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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wolffisch; Wölfflin; Wolffs; Wolffscher Körper; Wolfgang; Wolfgangsee; Wolfhagen; Wolfram

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Wolffisch - Wolfram.

kam in jungen Jahren als Handlungslehrling nach Paris, bezog dann aber noch, da der Kaufmannsstand seinen Neigungen nicht zusagte, die Universität in Bonn, um seine Studien zu vollenden. Zugleich war er ein fleißiger Zeichner, so daß er eine »Humoristische Rheinreise« mit selbst entworfenen Illustrationen veröffentlichen konnte. Nach verschiedenen schriftstellerischen Versuchen kehrte er nach Paris zurück, um für die Augsburger »Allgemeine Zeitung« Berichte über die jährliche Kunstausstellung (den »Salon«) zu schreiben. Diese Reise war für sein ganzes Leben entscheidend. W. blieb in Paris, zunächst als Sekretär des ältern Dumas, und trat dann selbständig als französischer Journalist mit einem solchen Erfolg auf, daß seine leichten, geistreichen Plaudereien als die eines Vollblut-Parisers aufgenommen und geschätzt werden. Wolffs Artikel im »Figaro«, insbesondere seine Salonberichte wie seine Reisebriefe, erfreuen sich noch jetzt einer großen Beliebtheit. Für die Bühne hat er immer nur in Gemeinschaft mit andern gearbeitet, in den Jahren 1862 und 1863 mit H. Rochefort: »Un homme du Sud« und »Les mystères de l'hôtel des ventes«, dann »Mémoires de Réséda« (1865) mit Rochefort und Blum, »Les Thugs à Paris« (1866) mit Grangé, »Fin courant« und »Alouette« (1868 und 1881) mit Gondinet; ebenso eine Reihe von Jahresrevuen, wie »Paris en action« (1879), »Parfums de Paris« (1880) mit Raoul Toché. In Buchform erschienen von ihm noch: »Mémoires du boulevard« (2. Aufl. 1866); »Deux empereurs« (1871); »Le Tyrol et la Carinthie« (1872); »Mémoires d'un Parisien« (1884 ff., bis jetzt 5 Bde.); »La capitale de l'art« (1886). Vgl. Toudouze, A. W. (1883).

Wolffisch, s. Seewolf.

Wölfflin, Eduard, Philolog, geb. 1. Jan. 1831 zu Basel, studierte hier und in Göttingen, unternahm 1854 eine Studienreise nach Paris, habilitierte sich 1856 in seiner Vaterstadt, wurde 1861 Gymnasialprofessor in Winterthur, 1869 außerordentlicher, 1870 ordentlicher Professor in Zürich, ging 1875 als ordentlicher Professor nach Erlangen und wirkt in gleicher Eigenschaft seit 1880 in München. W. hat sich besonders um die historische Erforschung des lateinischen Sprachgebrauchs verdient gemacht. Er besorgte Ausgaben des Ampelius (Leipz. 1854), des sogen. Cäcilius Balbus (Basel 1854), des Polyänos (Leipz. 1860, 2. Aufl. 1886), eine kritisch gesichtete des Publilius Syrus (das. 1869), des Asinius Pollio »De bello africano« (das. 1889) sowie eine Ausgabe von Buch 21-23 des Livius (das. 1873, 3. Aufl. 1884). Eigne Schriften von ihm sind: »Livianische Kritik und Livianischer Sprachgebrauch« (Winterthur 1864); »Antiochus von Syrakus und Cälius Antipater« (das. 1872); »Lateinische und romanische Komparation« (Erlang. 1879); »Die allitterierenden Verbindungen der lateinischen Sprache« (Münch. 1881); »Über die Gemination« (das. 1882) u. a. Auch gibt er das »Archiv für lateinische Lexikographie und Grammatik« (Leipz. 1884 ff.) heraus, für das über 200 Mitarbeiter in Thätigkeit gesetzt sind.

Wolffs (ungar. Balf), Bad im ungar. Komitat Ödenburg, Station der Ödenburg-Raaber Bahnlinie, am Südwestende des Neusiedler Sees, mit kalten kalkhaltigen Schwefelquellen u. einem Sauerbrunnen.

Wolffscher Körper, s. Geschlechtsorgane.

Wolfgang, Fürst von Anhalt, eifriger Beförderer der Reformation, geb. 1. Aug. 1492 zu Köthen, Sohn des Fürsten Waldemar VI. und Margaretens von Schwarzburg, bezog schon 1500 die Universität Leipzig, übernahm 1508 die Regierung seines Landes und hatte sein Hoflager in Köthen. Auf dem Reichstag zu Augsburg (1521) lernte er Luther kennen, führte in seinem Land 1522 die Reformation ein, trat dem 1526 zu Torgau geschlossenen Bündnis der evangelischen Stände bei und war eins der hervorragendsten Glieder des Schmalkaldischen Bundes. 1544 trat er in einem Vergleich mit seinen Vettern seinen Anteil an Zerbst an diese ab und erhielt dafür ganz Bernburg. Er nahm 1547 an der Schlacht bei Mühlberg teil und ward dafür von dem Kaiser in die Reichsacht erklärt. W. hielt sich hierauf im Harz auf, wurde aber 1551 vom Kurfürsten Moritz zum Gouverneur von Magdeburg ernannt und 1552 durch den Vertrag zu Passau von der Acht befreit, worauf er die Regierung seines Landes wieder antrat. 1562 trat er seine gesamten Besitzungen an seine Vettern ab und behielt nur Koswig, zog aber 1564 von da nach Zerbst und starb 23. März 1566 daselbst unvermählt. Vgl. Krummacher, Fürst W. zu Anhalt (Dessau 1820).

Wolfgangsee, s. Sankt Wolfgangsee.

Wolfhagen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, an einem Zufluß der Erpe, 280 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 2717 Einw. - W. entstand um 1226 durch die Landgrafen von Thüringen, welche an der höchsten Stelle der Stadt zugleich eine Burg erbauten. 1268 erfocht hier Landgraf Heinrich der Erlauchte einen Sieg über die Westfalen, welche in Hessen eingefallen waren. Am 21. April 1809 brach hier auf Anstiften des Obersten v. Dörnberg ein Aufstand gegen das Königreich Westfalen aus. Vgl. Lyncker, Geschichte der Stadt W. (Kassel 1855).

Wolfram (Wolframit, Scheel), Mineral aus der Ordnung der Wolframiate, kristallisiert in monoklinen, meist säulenförmigen, selten lamellaren Kristallen, bildet aber auch schalige, stängelige und großkörnige Aggregate, ist bräunlichschwarz mit metallähnlichem Diamantglanz oder Fettglanz, meist undurchsichtig; Härte 5-5,5, spez. Gew. 7,1-7,5. W. ist ein Eisenmanganwolframiat (FeMn)WO4 ^[(FeMn)WO_{4}] mit etwa 76 Proz. Wolframsäure. Ein nur Mangan enthaltender Körper ist der Hübnerit aus Nevada, während das reine Eisenwolframiat unbekannt ist. Als Verunreinigungen kommen Calcium, Niob und Tantal vor. Meist ist W. an alte granitische Gesteine gebunden (Erzgebirge, Harz, Cumberland, Cornwall, Limoges, Ural); bei Felsöbanya hat er sich auf Klüften des Trachyts vorgefunden. Früher als wertloses Material über die Halde gestürzt, dient das Mineral jetzt zur Darstellung von Wolframpräparaten und Wolframstahl.

Wolfram (Scheel, Katzenzinn) W, Metall, findet sich nicht gediegen, mit Sauerstoff verbunden als Wolframsäureanhydrid (Wolframocker), ferner als wolframsaurer Kalk (Scheelit, Tungstein), als wolframsaures Blei (Wolframbleierz, Stolzit) und besonders als wolframsaures Eisen- und Manganoxydul (Wolfram) auch in einigen andern Mineralien, in manchem Stahl und in Produkten des Zinnhüttenprozesses, wie denn überhaupt die Wolframerze meist in Begleitung von Zinnerzen auftreten. Das Metall kann direkt aus dem Mineral W. durch starkes Erhitzen mit Kohle und Digerieren der grauen porösen Masse mit verdünnter Salzsäure unter Luftabschluß erhalten werden. Aus Wolframsäureanhydrid durch Kohle oder Wasserstoff reduziert, ist es stahlgrau bis zinnweiß, glänzend, hart, spröde, strengflüssiger als Mangan, Atomgewicht 183,5, spez. Gew. 19,120, es ist an der Luft unveränderlich, läuft beim Erhitzen blau an, verbrennt, fein verteilt, bei Rotglut zu Wol-^[folgende Seite]