Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Zahlwoche; Zahlwörter; Zahlzeichen; Zahn; Zahna; Zahnarme; Zahnarzneikunde

816

Zahlwoche - Zahnarzneikunde.

Zahlwoche auf Messen die letzte Woche, in welcher alle Meßzahlungen fällig werden.

Zahlwörter, s. v. w. Numeralia.

Zahlzeichen, s. Ziffern.

Zahn, s. Zähne.

Zahn, 1) Franz Ludwig, Pädagog, geb. 6. Okt. 1798 zu Wasser-Thalleben (Schwarzburg-Sondershausen), studierte 1817-20 in Jena die Rechte, dann 1822-24 in Berlin Theologie und trat 1825 unter Harnisch als Seminarlehrer in Weißenfels ein, von wo er 1827 als Direktor des v. Fletcherschen Seminars nach Dresden berufen ward, um 1832 Diesterwegs Nachfolger in Mörs zu werden. 1857 legte er sein Amt nieder und lebt seitdem auf seinem Gut Fild bei Mörs, wo er 1839 eine Präparandenanstalt begründet hatte, welche gegenwärtig von seinem Sohn Franz Volkmar Z. als »Filder Erziehungsanstalt« fortgesetzt wird. Zahns »Biblische Geschichten« haben in verschiedenen Ausgaben (die neuern von Giebe bearbeitet) weite Verbreitung (nach Millionen Exemplaren) gefunden; ferner gab er heraus: »Geschichte des Reichs Gottes« (1830, 2 Bde.), »Handbuch zur biblischen Geschichte« (Auswahl aus Luthers Schriften zu jeder biblischen Geschichte) etc., »Filder Bibelkalender«, »Schulchronik« (1843-56), »Dorfchronik« (seit 1846), welche letztern für die Pflege des evangelischen Kirchenwesens im Rheinland hohe Bedeutung erlangt haben.

2) Wilhelm, Architekt, Maler und Kunstschriftsteller, geb. 21. Aug. 1800 zu Rodenberg in Hessen, bildete sich zu Kassel, dann 1823 zu Paris im Atelier von Gros und seit 1824 in Italien. Die erste Frucht seiner dortigen Studien waren die »Neu entdeckten Wandgemälde in Pompeji« (Stuttg. 1828). Bald nach seiner Rückkehr (1827) wandte er sich nach Berlin, wo er in dem damals noch neuen lithographischen Farbendruck sein Hauptwerk: »Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herculaneum und Stabiä« (Berl. 1828-30, 10 Hefte; 2. Folge 1841-45, 10 Hefte; 3. Folge 1849-59, 10 Hefte), herausgab, welches 1829 seine Ernennung zum Professor bewirkte. 1830 ging er wieder nach Italien. Seine reichen Studien lieferten ihm den Stoff zu den »Ornamenten aller klassischen Kunstepochen« (Berl. 1832-48, 20 Hefte; 3. Aufl. 1869-1871) und, nachdem er 1842 nach Berlin zurückgekehrt, zu den »Auserlesenen Verzierungen aus dem Gesamtgebiet der bildenden Kunst« (das. 1842-44, 5 Hefte). Er starb 22. Aug. 1871 in Berlin.

3) Albert von, Kunstschriftsteller, geb. 10. April 1836 zu Leipzig, ging 1854 auf die Dresdener Kunstakademie, besuchte dann das Atelier Bendemanns, erkannte jedoch bald, daß das Malen nicht sein eigentlicher Beruf sei. Seit 1858 studierte er auf der Leipziger Universität, wurde 1860 Kustos des Museums, 1866 Dozent an der Universität, 1868 Direktor des Museums in Weimar und 1870 Referent in der Generaldirektion der königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zu Dresden. 1871 arrangierte und katalogisierte er die Holbein-Ausstellung daselbst, und 1873 ward er Direktor der königlichen Schule für Modellieren, Ornament- und Musterzeichnen. Er starb 15. Juni 1873 in Marienbad. Z. veröffentlichte unter anderm: »Dürers Kunstlehre und sein Verhältnis zur Renaissance« (Leipz. 1866); »Musterbuch für häusliche Kunstarbeiten« (das. 1864-65); »Barock, Rokoko und Zopf« (in der »Zeitschrift für bildende Kunst« 1873); ferner redigierte er die »Jahrbücher für Kunstwissenschaft« (das. 1868-73), worin auch seine Studien über die Holbein-Ausstellung.

4) Theodor, luther. Theolog, Sohn von Z. 1), geb. 10. Okt. 1838 zu Mörs, studierte in Basel, Erlangen und Berlin, wurde 1865 Repetent in Göttingen, 1868 Privatdozent, 1871 außerordentlicher Professor der Theologie, 1877 ordentlicher Professor in Kiel, 1878 in Erlangen und folgte 1888 einem Ruf an die Universität Leipzig. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Marcellus von Ancyra« (Gotha 1867); »Der Hirt des Hermas« (das. 1868); »Ignatius von Antiochien« (das. 1873); »Acta Joannis« (Erlang. 1880); »Cyprian von Antiochien und die deutsche Faustsage« (das. 1882); »Forschungen zur Geschichte des neutestamentlichen Kanons« (das. 1881-84, 3 Bde.); »Geschichte des neutestamentlichen Kanons« (das. 1888 ff.). Mit v. Gebhardt und A. Harnack gab er die »Patrum apostolicorum opera« (Leipz. 1876-78, 3 Bde.) heraus.

Zahna, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Kreis Wittenberg, an der Linie Berlin-Halle der Preußischen Staatsbahn, 98 m ü. M., hat eine evang. Kirche, Strohpapier-, Dachpappe-, Zement-, Stärke- und Fruchtsaftfabrikation, eine Schneidemühle, Hundehandel u. (1885) 2435 Einw. Hier 5. Sept. 1813 Gefecht zwischen den Preußen u. Franzosen.

Zahnarme, Säugetiere, s. Zahnlücker.

Zahnarzneikunde, ein Teil der Chirurgie, welcher sich mit dem Bau der Zähne im allgemeinen, mit der Pflege und Erhaltung gesunder Zähne, mit der Heilung der Zahnkrankheiten und dem Ersatz verloren gegangener Zähne (Zahnmechanik, s. Zähne, künstliche) beschäftigt. Im Verlauf der Zeit hat sich die Z. als Spezialwissenschaft aus der Chirurgie herausgehoben und sich ein besonderer Stand von Zahnärzten (Dentisten) gebildet, welche bald mehr, bald weniger Kenntnisse voraussetzenden Prüfungen unterworfen sind. In Deutschland verlangt man von ihnen einen zweijährigen medizinischen Kursus an der Universität, einen mindestens halbjährigen technischen Kursus bei einem praktischen Zahnarzt und Absolvierung einer Prüfung. Da die Gewerbefreiheit niemand hindert, auch ohne Prüfung die Zahnarzneikunst zu betreiben, so gibt es einen ganzen Stand von Technikern, welche vielfach aus dem Kunstgewerbe der Goldarbeiter hervorgehen, teilweise sich aus den Heilgehilfen rekrutieren und sich mit der Anfertigung und dem Einsetzen der künstlichen Zähne beschäftigen. Diese Zahnkünstler oder Zahntechniker dürfen nicht den Titel »Zahnarzt« führen, sie sind aber die eigentlichen Verfertiger der Ersatzstücke, Gaumenplatten, künstlichen Zähne etc. und treiben ihr Gewerbe häufig in Gemeinschaft mit einem approbierten Zahnarzt. Die ersten Anfänge der Z. reichen bis ins höchste Altertum. Bei ägyptischen Mumien sollen Goldfüllungen gefunden worden sein. Ein jüdisches Gesetz gebot, den Verstorbenen vor der Beerdigung alles Gold abzunehmen, mit Ausnahme desjenigen, welches im Mund getragen wurde. Die Griechen sollen in Delphi Zahnzangen von Blei aufbewahrt haben, und die Römer benutzten Zahnpulver und ersetzten verlorne Zähne. Begründer der Z. als Wissenschaft war Fouchard in Paris durch sein Werk »Le chirurgien-dentiste« (Paris 1728, 2 Bde.; deutsch, Berl. 1733). In neuerer Zeit wurde die Z. durch Engländer und Deutsche, der technische Teil besonders durch Amerikaner bedeutend gefördert. In Deutschland erwarben sich Heider in Wien durch Gründung des Zentralvereins deutscher Zahnärzte und dessen Organ, die »Vierteljahrsschrift für Zahnheilkunde«, ein besonderes Verdienst. Ein wissenschaftlicher und technischer Unterricht in der Z. wird