wird (Fig. 1), indem der Faden mit der Stricknadel durch je eine fertige Öse hindurchgezogen wird, erfolgt beim Kulieren die Bildung einer ganzen Maschenreihe gleichzeitig, indem durch ebensoviel Nadeln, als Maschen vorhanden sind, der Faden gleichzeitig durch sämtliche alle Maschen in Form von Ösen hindurchgezogen wird. Da nun der zu Ösen gelegte Faden viel länger ist als die Breite der Ware, so würde er sich entweder dehnen, oder durch sämtliche Nadeln durchziehen müssen, was wegen der stattfindenden Reibung unmöglich ist; man bringt daher den Faden zunächst durch die festliegenden Nadeln und eigentümlich geformte bewegliche Stahlplatten (Platinen) in die Form einer Wellenlinie, welche dieselbe Länge hat, wie ein über die ganze Breite gehender Faden in der Ware, faßt dann sämtliche Wellen gleichzeitig durch Hakennadeln, welche vorher durch die alten Maschen geschoben sind, und zieht den Faden in Form von neuen Maschen durch die alten hindurch. Bei dieser Bewegung ist dafür zu sorgen, daß die alte Masche über den Haken abgleiten kann; derselbe hat daher meist die in Fig. 2 dargestellte Form. Der umgebogene Teil a ist elastisch und kann durch geringe Kraft so weit zusammengedrückt werden, daß die Spitze in die Nute b kommt; diese Operation wird durch einen besondern Teil, die Presse, ausgeführt, einer messerartigen Schiene n besteht (Fig. 3 a) und gleichzeitig sämtliche Haken schließen kann, nachdem sie Fäden genommen haben. Von andern Nadelsystemen für Wirkerstühle ist die Zungennadel (Fig. 4) noch gebräuchlich, bei welcher der Haken ohne Zuhilfenahme der Presse durch eine Zunge d geschlossen wird, welche in aufgeklapptem Zustand gezeichnet ist. Der Vorgang beim Kulieren ist nun folgender: Auf den sämtlichen Nadeln befinden sich Maschen der alten Ware w (Fig. 3 a), welche durch die Platinen p in deren Einschnitt e erfaßt werden; hierauf wird der Faden f um das Kinn d der letzten Platine herum und vor sämtlichen Platinen über den Nadeln hingelegt. Sodann werden die Platinen p der Reihe nach gesenkt, so daß ihre Vorsprünge g den Faden zwischen zwei benachbarten Nadeln zu Schlingen (Fig. 3 b) durchdrücken, welche liegen bleiben, wenn die Platinen sich wieder heben, nachdem sie die gehörige Fadenmenge auf die Nadeln verteilt haben. Durch eine eigentümliche Bewegung der Platine nach links wird nun die neue Schlinge in den Haken der Nadel geschoben, dann durch den Druck der Presse der Haken geschlossen und durch weitere Linksbewegung der Platine die alte Masche über den Haken abgeschlagen. Geht nun die Presse wieder in die Höhe, so öffnet sich der Haken durch seine Elastizität, die neugebildete Masche kann durch die Platine herausgezogen, unter die Kehle e gefaßt und nach rechts bewegt werden, worauf sich der Vorgang von neuem wiederholt. Die Maschenbildung bei der Kettenware wird am leichtesten verständlich durch Betrachtung der Fig. 5 (S. 688), welche einige Maschen der Kettenware zeigt,

^[Abb.: Fig. 1. Maschenbildung beim Stricken.]

^[Abb.: Fig. 2. Hakennadel.]

^[Abb.: Fig. 3 a u. b. Kulieren.]

^[Abb.: Fig. 4. Zungennadel.]