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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Wologda; Wolokolamsk; Wolost; Wolotschisk; Wolowski

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Wologda - Wolowski.

Wolof, dem die kleinen Könige untergeben waren; die Franzosen haben nur das Königreich Cayor bestehen lassen, dessen wählbares Oberhaupt immer den Namen Damel annimmt. Dagegen wurde der Würde eines Brak von Walo (wo St.-Louis) 1858 ein Ende gemacht. Vgl. Höfer, Zur Kenntnis des Negerstammes der W. (Wien 1883).

Wologda, russ. Gouvernement, wird von den Gouvernements Archangel, Olonez, Nowgorod, Jaroslaw, Kostroma, Wjatka, Perm und Tobolsk umschlossen u. umfaßt 402,118,7 qkm (nach Strelbitsky 402,725 qkm = 7313,91 QM.). Der zu diesem Gouvernement gehörige nördliche Ural (s. d.) sendet in die östlichen Teile desselben seine Ausläufer, welche Parmen genannt werden. Alles westlich gelegene Land bildet eine einförmige Ebene, die nur an den Flußthälern durch geringe Erhebungen unterbrochen wird, welche eine Ansiedelung gestatten, während die ganze übrige Oberfläche aus unzugänglichen, mit dichtem Wald bewachsenen Morästen und Sümpfen besteht. Wo das Gestein an die Oberfläche tritt, erkennt man vorzugsweise die permische Formation; der Juraformation begegnet man in den östlichen und südlichen Teilen des Nikolskischen Kreises, und an den Westabhängen des Urals dehnen sich ältere Formationen aus, wie die devonische und silurische, während endlich der Ural selbst aus kristallinischem Schiefer besteht. Das Mineralreich liefert besonders Salz, Mühlsteine, Schleifsteine und Alabaster. Der Boden besteht im SW. aus Lehm und Thon, im SO. aus Beimischung von Sand und Kalk. Vom Areal entfallen auf Ackerland nur 2,3 Proz., auf Wald dagegen 86,3, auf Wiese und Weide 3,6, auf Unland 7,8 Proz. Das Gouvernement ist sehr wasserreich; man zählt gegen 4800 Flüsse, von denen aber nicht mehr als 15 schiffbar sind. Am bedeutendsten sind: Suchona, Petschora, Pinega, Mesen. Auch hat W. viele Seen, von denen der Kubinsche (393 qkm) der größte. Das Klima ist rauh (mittlere Jahrestemperatur +2,7° C.). Die Bevölkerung beträgt (1885) 1,198,602 Einw., 3 pro QKilometer, fast ausschließlich großrussischen Stammes und Syrjänen (16 Proz.). Die Zahl der Eheschließungen war 1885: 9025, der Gebornen 52,073, der Gestorbenen 47,595. Der Ackerbau kann nur in den südwestlichen Teilen betrieben werden, liefert aber trotz aller darauf verwendeten Sorgfalt geringen Ertrag an Getreide, einen bedeutendern an Flachs und Hanf. Die Ernte war 1887: 2,3 Mill. hl Roggen und 2,8 Mill. hl Hafer; Kartoffeln und andre Cerealien in geringerer Menge. Der mittlere und nördliche Teil von W. sind mit Nadelhölzern bedeckt, die Teer, Kohlen, Pech, Terpentin, Pottasche, Bauholz, Pilze und Beeren liefern und den Syrjänen eine ergiebige Jagd auf Renntiere, Luchse, Bären, Wölfe etc. gewähren. Jährlich werden ca. 3½ Mill. Bäume gefällt, nicht inbegriffen die durch Stürme und Waldbrände vernichteten. Der Viehstand bezifferte sich 1883 auf 520,198 Stück Rindvieh, 229,490 Pferde, 392,580 grobwollige Schafe, 52,092 Schweine. Ein nicht geringer Teil der Bevölkerung beschäftigt sich mit dem Sammeln der Nüsse der sibirischen Zeder, mit Arbeiten auf den Eisenfabriken und vor allem mit Salzgewinnung. Die Industrie ist unbedeutend; man zählte 421 Fabriken mit 3483 Arbeitern und einem Produktionswert von 4,1 Mill. Rubel. Sie besteht vorzugsweise in Branntweinbrennerei, Flachsspinnerei, Holzsägerei, Papier-, Leder- und Seifenfabrikation. Der Handel besteht im Vertrieb ländlicher Erzeugnisse, wie Leinsaat, Leinwand, der oben erwähnten Waldprodukte, Tierfelle, Schleifsteine, Gußeisen, Eisen, Salz, Leder und Talglichte, nach Archangel, St. Petersburg und Moskau. An Unterrichtsanstalten hat W. (1885) 397 Elementarschulen mit 17,649 Schülern, 14 Mittelschulen mit 2342 Schülern, 2 Fachschulen, nämlich ein geistliches und ein Lehrerseminar, mit 282 Schülern. Es zerfällt in zehn Kreise: Grjasowez, Jarensk, Kadnikow, Nikolsk, Solwytschegodsk, Totma, Ustjug Weliki, Ust-Syssolsk, Welsk und W. Das Land zerfiel früher in die Fürstentümer Jugorien und Udorien, wurde später zu Archangel geschlagen und 1780 zu einem eignen Gouvernement erhoben.

Die Hauptstadt W. liegt zu beiden Seiten des Flusses W., an der Eisenbahn Jaroslaw-W., hat 47 griechisch-russ. Kirchen (darunter 2 Kathedralen), ein Mönchs- und ein Nonnenkloster, ein Gymnasium, eine Realschule, ein geistliches Seminar, ein Mädchengymnasium, ein Irrenhaus, eine Stadtbank und (1885) 17,391 Einw. Sie besitzt mehrere Fabriken (besonders für Wachs, Talg, Leder). Berühmt sind die ziselierten und mit Schwarz ausgelegten Silberwaren. W. ist Hauptstapelplatz für den Verkehr vom Weißen Meer nach dem Innern und Sitz eines Bischofs. 1273 überfiel der Fürst von Twer, Swätoslaw Jaroslawitsch, in Verbindung mit den Tataren die Stadt und führte die Einwohner gefangen fort; um die Mitte des 15. Jahrh. kam W. an das Großfürstentum Moskau. Nach der Entdeckung des Seewegs in das Weiße Meer durch die Engländer 1553 wurde W. Hauptstation auf der belebten Handelsstraße zwischen Moskau und Archangel, verlor aber als Handelsplatz seine Bedeutung infolge der Gründung Petersburgs. Seit 1796 ist W. Gouvernementsstadt.

Wolokolamsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Moskau, hat 7 Kirchen, Mitkal- (Baumwollenzeug-) Fabrikation und (1885) 889 Einw. In der Nähe ein reiches Kloster (1479 gestiftet).

Wolost (russ., »Gebiet«), Name der kleinen Verwaltungsbezirke in Rußland, welche eine oder mehrere benachbarte Gemeinden mit zusammen 300-2000 Einw. umfassen und eine besondere, aus Beamten und gewählten Bauern bestehende Versammlung mit dem Wolostältesten (Starschina) an der Spitze haben. Letzterm sind die Starosten der zugehörigen Gemeinden untergeordnet (s. Russisches Reich, S. 77).

Wolotschisk, Flecken im russ. Gouvernement Wolhynien, Grenzstation der Russischen Südwestbahn (Linie Odessa-Birsula-W.), gegenüber der österreichischen Station Podwolocziska, Endpunkt der Galizischen Karl Ludwigs-Bahn, gelegen, mit Zollamt und 3100 Einw.

Wolowski, Louis, franz. Nationalökonom, geb. 31. Aug. 1810 zu Warschau, Sohn des ehemaligen polnischen Reichstagspräsidenten J. W., vollendete 1823-27 seine Studien in Frankreich, schloß sich 1830 dem polnischen Aufstand an, war erst Kapitän im Generalstab, dann Vizerequetenmeister im Staatsrat, endlich Gesandtschaftssekretär in Paris, wo er nach dem Ende des Aufstandes blieb und 1843 naturalisiert wurde. 1833 gründete er die »Revue de législation et de jurisprudence«, ward 1839 Professor der Gesetzgebung am Konservatorium der Künste und Handwerke, 1848 Mitglied des Konseils dieses Instituts, war 1848-51 Mitglied der Konstituierenden, dann der Gesetzgebenden Versammlung, wo er sich der gemäßigt demokratischen Partei anschloß, ward 1855 Mitglied der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften, 1871 Mitglied der Nationalversammlung, in der er zum linken Zentrum (gemäßigte Republikaner) gehörte und das Freihandels-^[folgende Seite]