Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Zelle'
absolut notwendig; wo er jedoch vorkommt, spielt er bei der Fortpflanzung
eine wichtige Rolle. Wenn nämlich eine kernlose Z. sich vermehrt, so
geschieht dies einfach durch Abschnürung eines kleinen oder größern Teiles
ihres Leibes, der auf diese Weise selbständig wird und allmählich zur Größe
der Mutterzelle auswächst; ist jedoch ein Kern vorhanden, so geht seine
Teilung derjenigen der Z. immer voraus. Es ist nun durchaus nicht notwendig,
daß sich das Teilstück (Tochterzelle) völlig und für immer von der Mutterzelle
trenne, vielmehr kann es mit ihr in Zusammenhang bleiben; dann entsteht ein
zweizelliger und bei weiterer Teilung ein mehrzelliger Organismus.
In letzterm können alle Zellen gleichartig sein, so daß sie auch alle sich
weiter vermehren, alle Nahrung aufnehmen etc. Gewöhnlich jedoch ist das nicht
der Fall, sondern es tritt Arbeitsteilung ein, d. h. manche Zellen sorgen
ausschließlich für Nahrungsaufnahme und lassen die gewonnenen Säfte auch den
übrigen Zellen zu gute kommen, indes andre die Bewegung der ganzen Kolonie
übernehmen, wieder andre ausschließlich sich fortpflanzen etc. (im einzelnen s.
Gewebe, S. 280). Durch
enges Zusammenrücken platten sich auch meist die Zellen aneinander ab und werden
eckig, doch haben auch einzellige Organismen oft höchst sonderbare Formen, so
daß die oben erwähnte Kugelgestalt der Z. mehr eine Ausnahme darstellt. -
Außer den mehr oder weniger wesentlichen Teilen des Zellinhalts, nämlich dem
Plasma und dem Kern, finden sich, wie oben erwähnt, manchmal noch andre Stoffe
vor, so z. B. Fettkügelchen, Tröpfchen einer wässerigen Flüssigkeit
(Zellsaft), Kristalle von Kalksalzen
oder Kieselsäure. Diese werden zwar sämtlich vom Plasma aus der von ihm
aufgenommenen Nahrung selbst gebildet, können jedoch in sehr großen Mengen
vertreten sein, wie z. B. in den Fettzellen bei höhern Tieren, wo man häufig
erst nach Entfernung des Fettes mittels auflösender Substanzen den Kern und
das spärliche Plasma erblickt. Auch das Ei, welches bei
allen Tieren eine einfache Z. darstellt, ist mitunter so überaus voll von
Fett und andern Substanzen (Dotter), daß Kern und Plasma nur einen sehr kleinen
Teil in ihm bilden (vgl. Ei).
Einzellige Organismen, d. h. lebende Wesen,
die aus nur einer Z. bestehen, sind nicht sehr zahlreich vorhanden. Sie bilden
die niedersten Gruppen im Tier- und Pflanzenreich und werden wohl auch als
besonderes Reich, das der Protisten (s. d.), zusammengefaßt.
Bei den vielzelligen Tieren und Pflanzen sind
die jungen Zellen einander noch ziemlich gleich und werden erst langsam, sobald sie
eine besondere Thätigkeit beginnen, verschieden. Man kennt eine große Menge Arten
von Zellen, von denen als die wesentlichsten im tierischen Körper vorkommen: 1)
Hautzellen, meist platte, eckige Zellen zur
Begrenzung des Körpers nach außen hin; 2) Drüsenzellen
zur Absonderung bestimmter Säfte; 3) Bindegewebszellen,
meist von spindelförmiger Gestalt; 4) Muskelzellen
oder kontraktile Zellen, in welchen das Plasma ganz oder zum größten Teil sich
zusammenziehen und ausdehnen kann; 5) Nervenzellen
oder Ganglienzellen; 6) Flimmerzellen, bei denen
auf der Oberfläche ein oder mehrere bewegliche Fäden von Plasmasubstanz stehen; 7)
Fettzellen; 8) Knorpel-,
Knochen- und Zahnzellen;
9) Samenzellen, meist bewegliche Zellen, die zur
Befruchtung des Eies dienen; 10) Blutzellen.
Sie alle führen, freilich in sehr verschiedenem Grad, noch ein selbständiges Leben
im Organismus, unternehmen sogar zum
↔
Teil in ihm Wanderungen (z. B. die weißen Blutkörperchen) und gehen auch durchaus
nicht immer mit dem Tode desselben sogleich zu Grunde. Es verdient übrigens noch
ausdrücklich bemerkt zu werden, daß manche Zellen sich im Lauf ihres Lebens derart
verändern, daß sie kaum noch als solche zu erkennen sind, sondern als Fasern,
Stränge etc. erscheinen. Ferner scheiden namentlich diejenigen des Bindegewebes,
Knorpels etc. um sich herum eine außerordentlich dicke Hülle aus, die man als
Intercellularsubstanz bezeichnet, weil sie
zwischen den Zellen liegt; auch die Hautzellen vieler Tiere sondern nach außen
eine Membran ab, die oft vielfach dicker ist als sie selbst (Hautpanzer der Krebse).
Die Pflanzenzelle.
Figur 1: Zellen mit Zellhaut, Protoplasma und Zellkern; A im lebenden, B im getöteten Zustand.
Ähnlich wie in tierischen Zellen ist auch in der Pflanzenzelle der eigentliche
Träger des Lebens ein aus Eiweißstoffen bestehender Plasmakörper,
der in der Regel von einer festen, aus Cellulose gebildeten Haut (s. unten) umkleidet wird.
Die Gestalt der Pflanzenzellen (Fig. 1) ist oft annähernd kugelförmig oder polyedrisch,
in langgestreckten Pflanzenteilen mehr cylindrisch oder prismatisch, bei Pilzen und Flechten
faden- oder schlauchförmig, im Kork und oft auch in der Epidermis dünn tafelförmig;
sternförmige Gestalt haben die Zellen im Mark der Binsenhalme und die mancher Haare.
Nach der Beschaffenheit der Zellhaut, des Zellinhalts und nach der physiologischen Aufgabe
der ganzen Z. unterscheidet man in der Botanik zahlreiche Zellarten,
deren Name sich aus der betretenden Eigenschaft leicht erklärt, wie z. B. Tüpfel-, Spiral-,
Ringfaser, Kork-, Holz-, Schleimzellen u. a. (S. weiter unten.) Die kleinsten Zellen finden
sich bei den einfachsten einzelligen Pflanzen, den Schizomyceten
(Bacterium Termo mit 0,0015 mm Längendurchmesser),
und den Sporen vieler Pilze. Die runden oder polyedrischen Parenchymzellen der höhern
Pflanzen schwanken in der Größe ihres Durchmessers etwa zwischen 0,02 und 0,2 mm. Die
faserförmigen Zellen des Holzes und Bastes sind gewöhnlich enger; aber der lange Durchmesser
beträgt im allgemeinen 0,7-2,5 mm, bei manchen Bastfasern noch mehr. Manche Haare, wie
z. B. die Baumwolle, erreichen mehrere Zentimeter Länge, ebenso gewisse einzellige Algen,
wie Vaucheria, Bryopsis
und Caulerpa, von denen die letztere, obwohl nur aus
einer einzigen Z. bestehend, in ihrer Form einen kriechenden,
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 857.