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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wolff

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Wolff.

der Rückreise von Ems. W. verfaßte auch das Lustspiel »Cäsario«, die Dramen: »Pflicht um Pflicht«, der »Kammerdiener« etc.; das von Weber komponierte Singspiel »Preciosa« u. a. Seine Gattin Amalie, geborne Malcolmi, eine nicht minder ausgezeichnete dramatische Künstlerin, geb. 11. Dez. 1783 zu Leipzig, betrat die Bühne 1791 in Weimar, vermählte sich 1803 mit dem Schauspieler Becker und nach der Scheidung von diesem 1804 mit W., dessen Anleitung sie neben Goethes und Schillers Anweisungen die Ausbildung ihres seltenen Talents verdankt. Zu ihren Hauptrollen gehörten: Maria Stuart, die Fürstin in der »Braut von Messina«, Iphigenia, Klärchen, Leonore Sanvitale im »Tasso« u. a. Seit 1844 der Bühne fern, starb sie 18. Aug. 1851 in Berlin. Vgl. Martersteig, P. A. Wolff (Leipz. 1879).

3) Oskar Ludwig Bernhard, Improvisator und Schriftsteller, geb. 26. Juli 1799 zu Altona von jüdischen Eltern, studierte in Berlin Medizin, dann in Kiel Geschichte und Philosophie. Als Lehrer in Hamburg sich in poetischen Improvisationen versuchend, fand er so viel Beifall, daß er sich dann auch aus Reisen in der damals in Deutschland noch völlig neuen Kunst produzierte. Goethe interessierte sich lebhaft für ihn, und durch seine Vermittelung erhielt W. 1826 eine Professur der neuern Sprachen am Gymnasium zu Weimar, die er 1832 mit der Professur der neuern Sprachen und Litteraturen zu Jena vertauschte. Er starb daselbst 16. Sept. 1851. Wolffs Entwickelung als Dichter blieb durch den improvisatorischen Zug seines Talents weit hinter den gehegten Erwartungen zurück; seine Dramen, Novellen u. a. waren gut angelegt, aber leicht und flüchtig ausgeführt. Hübsche Einzelheiten enthalten seine »Bilder und Lieder« (Jena 1840) sowie »Träume und Schäume« (Frankf. 1844); guter Humor waltet in der unter dem Pseudonym Plinius der jüngere veröffentlichten »Naturgeschichte des deutschen Studenten« (Leipz. 1842, 2. Aufl. 1843) und dem Buch »Die kleinen Leiden des menschlichen Lebens« (illustriert von Grandville, das. 1846). Von Wolffs zahlreichen litterarhistorischen Anthologien fanden der »Poetische Hausschatz des deutschen Volkes« (Leipz. 1839; 26. Aufl., erneuert von Oltrogge, 1874) und der »Hausschatz deutscher Prosa« (das. 1845, 11. Aufl. 1875) nachhaltigen Beifall. Eine trefflich angelegte, leider nicht ebenso gut ausgeführte »Geschichte des Romans« (Jena 1841, 2. Aufl. 1850) zeugte für seine umfassende Belesenheit. Eine Sammlung seiner Romane und Novellen erschien unter dem Titel: »Schriften« (Jena 1841-43, 14 Bdchn.).

4) Emil, Bildhauer, geb. 2. März 1802 zu Berlin, Schüler von G. Schadow, gewann 1821 durch ein Relief den akademischen Preis, was ihn in den Stand setzte, 1822 nach Rom zu gehen, wo er fortan blieb. In Wolffs Werken, welche sich an die klassische Richtung Thorwaldsens anschließen, spricht sich ein feiner Sinn für Schönheit der Form aus. Unter seinen Genrefiguren sind besonders ausgezeichnet: der Jäger als Vogelsteller und Jäger mit Hund, der Krieger, welcher sich die Beinschienen anlegt, der sitzende Fischer, die Hirtin und der Hirtenknabe, die Spinnerin, die Tamburinschlägerin; unter seinen mythologischen Darstellungen: Midas als Richter (Relief, 1825), das Marmorrelief der Charitas (1830), Telephos als Kind von der Hirschkuh gesäugt, die Gruppe von Hebe und Ganymed (1834), Thetis dem Achilleus die vom Vulkan geschmiedeten Waffen überbringend, die Jagdnymphe (1835), Diana nach beendigter Jagd auf den Bogen gestützt der Ruhe pflegend (1838), eine Amazonengruppe in Marmor, Prometheus mit dem himmlischen Feuer im Rohr (1844), die Marmorgruppe: Viktoria, den Jüngling in der Geschichte unterweisend (auf der Schloßbrücke in Berlin, 1846), die Marmorgruppe: Jephtha und seine Tochter (1858), Psyche nach Amors Flucht, Judith (1868, Berliner Nationalgalerie). Auch mehrere Büsten und Porträtstatuen berühmter Personen führte W. aus, so von Thorwaldsen, Winckelmann, Niebuhr, Palestrina. Er starb 29. Sept. 1879 in Rom.

5) Albert, Bildhauer, geb. 14. Nov. 1814 zu Neustrelitz, kam 1831 nach Berlin in Rauchs Werkstatt und wurde 1844 nach Carrara gesandt, um die Skulpturen für die oberste Terrasse von Sanssouci in Marmor auszuführen. Nach fast zweijährigem Aufenthalt in Italien zurückgekehrt, half er Rauch am Friedrichs-Denkmal und trat selbständig auf mit einer Porträtstatue der Gräfin Raczynska als Hygieia für einen Brunnen der Stadt Posen sowie mit einem Kruzifix mit Johannes und Maria in Marmor für die Kirche in Kamenz. Es folgten zunächst: die Reliefs am National-Kriegerdenkmal im Invalidenpark zu Berlin, eine der Gruppen auf der Schloßbrücke, der Krieger von Pallas in den Kampf geführt (1853), die Kolossalstatuen der vier Evangelisten für die neue Schloßkirche in Neustrelitz in gebranntem Thon. Für diese Art der Ausführung schuf W. außerdem eine Menge von Modellen, allegorische Statuetten, kleine Idealgestalten, monumentale Verzierungen etc., die weite Verbreitung fanden. Dahin gehören die allegorischen Figuren der Fakultäten für das Universitätsgebäude in Königsberg, die Kanzelfiguren für die Berliner Lukaskirche, die Statue Galileis u. a. für das Universitätsgebäude in Pest, die kolossale Statue Friedrich Wilhelms IV. für das Königsthor in Königsberg. Für Hannover schuf er das eherne Reiterstandbild des Königs Ernst August (1861 errichtet), für den Lustgarten in Berlin das mit mehreren Sockelfiguren versehene Reiterstandbild Friedrich Wilhelms III. Seine übrigen Hauptwerke sind: die Gruppe eines Löwenkämpfers in Erz, auf der einen Treppenwange des Museums in Berlin (s. Tafel »Bildhauerkunst VII«, Fig. 6), die Statue des Großherzogs Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin (in Ludwigslust), das Bronzerelief mit dem Einzug der siegreichen Truppen 1871, am Sockel der Siegessäule in Berlin, und die Marmorgruppe eines Bacchus mit Panther, in der Nationalgalerie zu Berlin. In seinen Werken folgt er den Überlieferungen der Rauchschen Schule bei vorwiegend idealistischer Auffassung. W. ist seit 1866 Professor an der Akademie der Künste in Berlin.

6) Wilhelm, Bildhauer, geb. 6. April 1816 zu Fehrbellin, kam, 14 Jahre alt, in die königliche Eisengießerei zu Berlin, besuchte dann das Gewerbeinstitut, lernte nebenbei bei Professor Wichmann modellieren und ward mit einem Staatsstipendium nach Paris geschickt, um sich in der Gießerei von Soyer auszubilden. Er verweilte dort zwei Jahre, dann noch anderthalb Jahre bei Stiglmaier in München und gründete hierauf in Berlin selbst eine Gießerei, aus welcher namentlich Tierfiguren nach seinen Modellen hervorgingen, die durch ihre freie, lebensvolle Behandlung die Aufmerksamkeit auf den jungen Künstler lenkten. Bald überließ W. die Gießerei seinem jüngern Bruder und wandte sich ausschließlich schöpferischer Thätigkeit zu, wobei er seine Stoffe mit Vorliebe dem Bereich der Tierwelt entnahm. Er hat eine große Zahl von dekorativen und monumentalen Tierfiguren und -Gruppen in ruhigen und be-^[folgende Seite]