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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wißnitz; Wistaria; Wiszniewski; Wit; Witdoeck; Witebsk

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Wißnitz - Witebsk.

same Hilfe. Am 8. Mai 1889 wurde des Rebellenführers Buschiri befestigtes Lager bei Bagamojo erstürmt. In schneller Folge wurden sodann Saadani, Pangani und Tanga genommen, wobei sich in jedem Fall der Widerstand der Eingebornen geringer zeigte. Seine Reisen beschrieb W. in den Werken: »Im Innern Afrikas. Die Erforschung des Kassai« (mit Wolf, François und H. Müller, Leipz. 1888) und »Unter deutscher Flagge quer durch Afrika von West nach Ost«, 1880-83 ausgeführt von Paul Pogge und H. W. (Berl. 1889).

Wißnitz (Wiznitz), Marktflecken in der Bukowina, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, am Czeremosz, welcher den Ort von der galizischen Stadt Kuty trennt, hat (1880) 4165 Einw.

Wistaria Nutt., Gattung der Papilionaceen, meist kletternde Sträucher mit unpaarig gefiederten Blättern, blauen Blüten in endständigen Trauben und langen, gestielten, auf beiden Flächen unebenen Hülsen. W. chinensis Cand. (Glycine chinensis Sims.), aus der Mongolei und China, bis 30 m hoch kletternd, mit in der Jugend seidenartig behaarten Blättern und schlanker, überhängender Traube, eine unsrer schönsten Schlingpflanzen, die an südlichen Wänden, einigermaßen geschützt, unsern Winter aushält. W. frutescens Dec., aus Virginia, Illinois, Louisiana, in allen Teilen kleiner als die vorige, mit wohlriechenden Blüten, blüht später, wird in mehreren Varietäten kultiviert und ist empfindlicher als die vorige Art.

Wiszniewski (spr. wischnjéwski), Michael, poln. Schriftsteller, geb. 1794 zu Firlejow in Galizien, besuchte das Lyceum zu Krzemieniec in Wolhynien, studierte dann zu Edinburg, lebte seit 1818 seiner leidenden Gesundheit halber meist in Italien, lehrte seit 1830 an der Universität zu Krakau Geschichte und Litteraturgeschichte. Er starb im Dezember 1865 in Nizza, wo er seit mehreren Jahren in Zurückgezogenheit gelebt hatte. Sein Hauptwerk ist die große, leider nur bis zum 17. Jahrh. reichende polnische Litteraturgeschichte: »Historya literatury polskiej« (Krak. 1840-60, 10 Bde.). Außerdem schrieb er: »Bacons Methode die Natur zu erklären« (Krak. 1834) und die Sittenstudie »Die Charaktere des menschlichen Verstandes« (das. 1837). Mit Czacki gab er »Denkmäler der polnischen Geschichte und Litteratur« (Krak. 1835, 4 Bde.) heraus.

Wit, Ferdinand Johann, genannt von Dörring, politischer Abenteurer, geb. 1800 zu Altona, studierte seit 1817 in Kiel und Jena, wo er sich der Burschenschaft anschloß und im Dezember 1818 ausgewiesen ward. Er ging zunächst nach England, hielt sich aber später unter dem Namen seines Stiefvaters Dörring, bald als Agent der geheimen Polizei beargwohnt, bald als Karbonaro verdächtigt, im südlichen Frankreich, in Italien und in der Schweiz auf, bis er 20. Sept. 1821 auf savoyischem Gebiet verhaftet und nach Mailand abgeliefert wurde. Im Dezember 1822 entkam er von der Citadelle zu Mailand, irrte ein Jahr lang in der Schweiz und in Deutschland umher, wurde 24. Febr. 1824 in Baireuth wieder verhaftet, nach Berlin gebracht und endlich 1826 auf der dänischen Festung Friedrichsort eingesperrt. Hier verfaßte er: »Lukubrationen eines Staatsgefangenen« (Braunschw. 1827), denen die »Fragmente aus meinem Leben und meiner Zeit« (das. 1827-30, 4 Tle.) und »Mein Jugendleben und meine Reise« (Leipz. 1832) folgten. Nach seiner Freilassung irrte W. in Deutschland umher, von den Regierungen verfolgt und von seinen frühern Gesinnungsgenossen verleugnet. In Weimar vermählte er sich 1828 mit einer reichen Erbin und lebte dann in Schleswig, das ihm als Wohnsitz angewiesen worden war, bis er sich in Oberschlesien ankaufte, wo er sich als Förderer der Mäßigkeitsbestrebungen zeigte, aber auch für ein Werkzeug der ultramontanen Partei galt. Er starb 22. Okt. 1863 in Meran.

Witdoeck (spr. -duk), Hans, niederländ. Kupferstecher, geb. 1615 zu Antwerpen, wurde 1630 Schüler von Vorsterman, arbeitete später bei dem Maler C. Schut und trat um 1635 in die Dienste von Rubens, für welchen er eine Anzahl von Stichen nach dessen Werken ausführte, die sich mehr durch Geschicklichkeit der Grabstichelführung und allgemeine dekorative Wirkung als durch Richtigkeit und Strenge der Zeichnung auszeichnen. Die hervorragendsten sind: der Ildefonsoaltar, Christus im Grab, Abraham und Melchisedek, die Kreuzaufrichtung und die Himmelfahrt Mariä. Sein Todesjahr ist unbekannt.

Witebsk, russ. Gouvernement, zu Westrußland gehörig, grenzt an die Gouvernements Pskow, Smolensk, Mohilew, Minsk, Wilna, Kurland und Livland (s. Karte »Polen und Weißrußland«) und umfaßt 43,984 qkm (nach Strelbitsky 45,166 qkm = 820,27 QM). Das Land ist im allgemeinen hügelig; in den Niederungen zwischen den Höhen liegen viele Seen und Sümpfe. Die Steinarten bestehen teils aus Schichten roten Sandsteins, teils aus Kalkstein der devonischen Formation. Der Boden ist auf dem rechten Ufer der Düna an hohen Stellen sandig und steinig, an niedern lehmig; erratische Blöcke finden sich in großer Anzahl zerstreut. Der bedeutendste Fluß ist die Düna, die auf einer Ausdehnung von 742 km dieses Gouvernement durchfließt; kleinere Flüsse fließen von hier dem Peipussee zu, die Lowat dem Ilmensee. Von den mehr als 2500 Seen sind die größten: der Lubahn (an der livländischen Grenze), Rasno, Newel, Sebesh und Oswea. Die Sümpfe nehmen über 4700 qkm ein. Vom Areal entfallen 27,2 Proz. auf Acker, 34,6 auf Wald, 18,6 auf Wiese und Weide, 19,6 Proz. auf Unland. Die Zahl der Eheschließungen war 1885: 8044, der Gebornen 50,779, der Gestorbenen 32,245. Das Klima ist verhältnismäßig mild, die Luft gesund (mittlere Jahrestemperatur +4,35° C.). Die Bevölkerung, (1885) 1,235,350 Einw., 28 pro QKilometer, ist meist römisch- und griechisch-katholisch. Sie besteht aus Weißrussen, Litauern, Polen (ca. 80 Proz.), Großrussen, Juden u. Deutschen. W. ist kein fruchtbares Gouvernement, und die Ernten zeigen sich nur in den günstigsten Jahren als genügend für die Bevölkerung. 1887 lieferte die Ernte 2,6 Mill. hl Roggen, 2,6 Mill. hl Kartoffeln und 1,9 Mill. hl Hafer. Der Viehstand beziffert sich (1883) auf 455,312 Stück Rindvieh, 229,530 Pferde, 265,854 grobwollige Schafe, 216,274 Schweine. Die Kartoffel muß das Brot ersetzen. Flachs wird viel angebaut und bildet einen Hauptartikel der Ausfuhr nach Riga. Das Tierreich liefert ferner Fische, viel Wild; das Mineralreich Bruch- und Schleifsteine, Kalk, Thon und Walkererde. Die Industrie ist nicht bedeutend: 672 Fabriken mit 2936 Arbeitern und einem Produktionswert von 7,887,000 Rubel. Wesentliche Industriezweige sind: Getreidemüllerei, Branntweinbrennerei, Lederbereitung, Bierbrauerei und Tabaksindustrie. Der Handel wird durch die Düna, den Beresinakanal, der die Düna mit dem Dnjepr verbindet, und durch die Eisenbahn von Witebsk nach Smolensk wie anderseits nach Dünaburg befördert und vertreibt namentlich Flachs, Leinsaat, Bauholz und Häute. Die Einfuhr besteht